Letztes Update: 31. Oktober 2023, 16:59
Der Bahnhof La Neuveville, auf halber Strecke zwischen Biel und Neuchâtel gelegen, ist Ausgangspunkt für die Postautolinien auf das Plateau de Diesse („Tessenberg“). Ungefähr stündlich, am Wochenende weniger, fahren die Busse ab hier bergwärts, in der Regel nach Nods, wobei zwei verschiedene Fahrwege existieren. In Spitzenzeiten werden vereinzelt beide Routen gleichzeitig abgedeckt: Der MAN A20 links wird via Prêles und Lamboing fahren, der Bova Futura wird sein Ziel via Lignères erreichen.
Wer ab Biel anreist, verpasst die Anschlüsse in La Neuveville knapp – Abhilfe schafft die Standseilbahn Ligerz – Tessenberg, die die Reisenden von Biel auf das Postauto bringt. Die Bergstation liegt am Rand von Prêles (die einstige deutsche Bezeichnung Prägelz wird kaum noch verwendet); Der Bova-Hochflurwagen, 2014 ausrangiert, hat dort seine Reisenden aufgenommen und fährt jetzt durch den Dorfkern (wo auch die Primarschule für fast die meisten Dörfer der Ebene liegt) weiter Richtung Endstation Nods.
Das volle Ausmass des Plateau de Diesse, welches teilweise im Kanton Bern, teilweise im Kanton Neuchâtel liegt, wird kurz nach dem Dorf sichtbar, wenn der Bus die Ebene in einer fast geraden Streckenführung überquert. Links im Hintergrund ist Diesse erkennbar, rechts die äussersten Gebäude von Lamboing, und im Hintergrund der Chasseral, welcher das Tal nach Nordwesten abgrenzt. Der Bus ist unterwegs talwärts Richtung La Neuveville.
Ziel der Strecke ist das Dorf Nods, eigentlicher Ausgangspunkt für Reisende zum Chasseral - ob nun per Bus, zu Fuss, per Schneeschuh oder früher auch per Sessellift. Die Schneise, die die Anlage im lichten Bergwald hinterlassen hat, ist mehr als 10 Jahre nach der Stilllegung kaum noch zu erkennen; nur ganz oben lässt sich noch erahnen, dass hier früher aktiv Alpinski gefahren wurde (und heute auf der Nordwestseite immer noch wird). Der Bus hat soeben das Dorf Nods verlassen und fährt nun als Schülerkurs über Diesse und Lamboing zum College in Prêles.
In Nods befindet sich die Postauto-Garage für die Linien, und das Dorf ist auch ein Knotenpunkt, ist doch hier der Endpunkt von zwei Linien nach La Neuveville sowie der saisonalen Berglinie zum Chasseral. Am Wochenende wurden bis 2017 auch einige Kurse der Linie St-Blaise – Lignères bis hierhin verlängert, um den Bus vom Depot zuzuführen – hier begegnen sich an einem regnerischen Sonntagmorgen zwei MAN-Niederflurbusse, links einer der beiden verkürzten MAN A22 ex LiechtensteinBus.
Lignères ist die einzige Neuenburger Gemeinde auf dem Plateau und wurde während Jahren sowohl über die Linie La Neuveville – Nods als auch von/nach St-Blaise in der Agglomeration Neuchâtel angebunden; hier ein Kurs mit Ziel St-Blaise im Dorfkern, welcher etwas abseits der Hauptstrassen liegt und deshalb mit seinen lange nicht mehr sanierten Strassen recht ursprünglich wirkt. Seit Dezember 2017 wurde die Variante über La Neuveville verstärkt; direkte Kurse in den restlichen Kanton Neuchâtel gibt es nicht mehr.
Die Linie La Neuveville – Lignères – Nods führt (genauso wie die Linie über Prêles) in steiler Fahrt vom Bielersee auf das Plateau hinauf. Dabei ergeben sich auch einige sehenswerte Ausblicke: Hier ein MAN A22 auf Talfahrt von Nods nach La Neuveville, im Hintergrund der Bielersee mit der St. Petersinsel (und im Hintergrund das Dorf Lüscherz).
Während die Achse La Neuveville – Prêles – Nods ab dem Anschlusspunkt direkt bergwärts führt, fahren die Busse via Lignères zuerst den Hauptachsen entlang bis Le Landeron. Dort beginnt auch eine weitere FuniCar-Buslinie: Die erst 2008 eingeführte Linie führt von hier nach Marin und bietet so eine Tangentialverbindung durch die Kantone Bern und Neuchâtel an. Im Dezember 2017 wurde sie ab Marin nach St-Blaise und Enges verlängert und ersetzte so die Linie St-Blaise - Lignières. Der ursprünglich dafür beschaffte MAN Nr. 20 fährt jetzt auf dem ganzen Netz; dafür sind die verkürzten Standardbusse 16 und 17 ex LiechtensteinBus oft hier zu sehen, im Bild Wagen Nr. 17.
Die ursprüngliche Tangentiallinie war lange Zeit besonders für Pendler aus Marin in den Raum Biel, aber auch von den Berner Gemeinden am Bielersee in Richtung Bern interessant, die so den Umweg über Neuchâtel sparen können. Tagsüber dient die Linie insbesondere dem Einkaufsverkehr: Nach dem kurzen Halt am Bahnhof Marin-Epagnier fährt der Bus nämlich noch eine Minute weiter und erreicht das Marin Centre, das grösste Einkaufszentrum im Grossraum Neuchâtel.
Unterwegs von Le Landeron nach Marin bedienen die Busse auch die Dörfer Cressier und Cornaux an der SBB-Linie Biel – Neuchâtel; die Gegend in der Ebene zwischen Bieler- und Neuenburgersee ist bekannt für die grossen Anlagen der Ölindustrie, welche nach einem Totalstopp wegen wirtschaftlichen Problemen inzwischen wieder in Betrieb sind. Entsprechend gehören Kesselwagen hier zum Alltag, der Bus fährt parallel dazu Richtung Marin und wird in Kürze Cornaux erreichen.
Die beiden Dörfer Thielle und Wavre haben, ganz im Gegensatz zu den bereits per Bahn erschlossenen Ausgangs- und Endpunkten, mit der Buslinie zum ersten Mal einen schienengebundenen öV-Anschluss erhalten. Inzwischen fährt die Buslinie nicht mehr nur von Montag bis Freitag, sondern auch samstags und seit 2017 sonntags; hier ein werktäglicher Nachmittagskurs mit Ziel Marin im Ortskern von Wavre.
Wie erwähnt fährt die Tangentiallinie seit Dezember 2017 weiter nach Enges und ersetzt die frühere Linie St-Blaise - Lignières. Auch diese war an die SBB-Linie Biel – Neuchâtel angebunden; trotz der kurzen Distanz gibt es keine Direktverbindung in die Kantonshauptstadt. Die Busse wendeten an der Trolleybus-Schlaufe der TN, bedienten (und bedienen auch als neue Tangentiallinie) unterwegs auch den SBB-Bahnhof, der aufgrund seiner Hanglage nicht direkt durch den Bus angefahren wird.
Endstation ist das Dörfchen Enges in einem kleinen Seitental parallel zum Bielersee. Während im unteren Teil des Dorfes inzwischen ein Golfplatz angelegt wurde, ist das Bild oberhalb des Dorfes recht ursprünglich geblieben – erst recht, wenn der Nebel die neueren Bauzonen verdeckt. Der Bus ist im Jahr 2012 unterwegs Bergwärts nach Lignères; auch heute noch fahren die Busse über das Dörfchen Enges hinaus, enden dann aber einige Meter hinter dem Fotografenstandort am Collège.
Erst seit 2014 fahren einzelne Postautos von Nods zum Twannberg – das grosse Panorama-Ressort ist damit auch an den Bus angebunden, wenn auch nur im Sommer und am Wochenende. Die Linie wird auf Bestellung des Hotels mit Sondertarif betrieben und gehört so nach der Abschaffung des Alpine-Ticket-Zuschlags seit 2015 zu den ganz wenigen verbliebenen PostAuto-Linien mit Zuschlag. Foto: Tis Meyer.
Quasi als Krönung des Angebotes fahren die Postautos ab Nods seit einigen Jahren im Rahmen von „Bus Alpin“ auch zum Gipfel des Chasseral – und ersetzen so nach einigen Jahren Pause die Sesselbahn auf derselben Strecke, die 1993 stillgelegt wurde. Zuoberst am Berg bietet sich das bekannte Bild mit Gasthaus und, einige hundert Meter dahinter, dem weitherum sichtbaren Sender.
Auf den obersten Metern führt die Linie über dieselbe Strasse, welche schon seit den 1940er-Jahren durch die CJ ab St-Imier bedient wird; die Abzweigung ist auf dem Col du Chasseral. Punkto Aussicht ist es der spannendste Teil der Strecke, ist doch hier oberhalb des Waldes (die Baumgrenze würde technisch gesehen wohl noch etwas höher liegen) der Neuenburgersee fast in der ganzen Länge zu sehen.
Weiter unten ist die Fahrt hingegen weniger aussichtsreich, wenn auch durchaus schön – führt sie doch vor allem durch lichten Bergwald. Der Bus ist nahe der Métairie de L’Isle unterwegs talwärts über die schmale Bergstrasse – gut zu sehen ist hier das kalkige Gestein, welches an der ganzen Bergkette immmer wieder an die Oberfläche kommt und mit ein Grund ist, dass der Chasseral heute eine Naturlandschaft von nationaler Bedeutung ist.