Letztes Update: 31. Oktober 2023, 17:00
Ein interessantes Liniennetz mit drei Linien führt ab dem Bahnhof Bad Ragaz ins Taminatal. Beinahe wäre das Streckennetz im Dezember 2007 an den Konkurrenten Bus Ostschweiz gegangen; eine Vereinbarung mit Abtausch von Linien im Rheintal führte aber dazu, dass die auch touristisch wichtigen Linien im Postauto-Netz blieben und in den letzten 10 Jahren deutlich ausgebaut wurden. Die frühmorgendliche Aufnahme, noch vor der 2017 erfolgten Eröffnung der Taminabrücke, zeigt die Busse nach Vättis, Valens-Vasön, zur Pizolbahn und nach Landquart, alle gestellt durch die Karl Gessinger AG – deren Wurzeln über mehrere Generationen bis in die Pionierzeit der Postautos im Taminatal reichen.
Erstes Ziel ist das rund einen Kilometer vom Bahnhof entfernte Ortszentrum des Kurortes; die Buslinien, die allesamt den Anschluss an die RegioExpress-Züge aus Zürich, St.Gallen und Chur darstellen, befördern auch die Kurzstreckenreisenden vom Bahnhof bis zur Post bzw. dem Dorfbad – der Bus ist unterwegs von Valens nach Bad Ragaz und hat an der Post die meisten Reisenden ausgeladen – die Fahrgäste zum Bahnhof sind mit dem bereits abgefahrenen Bus der Linie 451 gereist.
Direkt hinter dem Dorfzentrum beginnt für die Busse der Linie 451 der erste starke Anstieg nach Pfäfers; zu überwinden sind in den nächsten 10 Minuten Fahrzeit 300 Höhenmeter. Von 1892 bis 1954 wurde die Höhe bis zum etwas unterhalb Pfäfers gelegenen Hotel Wartenstein auch von einer Standseilbahn überwunden – noch heute führt die ansonsten längst zweispurige Strasse in einem engen Tunnel unter dem früheren Bahntrassee hindurch. Der NAW/Hess BH4-23 half von Ende 2007 bis im Sommer 2008 hier aus, um die Zeit bis zur Lieferung eines neuen Setra 412UL zu überbrücken.
Auf dem Postplatz von Pfäfers besteht Anschluss an die Kleinbusse von und nach St. Margrethenberg, welche heute ebenfalls von PU Gessinger betrieben werden. Aufgrund der nahen psychiatrischen Klinik war und ist die Linie in den Hauptverkehrszeiten gut frequentiert; Standardbusse sind allerdings auch heute noch die Ausnahme, solange alle Midibusse funktionieren – im Bild gelangte ausnahmsweise der für den Ortsbus beschaffte Standardbus vom Typ Scania/Hess K270UB auf die Taminataler Linie, da ein Setra 412UL langfristig defekt war.
Ziel der Linie 451 ist Vättis, mehr als 10 Kilometer weiter taleinwärts an der Verzweigung von Tamina- und Calfreisental gelegen. Seit Dezember 2008 fahren die Busse stündlich bis hierhin; ein Fahrzeug ist jeweils im Dorf stationiert und wird mit zwei Chauffeurdiensten ab hier betrieben. Der Hess-Bergbus wartet an der Haltestelle Post auf die Rückfahrt nach Bad Ragaz; im Hintergrund der 3'247 Meter hohe Ringelspitz, höchster Gipfel des Kantons St.Gallen.
Seit Sommer 2017 führt die Fahrt von Pfäfers nach Vättis planmässig über die Taminabrücke und Valens; diese grösste Bogenbrücke der Schweiz mit 260 Metern Spannweite und rund 200 Metern Höhe ersetzt die alte Strasse von Bad Ragaz nach Valens; dank einer nur für ÖV und Rettungsfahrzeugen zugelassen Stichstrasse aus dem Dorf Pfäfers zur Brücke ist es ausserdem möglich, nun das ganze Tal mit einer einzigen Buslinie zu bedienen. Der Setra 412UL der Linie 451 hat Pfäfers bedient und rollt nun über die Brücke weiter nach Valens.
Dort liegt mit der Reha-Klinik der zweite grösste Arbeitgeber im Tal. Das Fahrgastaufkommen in Spitzenzeiten ist so hoch, dass zu Schichtwechsel zusätzliche Eilkurse unter der Nummer 452 fahren, welche das Dorf Pfäfers umfahren (und so wiederum Kapazität auf der Linie 451 für die Angestellten der dortigen Klinik freihalten). Vor Eröffnung der Taminabrücke fuhr die Linie 452 von Bad Ragaz stündlich über die alte Valenserstrasse hierhin – der Hess-Bergbus auf der Linie hat soeben gewendet und fährt nun zurück nach Bad Ragaz. Der 2422 Meter hohe Muntaluna im Hintergrund liegt auf der anderen Seite des Mülitobels, welches die Dörfer Valens und Vasön trennt.
Die alte Strasse zwischen Bad Ragaz und Pfäfers wurde nach Eröffnung der Taminabrücke 2017 aufgegeben; sie liegt in einem Rutschgebiet und wird, solange möglich, noch als Forststrasse betrieben. Die Fahrt über die alte Strasse war jeweils ziemlich eindrücklich, nicht zuletzt wegen der bisweilen etwas «aus der Form geratenen» Kehren. Die Aufnahme zeigt einen der bis 2016 noch gelegentlich hier eingesetzten Neoplan-312K-Midibusse auf Talfahrt.
Da in Valens eine kurze Wendezeit üblich war, gelangten die Busse der Linie 452 zweimal täglich auf die Linie 451 nach Vättis, um dort eine halbe Stunde Pause zu erhalten. So gelangten die grösseren Setra 412UL nach Valens, was auf der schmalen Bergstrasse nicht ganz einfach war. Der Wagen hat vor kurzem den Anstieg begonnen und klettert nun Kehre für Kehre aus der Taminaschlucht hinauf auf die Sonnenterrasse von Valens, die er bei Balen-Gassaura erreichen wird.
Einige Kurse der Linie 452 fuhren jeweils weiter über die Tschennerbrücke nach Vasön, was allerdings zu einer längeren Umlaufzeit und somit auf der Rückfahrt zum Bruch einzelner Anschlüsse in Bad Ragaz führte. Da im kleinen Dorf kein Platz zum Wenden bestand, durchquerten die Busse jeweils das ganze Dorf und wendeten auf einem Platz ausserhalb des Kerns. Im Bild ein Neoplan 312K beim kleinen Volg-Dorfladen. Heute fahren die Busse der Linie 451 stündlich durch das Dorf…
…und erreichen nach kurzer Talfahrt den Staudamm Mapragg, über den sie wieder die frühere Hauptstrasse von Pfäfers nach Valens erreichen. Bis 2017 wurde der Damm nur von wenigen Schülerkursen Pfäfers – Vättis befahren; diese konnten mit dem neuen Fahrplan aufgegeben werden, da die beiden Dörfer nun direkt über die Taminabrücke verbunden sind.
Der 1977 aufgestaute Mapragg-See dient der Stromerzeugung über eine Kraftwerkszentrale in Bad Ragaz; es ist die untere Stufe einer Pumpspeicheranlage der Kraftwerke Sarganserland AG. Der See hat, abgesehen von der recht massiven Betonstaumauer, die Landschaft durchaus bereichert mit dem zeitweise tiefblauen, zur Schneeschmelze aber gelegentlich auch milchig-trüben Wasser. Der Setra 412UL ist auf der Rückfahrt von Vättis und erreicht in wenigen Minuten die Staumauer.
Nach dem See folgt eine längere Schluchtenpassage, die Strecke Mapragg – Vättis wird ohne Zwischenhalt bedient, was leider auch dazu führt, dass die Seilbahn zum Vättnerberg ohne ÖV-Anschluss ist. Der Hess-Bergbus hat die engste Passage der Schlucht bereits überwunden und rollt nun die letzten Kilometer taleinwärts über verschneite Alpwiesen.
Im Sommer fahren die Busse ab Vättis vereinzelt weiter bis zur 1976 erstellten Staumauer Gigerwald; eine Wanderung führt von dort dem Gigerwaldsee entlang ins historische Walserdorf St. Martin. Mit 1340 Metern Höhe ist die Staumauer der höchste Punkt des Ragazer Liniennetzes; der Setra 412UL hat das Restaurant Gigerwald passiert und fährt nun mit trotz unsicherem Wetter zahlreichen Wanderern bergwärts bis zum Staudamm, den er zum Fahrtabschluss überqueren wird.
Nicht mehr Teil der Linie 451 ist die Passage von Pfäfers bis zur Staumauer Mapragg über Ragol und Vadura; diese Teile der Gemeinde Pfäfers werden heute alternativ durch die Linie 454 bedient. Im Gegensatz zur Valenser Seite ist dieser Abschnitt dünn besiedelt, und an den meisten Haltestellen konnten die Reisenden an einer Hand abgezählt werden – so auch in der Streusiedlung Grosswies, die der Setra 412UL hier durchquert.
Neu wird das Gebiet bis Vadura durch die Linie 454 Pfäfers – St.Margrethenberg bedient; die Linie fährt ungefähr zweistündlich, für die Schüler, die immer schon die grosse Mehrheit der Reisenden waren, werden zusätzliche Kurse gestellt. Der Sprinter-Kleinbus hat soeben in Vadura, Dorf, gewendet und fährt nun zurück zur Abzweigung Eselwies, wo die Bergfahrt zum St. Margrethenberg beginnt. Im Hintergrund rechts ist die Staumauer Mapragg zu erkennen.
Die Strecke zum St. Margrethenberg erhielt dank der Notwendigkeit, auch Ragol und Vadura zu bedienen, ein dichteres Angebot gegenüber dem halben Dutzend früher angebotener Fahrten. Das Hochplateau wird ausser von den Schülern vor allem am Wochenende von Wanderern, im Winter auch von Skifahrern (es gibt einen einzelnen Skilift auf der Ebene) frequentiert. Bei schlechten Schneeverhältnissen wie an diesem Werktagsmorgen sind die Reisendenzahlen allerdings sehr bescheiden – der Sprinter verlässt ohne Reisende den Wendeplatz…
Bis Dezember 2012 wurde die Linie von Pfäfers auf den Berg noch vom einheimischen PU Riederer bedient, welcher dafür zwei grössere Midibusse vom Typ Setra 412UL einsetzte. Vorbei am Restaurant Tristeli, ebenfalls schon seit Jahren stillgelegt, rollt der Wagen, der zuvor in Pfäfers Anschluss aus Bad Ragaz und Vättis abgenommen hat, bergwärts in die Streusiedlung. Noch heute ist der für die Linie verbliebene Sprinter-Kurswagen in St. Margrethenberg stationiert, allerdings nicht mehr in der früheren Riederer-Garage, sondern in einem kleinen Schopf unweit davon.