Letztes Update: 1. November 2023, 10:08
Im Val-d’Anniviers werden in drei Dörfern Ski-Shuttles (die im Wallis so genannten «Navettes») durch PostAuto betrieben. In der weitläufigen Gemeinde St-Luc betreibt der PU TS-AR, bzw. betrieb schon der Vorgänger-PU Epiney aus Ayer, ein Skibusbetrieb. Dabei werden je nach Saison 1 (ganzer Winter), 2 (Skiferien) oder 3 (Feiertage) Midibusse eingesetzt, was an Spitzentagen alle 5-10 Minuten eine Fahrt ergibt. Fixpunkt des Netzes ist bei der Post St-Luc, welche auch von der Linie Vissoie – Chandolin bedient wird und wo die überzähligen Fahrzeuge in Schwachlast-Zeiten ihre Pause abwarten. Hier eine Aufnahme aus 2009 mit zwei inzwischen ausrangierten MAN/Lauber-Midibussen.
Die Busse fahren ihre Schlaufe im Gegenuhrzeigersinn, denn auch sie müssen sich an das Einbahn-Regime im engen Dorfkern halten. Zuerst geht die Fahrt von der Post talwärts entlang der Hauptstrasse in die unteren Dorfteile, wo die Mehrheit der grösseren Hotels liegen.
Erst auf der Rückfahrt wird der obere Teil des Dorfes bedient, wo auch der eigentliche, historische Ortskern von St-Luc liegt. Unweit des Zentrums liegt auch die Talstation der Standseilbahn St-Luc – Tigniousa, Hauptzubringer ins insgesamt relativ kleine Skigebiet.
Auf dem Weg von unten nach oben bedienen die Busse alle Siedlungsgebiete bis zum hintersten Ortsteil Les Fénis, wo die Strasse endet. Der Blick reicht von hier nicht nur zurück zum Dorfkern, sondern vor allem auch mehrere hundert Höhenmeter in die Tiefe zurück ins eigentliche Val d’Anniviers und zum Knotenpunkt Vissoie.
Auch in Grimentz wird ein Shuttle durch PostAuto bedient, hier kommt allerdings als «Transportbeauftragter» (und nicht als PU) die Firma L’Oiesau Bleu aus Sierre zum Einsatz, deren Schwesterfirma Bus du Soleil auch den Stadtbus in Sierre betreibt. Zum Einsatz kommen je nach Saison ein bis zwei Fahrzeuge, wobei ein Mix aus eigenen (blauen) und durch die Regie zur Verfügung gestellten Kleinbussen zum Einsatz kommt. Dreh- und Angelpunkt des Netzes ist bei der Talstation der beiden Seilbahnen, unweit der Endhaltestelle der PostAuto-Regionallinien. Ein PostAuto-Kleinbus der Regie Sion hat gerade seine Reisenden dort «abgeladen» und fährt unter der grossen Pendelbahn-Kabine weiter…
…zum nur wenige Meter entfernten Halt «Piste des Chamois», wo spätnachmittags die Skifahrer von der Talabfahrt herkommend wieder aufgeladen werden. In der Nebensaison fahren alle drei Linienäste ab hier im 40-Minuten-Takt, wofür ein Fahrzeug ausreicht.
Der kürzeste Linienast führt von hier nach La Duit und so im wesentlichen entlang der Buslinie von/nach Sierre (aber mit mehr Halten). Beim Parkplatz La Duit am untersten Ortsrand wartet der Bus kurz auf seine nächste Fahrt ortseinwärts.
In der Saison werden die drei Äste halbstündlich bedient; dann ist der Ast von/nach La Duit mit jenem von/nach Les Flives durchgebunden; die dritte Linie zur Route de Beauregard wird mit einem zweiten Fahrzeug bedient. Beide «Berg-Äste» (Flives und Beauregard) bedienen den Halt Ecole de ski, welche am oberen Rand des sehr sehenswerten Dorfkerns liegt (der Dorfkern selbst ist für Busse nicht befahrbar).
Der «untere» Ast bleibt danach mehr oder weniger konstant auf der Höhe und bedient die Route de Roua mit ihren zahlreichen Ferienhäusern. Der Blick schweift hier talauswärts in Richtung der Ski-Hänge von St-Luc.
Der «obere» Beauregard-Ast überwindet hingegen einen deutlichen Höhenunterschied, um seinen Zielort zu erreichen. Die Chalets tragen aber mit zum Rekord als Gemeinde mit den meisten Zweitwohnungen der Schweiz bei, welcher im Rahmen des Abstimmungskampfs zur so genannten «Zweitwohnungsinitiative» publik wurde – wobei verglichen mit anderen Kurorten im Wallis das Ortsbild in Grimentz dank einigermassen konsequenter Bauweise weniger stark gelitten hat als andernorts.
Das dritte Netz liegt eigentlich knapp ausserhalb des Tals in Vercorin. Dort teilen sich TSAR und L’Oiseau Bleu die Leistungen, wobei auch hier L’Oiseau Bleu sowohl mit eigienen als auch mit gelben Fahrzeugen fährt. Alle Buslinien beginnen und enden bei der Talstation der Gondelbahn nach Sigeroulaz, wo ein Wendeplatz besteht. Planmäsisg würden sich hier auch Anschlüsse ergeben, welche allerdings nicht publiziert sind und auch nicht aktiv eingehalten werden. Im Bild hat das grösste hier zu sehende Fahrzeug, ein MAN-Midibus der Regie, soeben gewendet…
…und wird danach gleich weiterfahren zur Bergstation der Luftseilibahn aus Chalais. Diese Shuttle-Verbindung zwischen den beiden Bergbahnen (welche zwar einen Verwaltungs- und Betriebsverbund bilden, aber eigentlich zwei eigenständigen Firmen gehören) wird in der Hochsaison viertelstündlich angeboten, wobei die Kapazität des Midis deutlich grösser ist als jene der ankommenden Pendelbahn vom Tal.
Die Shuttle-Linie führt auch am Rande durch den engen Ortskern und vorbei an der Post, wo die vier bis fünf täglichen Buskurse aus Sierre/Siders ankommen und abfahren, ebenso die nur an Spitzentagen angebotenen zwei Kurspaare über die Verbindungsstrasse ins Val d’Anniviers. Schon längst wäre ein Neubau der Luftseilbahn aus Chalais angedacht, dann wäre auch die Postautolinie ins Tal obsolet – derzeit sind aber immer noch Einsprachen hängig.
Zwei halbstündliche Linien ab der Bergbahn führen in die Chalet-Quartiere des Dorfes, bei unserem Besuch wurden sie von L’Oiseau bleu mit einem Sprinter mit Heck-Niederflureinstieg bedient. Die Linie «Le Mont» führt zum nördlich des Dorfkerns gelegenen Hügel, welcher von der Strasse nach Sierre umrundet wird. Bei der Kirche, 1963 erbaut, ist der Sprinter unterwegs bergwärts, gut sichtbar wird so auch die Lage des Dorfes auf einem Sattel. Im Gegensatz zu vielen anderen Walliser Skiorten gibt es hier keine Unterteilung in «Village» und «Station», auch die Kirche aus 1963 wurde nicht als erste erbaut, sondern hatte einen mehrere Jahrhunderte alten Vorgänger.
In der jeweils anderen Viertelstunde fährt der Kleinbus ins Quartier Les Liches auf der schattigen Südseite des Dorfes. Das Quartier ist mit einer Talabfahrt direkt angebunden, bei wenig Schnee – wie im Winter 2022/23 fast durchgehend – ist der Bus aber auch für die Rückreise gefragt. Die Aufnahme entstand unterhalb Desertet auf der Rückfahrt zu den Bergbahnen. Die drei genannten Linien fahren auch in der Zwischensaison – dann allerdings mit einem sehr unattraktiven Fahrplan mit Abfahrten alle ca. eineinhalb Stunden…
Ausserhalb der Hochsaison gar nicht bedient wird die Linie «Jardins» (intern mit 4 bezeichnet). Der hier eingesetzte Bus fährt als erstes ab der Bergfahrt eine Runde auf sehr schmaler Strasse durch das unterhalb des Dorfes gelegene Quartier «Jardins»…
…dann anschliessend via Dorf zur Luftseilbahn und weiter bis Lavioz im Quartier Liches, wo der Kinder-Skilift liegt. Auf dieser letzten Etappe ist der an diesem Tag eingesetzte Iveco/Rosero-Midibus zu sehen – aufmerksame Beobachter erkennen dasselbe Fahrzeug, das auch bei der Dokumentation der Grimentz-Linien im Einsatz stand.