Letztes Update: 31. Oktober 2023, 17:21
Als schnellste Verbindung vom Hauptort des Appenzeller Vorderlandes in die westlichen Teile der Schweiz haben die beiden Buslinien von Heiden nach St.Gallen (inzwischen verknüpft bis/ab Engelburg) eine relativ grosse Bedeutung für die Region. Auf der Hauptlinie 120, welche via Eggersriet fährt, waren denn auch bis Dezember 2018 fast ausschliesslich Doppelstockfahrzeuge wie dieser zum Zeitpunkt der Aufnahme praktisch fabrikneue Alexander Dennis Enviro 500. Seit Dezember 2018 sind die Umläufe der Linien 120 und 121 verknüpft, seither fahren vermehrt auch Doppelstöcker auf der Linie 121 und Standardbusse auf der Linie 120.
Wie fast alle Buslinien bedienen die 120 und 121 nach der Abfahrt am Hauptbahnhof zuerst die Haltestelle Marktplatz/Bohl, direkt im Stadtzentrum zwischen den beiden Teilen der Altstadt gelegen und somit frequenzmässig sehr wichtig. Dieser Doppelstockwagen, unterwegs in Richtung Bahnhof und Engelburg, hat gerade die Haltestelle, welche eigentlich auf dem Bohl liegt, verlassen und überquert nun den Marktplatz.
Bis Neudorf folgt die Linie 120 (die 121 biegt schon früher ab bergwärts) den Trolleybuslinien 1 und 4, welche das Rückgrat des innerstädtischen öV in St.Gallen bilden. Danach fahren die Busse, parallel zu den Linien 7 und 9, bergwärts durch das Schachen-Quartier – die Strasse hat heute relativ kleine Bedeutung, denn von der Autobahn ist die Kantonsstrasse nach Heiden heute auch direkter ereichbar.
Kurz nach der Stadt wird die Goldach auf der so genannten Martinsbrücke überquert, und der Anstieg nach Heiden beginnt. Für die Busse beginnt eine steile, aber immerhin gut ausgebaute Bergstrecke…
…mit bester Aussicht auf die Stadt St.Gallen und den Bodensee. Die zahlreichen Kehren auf den Strecken in der Region ist auch der Grund, dass PostAuto Ostschweiz trotz schwieriger Beschaffung an Doppelstockbussen festhält. Diejenigen für die Linien 120 und 121 sind in den Regiegaragen von Heiden und Engelburg stationiert, wobei letztere während einigen Jahren von PU Casutt, Gossau, betrieben wurden.
Es folgt das Dorf Eggersriet, stark gewachsen von 1970 noch unter 1000 Einwohnern auf heute rund 2'200. Da die Linie 120 auch einen beträchtlichen Teil des direkten Verkehrs zwischen Heiden und St.Gallen befördert, ist in den Hauptverkehrszeiten ein 15-Minuten-Takt möglich, was Eggersriet aus Pendlersicht zu einem (stark erhöht gelegenen) Vorort von St.Gallen macht… Das starke Wachstum des Dorfes macht sich auch an der Architektur bemerkbar.
Das Dorf Grub ist eine Kuriosität: Es besteht nämmlich aus zwei Dorfteilen, dem reformierten Appenzellischen und dem katholischen St.Gallischen Grub (wobei letzteres Teil der Gemeinde Eggersriet ist). Die Hauptachse führt durch Grub AR, und Grub SG wird nur stündlich mit einer Stichfahrt bedient, welche dieser Neoplan-Doppelstöcker gerade hinter sich hat – im Hintergrund die St.Gallische, im Vordergrund die Appenzellische Kirche.
Endstation Heiden – die Linie 120 wendet hier heute auf die Linie 121 und umgekehrt, und es bestehen diverse Anschlüsse weiter in die kleineren Gemeinden des Appenzeller Vorderlandes. Da der Anschlussknoten um die Linie 120 im Dezember 2018 wegen den übergeordneten Anschlüssen in St.Gallen aufgegeben wurde, bestehen heute je nach Tageszeit und Linie Anschlüsse an die eine oder andere Linie – fix auf die Linie 120 angebunden ist die Linie 222 von und nach Rheineck, das im Bildhintergrund soeben angekommen ist.
Deutlich geringer, wenn auch mit dem inzwischen eingeführten Hablstundentakt und den teilweise neu durch die Linie 121 angebotenen Anschlüsse steigend, ist die Bedeutung der zweiten, langsameren Linie zwischen St.Gallen und Heiden. Abseits der Kantonsstrassen führt sie über Rehetobel talwärts und bleibt bis an die Stadtgrenze von St.Gallen auf Appenzeller Boden – hier beim Weiler Midegg.
Erstes Dorf nach St.Gallen ist aber Speicherschwendi, teil der grossen Gemeinde Speicher mit dem gleichnamigen Hauptort an der Trogenerbahn St.Gallen – Trogen. Der kurz darauf ausrangierte Van-Hool-Standardbus von PU Casutt ist unterwegs durch das kleine Dorf in Richtung St.Gallen und passiert den bekannten Gasthof Bären.
Die relativ schmale Strasse durchquert auf ihrer Fahrt einige interessante Stellen, beispielsweise das enge Tobel bei der Haltestelle Zweibrücken (und dem gleichnamigen Restaurant). Hier verzweigen sich die beiden Gewässer, die später als Goldach vereint auch die Martinsbrücke der Linie via Eggersriet passieren und schliesslich beim gleichnamigen Dorf in den Bodensee münden.
Höhenmässig gesehen ist die Linie verglichen mit jener über Eggersriet ziemlich „Ineffizient“, muss doch ein beträchtlicher Teil der oberhalb Zweibrücken gewonnenen Höhe zwischen Kaien und Heiden wieder „abgebaut“ werden. Inzwischen wieder auf einer Kantonsstrasse angekommen (Sie führt von Heiden über Wald, Trogen und Speicher nach St.Gallen), führt die Strecke unter anderem vorbei am Heilbad Unterrechstein, der Wagen ist auf dem sRückweg nach St.Gallen und wird in wenigen Minuten die „Passhöhe“ in Ausserkaien erreichen.
Seit Dezember 2006 fährt die Buslinie 120 von Heiden¬ – St.Gallen direkt nach Engelburg, im Dezember 2009 folgte auch die Linie 221, welche im Zuge der Verlängerung in 121 umbenannt und auf den Halbstundentakt von Mo-Fr verdichtet wurde. Somit besteht heute ein ungefährer Viertelstundentakt von Heiden über St.Gallen nach Engelburg, der die beiden Regie-Standorte direkt verbindet. Dieser Neoplan-Doppelstöcker (Typ N 4426/3) hat auf dem Dorfplatz soeben gewendet und fährt nun zurück über St.Gallen ins Appenzellerland; der Volvo 8700LE daneben ist aus Heiden als Linie 121 gekommen und fährt nun ins nahe Depot, von wo aus er kurz darauf einen HVZ-Umlauf auf der hier anschliessenden Linie 132/3 nach Waldkirch übernimmt.
Die Fahrt von St.Gallen nach Engelburg führt durch das tiefe Tobel, das die Sitter rund um die Stadt St.Gallen ausgewaschen hat; Fluss und Talboden werden beim Weiler Spisegg gequert, wo auch eine Buslinie nach Abteil abzweigt. Der Volvo 8700LE hat die Strassenbrücke, welche parallel zur Holzbrücke aus dem 18. Jahrhundert über die Sitter führt, überquert und nimmt nun die Steigung nach St.Gallen in Angriff, welche auch mehrere Kehren beinhaltet, in denen ein Kreuzen zwischen Doppelstockbus und Autos nur eingeschränkt möglich ist.
Nicht so auf der Steigung auf der anderen Seite der Sitter, welche 2010/11 mit geänderter Linienführung komplett neu gebaut wurde - die alte, deutlich schmalere (aber auch viel besser in die Landschaft eingepasste) Strasse befindet sich im Rücken des Fotografen. Am Wochenende, wenn die Linie 120 nur stündlich fährt, fahren zusätzlich zum 120er auch Kurse St.Gallen – Engelburg mit der Nummer 130; die Linie 121 fährt dann gar nicht bis Engelburg.