Letztes Update: 1. November 2023, 10:03
Eine wechselvolle Geschichte hatten über die letzten Jahre die Postautolinien im Solothurner Bezirk Gäu; als einzige Konstante zieht sich der Betreiber durch: Seit 1964 bereits ist das Reise- und Transportunternehmen Wyss aus Boningen Postautohalterin bzw. -Unternehmerin in der Region. Die heutige Linie 127, seit Dezember 2021 in dieser Form im Angebot, ist allerdings erstaunlich ähnlich zur ursprünglichen Linie 127, welche über die letzten 15 Jahre verschiedentlich umgestaltet wurde. Heute beginnt die Linie, welche von Montag bis Freitag durchgehend halbstündlich (und am Samstag stündlich) fährt, am Bahnhof Aarburg-Oftringen an den S-Bahn-Linien Olten – Sursee bzw. Olten – Langenthal.
Zuvor begannen die Linien über Jahrzehnte jeweils am Bahnhof Olten, dem zentralen Eisenbahnknoten der Schweiz – was allerdings zur Folge hatte, dass sie einerseits am knapp dimensionierten Bushof stets um eine Kante kämpfen mussten, und andererseits der Stau auf der Zu- und Wegfahrt zum grossen Knoten den Fahrplan oft stark durcheinanderbrachte. Mit der neuen Lösung bringt die S-Bahn die Reisenden zuverlässig zum Bahnhof und direkt weiter nach Aarau, Langenthal oder Zofingen – wobei einige Gemeinden nach wie vor nicht überzeugt sind, dass dies wirklich ein Vorteil ist.
So gelangen die Busse nach dem Bahnhof Aarburg direkt auf die Aarebrücke vor der eindrücklichen Kulisse des Schlosses Aarburg. Nicht weniger eindrücklich ist das Naturschauspiel der «Aarewaage», das sich unter der Brücke abspielt: durch ein natürliches «Hafenbecken» vor dem Schlossfelsen ergibt sich hier ein grossräumiger Wirbel, der den Eindruck erweckt, dass die Aare hier flussaufwärts fliesst. Der ältere MAN A20 lässt sich davon nicht beeindrucken und fährt über den Fluss in Richtung Gäu.
Die Fahrt führt ab Aarburg zuerst vorbei am grossen Aare-Kraftwerk nach Boningen; das Dorf ist auch Sitz des PostAuto-Unternehmers und besteht aus mehreren Ortsteilen. Im Bild ist ein Bus unterwegs bei der Haltestelle Lindenplatz in Richtung Olten.
Im Dezember 2009 wurde das zuvor lange geltende Konzept der Linien im Gäu erstmals angepasst – neu war es die Linie 126, welche Olten mit Boningen und Wolfwil verband. Erstmals wurde dabei auch ein Versuch gewagt, Kurse nicht bis ins Zentrum Olten zu führen – zahlreiche Verdichtungskurse verkehrten fortan ab Boningen über Kappel SO nach Hägendorf, wo eine Kurzwende durchgeführt wurde. Den Anschluss nach Olten stellte nun der Busbetrieb Olten-Gösgen-Gäu (BOGG) sicher. Im Bild erreicht einer der zusammen mit der Neukonzeption 2009 nachbeschafften MAN A21 gerade von Kappel kommend die Endhaltestelle Solothurnerstrasse. Ab Ende 2015 fuhren alle Kurse der Linie 126 wieder nach Olten – das übrige Konzept wurde aber kaum angepasst.
Die Fahrt der Linie 126/127 geht von Boningen weiter der Aare entlang (aber immer ausserhalb Sichtdistanz) durch den Solothurner Bezirk Gäu – nächstes Dorf ist das langgezogene Strassendorf Fulenbach, das im Wesentlichen entlang von zwei Hauptstrassen entstanden und gewachsen ist. Im Bild ist ein Citaro-Facelift-Standardbus – er war stets der einzige des PU – unterwegs in Richtung Olten. Für die näher an der Aare gelegenen Ortsteile besteht als Alternativverbindung auch die S-Bahn ab dem auf der anderen Aareseite (und im Kanton Aargau) gelegenen Bahnhof Murgenthal.
Bei der Post Wolfwil besteht schon seit langem ein kleiner Bus-Knoten. Früher wie heute ist es die Linie 127, die von Fulenbach kommend weiter nach Kestenholz fährt – und die Linie 126, welche den Anschluss über Neuendorf an die Bahn sicherstellte – zwischenzeitlich fuhr die Linie 126 weiter über Neuendorf nach Oensingen und eine Linie 127 stellte den Anschluss über Kestenholz sicher. Bei der Post besteht ein Wendeplatz, welchen die Linie 126 benötigte, um ab Fulenbach weiter nach Neuendorf zu gelangen – im Bild einer der inzwischen vier Gelenkbusse des Betriebs, wie sie bis Ende 2021 auf verschiedenen Umläufen beider Linien zu sehen waren. Am Sonntag wird der Wendeplatz auch benötigt – dann wendet die Linie 127 ab Aarburg-Oftringen hier, da die Dörfer weiter in Richtung Oensingen alle auch durch den BOGG eine Grunderschliessung erhalten.
Heute führt die Linie 127 wieder wie schon bis 2009 über eine kleine Anhöhe beim Dorf Kestenholz weiter ins Dünnerntal und nach Oensingen. Von 2009 bis 2018 wurde der Abschnitt von der «neuen» Eilkurs-Linie 127 bedient: Diese führte ab Olten als Eilkurs entlang des BOGG nach Egerkingen, weiter über Neuendorf nach Wolfwil und dann schliesslich über Kestenholz nach Oensingen. Am Morgen war auf der Linie bis 2013 auch noch dieser Doppelstock-Autobus auf der Linie im Einsatz, um die grossen Schülermassen zu befördern. Der Bus wurde anschliessend durch einen Gelenkbus ersetzt.
Während die Eilkurse der Linie 127 in Oensingen bei der immer etwas provisorisch wirkenden BOGG-Haltestelle südlich des Bahnhofs endeten, fährt die «neue alte» 127 in Oensingen durch das Dorf (hier bei der Haltestelle Post mit der Neu Bechburg im Hintergrund)…
…zur Nordseite des Bahnhofs, wo sie zusammen mit dem Ortsbus und den HVZ-Linien ins Thal zwischen SBB- und OeBB-Bahnhof Endet. Die Anschlüsse sind auf den Fernverkehr abgestimmt, welcher je stündlich exakt um 30 Minuten versetzt Richtung Biel und Olten – Zürich fährt.
Zwischen Olten und Neuendorf, wo die Eilkurse der Linie 127 parallel zu den BOGG-Regionalkursen fuhren, bedienten die Postautos nur einige wenige Haltestellen in den Zentren; dazwischen, etwa hier unweit der BOGG-Garage in Wangen, fuhren die Kurse ohne Halt. Während der Doppelstöcker am Morgen hier eingesetzt wurde, reichten am Nachmittag Standardbusse auf, der Doppelstöcker wurde auf der Linie 126 benötigt. Der Citaro im Bild wurde von der Regie Laufen geerbt, um die letzten Setra-213UL-Hochflurbusse (welche anfangs ebenfalls auf dem Eilkurs zu sehen waren) zu ersetzen.
In Neuendorf ergab sich mit dem 2009 eingeführten Konzept ein kleiner Busknoten, hier traf sich die Linie 127 mit den BOGG-Bussen – und ebenso mit der Linie 513 Oberbuchsiten – Hägendorf, welche von 2009 bis 2018 durch BOGG und PostAuto gemeinsam betrieben wurde. Heute führt hier wieder die Linie 126 durch, welche wie schon bis Ende 2009 Wolfwil über Neuendorf mit Egerkingen verbindet.
Von 2009 bis 2018 wurde diese Anbindung durch die Linie 126 gewährleistet, welche von Olten kommend ab Wolfwil über Neuendorf, Egerkingen und Oberbuchsiten nach Oensingen führte. Ab 2018 wurden diese Kurse dann wieder «abgekoppelt» und als Ersatz für die eingestellte Eilkurs-Linie ab Wolfwil über Kestenholz nach Oensingen geführt, womit sich quasi ein Rundkurs Oensingen – Egerkingen – Wolfwil – Oensingen ergab. Sowohl Standard- als auch Gelenkbusse waren auf diesen Runden unterwegs – hier passiert ein Standardbus die Haltestelle Migrosstrasse, gelegen bei der Abzweigung zum grossen Migros-Verteilzentrum als einer der grössten Logistikbetriebe der (aufgrund ihrer Nähe zum wichtigsten Autobahnkreuz der Schweiz) sehr durch diese Branche geprägten Region.
Wenig später passiert ein Gelenkbus den Bahnhof Egerkingen, wo die Buslinie mit den Regionalzügen Olten – Solothurn – Biel verknüpft war und ist. Die Buslinie bedient anschliessend die Dörfer Egerkingen…
…und Oberbuchsiten, welche beide am Jura-Südfuss deutlich oberhalb der Bahnhöfe gelegen sind. Heute wird die Spange Wolfwil – Neuendorf – Egerkingen Oberbuchsiten wieder durch die «alte» Linie 126 (wobei diese bis Ende 2009 oftmals schon in Neuendorf endete und gar nicht bis Wolfwil fuhr) bedient.
Im Gegensatz zur früheren Linie 126 bedient die «neue» Linie seit Ende 2021 Oensingen nicht mehr, sondern fährt ab Oberbuchsiten zum Bahnhof hinunter mit Anschluss an die S-Bahn von und nach Solothurn. Die Linie 126 fährt von Montag bis Freitag halbstündlich und mit Gelenkbussen, insbesondere aufgrund der grossen Pendlerströme zu den Logistikbetrieben. Nur am Samstag wird stündlich und mit Standardbus gefahren.
Ebenfalls einige Zeit – etwa von 2009 bis 2015 – bediente PostAuto-Unternehmer Wyss auch einen Umlauf der BOGG-Linie 513 Hägendorf – Neuendorf – Oberbuchsiten. Zum Einsatz kamen dort stets Standardbusse – hier ist ein Fahrzeug am ziemlich antiquierten (und in den letzten 15 Jahren auch nicht wesentlich modernisierten) Bahnhof Hägendorf zu sehen. Die Linie wird heute wieder alleine durch den BOGG bedient.