Letztes Update: 1. November 2023, 9:56
In Fiesch kreuzen seit langen Jahren die Züge der Matterhorn-Gotthard-Bahn. Am so entstehenden „kleinen Knoten“ beginnen und enden zwei Buslinien, welche von der früheren Furka-Oberalp-Bahn in die neue MGB eingebracht wurden, und welche seit langen Jahren nicht durch die Bahn selbst, sondern durch PostAuto und deren PU Seiler betrieben werden. Hier warten die beiden Busse mit den Zielen Fieschertal und Ernen ( - Binntal) auf die beiden Züge aus Brig und Andermatt.
Der Bahnhof Fiesch liegt etwas erhöht über dem Weisswasser und kann nur über eine relativ enge Strasse erreicht werden. Im Hintergrund ist die, ebenfalls erhöht liegende, Kirche und oben rechts im Bild das Bahntrassee, welches die MGB wieder aus dem Talkessel von Fiesch hinauf ins Goms führt, zu erkennen.
Im Winter fahren praktisch alle Kurse via Luftseilbahn Fiesch; die Kurse von/nach Ernen werden bis hier verlängert, während die Fieschertaler Kurse ohnehin hier vorbei fahren. Zwei Luftseilbahnen vermögen zusammen rund 1000 Personen in der Stunde auf die Fiescheralp und so ins Skigebiet zu befördern – was auch nötig ist in der Saison; Kurz nach der Abfahrt der „kleinen“ 45-Personen-Bahn rechts warten die Skifahrer schon wieder auf die grosse 125-Personen-Kabine der zweiten Anlage. Auf die Wintersaison 2019/2020 geht in Fiesch ein neuer kombinierter Bahn-/Bushof mit Seilbahnstation in Betrieb, danach wird der Shuttledienst wohl obsolet werden.
Die weitere Fahrt bis Fieschertal ist kurz, die Endstation wird schon nach rund 5 Minuten erreicht. Das Dorf liegt am unteren Ende der markanten Felsmoräne des Fieschergletschers – für dessen Rückgang nach der „kleinen Eiszeit“ sogar gebetet wurde, als Häuser und Weiden bedroht waren. Heute ist der Gletscher nicht mehr Sichtbar, und die immer stärker vom Tourismus abhängige Gemeinde Fiesch hat vom Vatikan (!) die Erlaubnis erhalten, auf das Gebet zukünftig zu verzichten…
Im Winter fahren die Busse zwischen Fiesch und Fieschertal, sonst im Stundentakt mit mehreren Lücken unterwegs, teilweise halbstündlich – und ab Fiesch weiter nach Lax, dem nächsten talwärts gelegenen Dorf im Goms. Dieses kann, genau wie das zwischen Fiesch und Lax gelegene Sport- und Ferienzentrum, so regelmässig an die Talstation der Fischeralp-Bahn angebunden werden. Beim Dorfkern von Lax unterqueren die Busse die Bahnlinie Brig – Fiesch, welche hier die kleine Geländemulde mit einem über 100-jährigen Viadukt überquert.
Im Sommer fährt nur ein einziges Postauto-Kurspaar vorbei am Bahnhof Lax – das Mittagskurspaar Fiesch – Ernen. Um den Schülern einen genügend langen Mittag zu ermöglichen, fahren die Busse früher als üblich in Fiesch ab und nehmen hier den Bahnanschluss aus Brig ab…
…bevor sie, zurück auf der normalen Route, nach zwei Kehren Talfahrt die Rhone (die hier „Rotten“ genannt wird) überqueren. Es folgt ein Aufstieg vorbei an Niederernen und der grossen Ferienhaussiedlung Aragon nach Ernen, dessen Kirche im Hintergrund bereits zu erkennen ist.
Bis Ernen besteht ungefähr ein Stundentakt ab Fiesch, mit einzelnen Verdichtungen in der Wintersaison. Das Dorf mit seinem historischen Ortskern lockt im Sommer und Winter nicht nur Outdoor-Touristen, sondern auch unzählige Kunst- und Kulturbegeisterte an, gilt es doch als Musikerdorf und veranstaltet auch ein regelmässiges Festival. Am Dorfplatz heisst es oft: „Umsteigen bitte“, denn hier gabelt sich die Linie: Einer der Busse fährt ins Binntal, der andere Richtung Mühlebach und Steinhaus.
Diese letztere Linie fristet im Sommer ein Schattendasein, nur ein halbes Dutzend Kurse, sonntags noch weniger, nehmen den Weg über die schmale Strasse nach Steinhaus, am schattigen Nordhang des Goms in einer Sackgasse gelegen – weiter nach Niederwald und ins Obergoms geht’s zumindest im Winter nur via Fiesch. Der Mittagskurs, welcher nur werktags fährt, befördert hauptsächlich Schüler, hier auf der Rückfahrt von Steinhaus in Richtung Mühlebach.
Im Sommer wird die Linie meist mit einem Kleinbus bedient, welcher für die Schüler und die wenigen Wanderer, die sich auf die Schattenseite „verirren“, gut ausreicht. Im zu Ernen gehörenden Ortsteil Mühlebach ist dieser Regie-Wagen im Sommer 2010 unterwegs talauswärts Richtung Ernen.
Im Winter, wenn vor allem in Mühlebach viele Ferienwohnungen vermietet werden, wird hingegen mit Standardbussen gefahren, und Mühlebach (im Gegensatz zum kleinen Steinhaus) fast stündlich angeschlossen. Bis 2008 war hier Ausgangspunkt des Sessellift ins Skigebiet Erner Galen – heute fahren die Feriengäste nach Fiesch zum Skifahren. Attraktiv ist Mühlebach dafür für Architekturfans: Es ist die älteste integral erhaltene Holz-Dorfkern der Schweiz!
Die zweite Buslinie ab Ernen, diejenige ins Binntal, hat ihre Hochsaison dagegen im Sommer. Fast stündlich fahren die Setra-Busse dann die 15-minütige Strecke bis Binn – bzw. Schmidighischere, denn der Name Binn dient eigentlich als Überbegriff für die diversen kleinen Weiler im hinteren Binntal. Hier wenden die Busse am Eingang zum Ortskern, der für die Busse schlicht zu gross wäre – hier ein Morgenkurs aus Fiesch. Dahinter wartet bereits der Kleinbus für die Weiterfahrt nach Feld und Brunnebiel – dazu später mehr.
Ganzjährig erreichbar sind die Weiler im hinteren Binntal erst seit 1964 – dann wurde der 1.9 Kilometer lange, mehrheitlich einspurige Tunnel durch die „Aebne Matte“ eröffnet und der Abschnitt um die gefürchtete Felsnase zum sommerlichen Wander- und Veloweg abgestuft. Für die Setra-Busse ist das Kreuzen im Tunnel nur an den Ausweichstellen möglich, und auch dort nur knapp – bei planmässigem Betrieb wird deshalb der Gegenkurs vor dem Eingang abgewartet (Foto: Tis Meyer).
Im Winter geht’s hier beschaulicher zu: Nur vier Kurspaare (und ein fünftes auf Voranmeldung) pro Tag fahren von Ernen bis Binn, und in der Regel werden diese Kurspaare mit dem Kleinbus geführt. Die Busse passieren dabei auch den Weiler Ausserbinn, der hoch über der Schlucht liegt und dessen Häuser am steilen Hang kleben.
Später fällt der Blick zurück auf Ausserbinn und ins Goms, während der Bus den auf der anderen Seite eines kleinen Seitentals liegenden Weiler „Lätzus Üsserbi“ (falsches Ausserbinn) passiert. Im Hintergrund ist das Skigebiet der Fiescheralp zu erkennen, wo auch anfangs April noch Skibetrieb herrscht – während die klimatisch trockenen Binntaler Hänge schon schneefrei sind.
Seit 2006 ist Binn nicht mehr Endstation: Im Rahmen des Projektes Bus Alpin („Alpentälerbus“) werden seither immer mehr nicht ganzjährig besiedelte Bergregionen mit einem öV-Angebot erschlossen, das von regionalen Trägerschaften verwaltet wird. Der Bus ab Binn fuhr anfänglich sowohl nach Heiligkreuz als auch bis Feld - während die Verbindung nach Heiligkreuz inzwischen wegfiel, wird Feld fast stündlich bedient. Nach dem Umsteigen vom Setra bringt der Kleinbus morgens um halb neun die Fahrgäste weiter vorbei an Schmidighischere.
Da die Fahrzeit Fiesch – Binn – Fiesch in einer Stunde ohnehin meist zu knapp ist, fahren die Setra-Busse im Sommer teilweise einen zweistündigen Umlauf und bedienen die Strecke Binn – Feld direkt ab Fiesch. Passiert wird auch der Weiler Giesse mit seiner kleinen Kapelle. Obschon relativ trocken (und künstlich bewässert) ist das Binntal im Sommer je nach Wetterlage auch anfällig für Gewitter – so wird auch dieser Mittagskurs in Kürze vom erfrischenden Nass eingeholt werden…
In Feld ist der Weg für Standardbusse dann definitiv zu Ende. Der öV hingegen nicht – drei Mal täglich fährt der Sprinter-Kleinbus von hier weiter über eine schmale Bergstrasse bis Brunnebiel, dem Ausgangspunkt für Wanderungen zur Binntalhütte und weiter über den Albrunpass – oder Basisort für die zahlreichen Strahler, die hier nach seltenen Mineralien graben. So ist der Sprinter denn auch trotz faktischer Reservationspflicht gut ausgelastet, sobald der Bus aus Fiesch angekommen ist…
Die Fahrt ins Brunnebiel führt über eine schmale Bergstrasse mit Kiesbelag – die nach starkem Regen auch mal ausgewaschen ist. Für den kleinen Sprinter kein Problem, der Einsatz grösserer Fahrzeuge wäre hingegen kaum möglich (auch wenn derartige Pläne schon aufgetaucht sind). So heisst es halt gelegentlich auch: zusammenrücken! Der letzte Morgenkurs nimmt auch mal Fahrgäste talwärts mit – die Nachmittagskurse bewährten sich hingegen nicht und wurden vor einigen Jahren gestrichen.
Meist wird seit 2016 ein hochfluriger 4x4-Sprinter eingesetzt – die Strecke kann aber auch vom niederflurigen Sprinter City 35 befahren werden. Der Bus hat vor wenigen Minuten Fäld verlassen und sucht sich nun seinen Weg zwischen den Schlaglöchern bergwärts über die ausgewaschene und für den Privatverkehr gesperrte Bergstrasse…
…wo nach einigen Kehren die erste Alpsiedlung Heiwmeder passiert wird. Ein Teil der Siedlung wird heute als Ferienhäuschen genutzt – die moderne Alpwirtschaft lässt sich auch im Naturpark Binntal mit weniger Gebäuden als einst betreiben.
Ein letztes Bild von der schmalen Bergstrasse – und wohl auch beste Werbung für den Hersteller, dessen Niederflur-Stadtbus wohl eher selten in solchem Umfeld in Betrieb genommen wird… Die Aufnahme entstand im Bereich der Trogschlüecht.