Letztes Update: 11. August 2023, 22:28
Ab dem Bahnhof von Sierre starten, nebst diversen anderen Buslinien, auch zwei Postautolinien, welche vom PU Transports Sierre-Anniviers et Regions (TSAR) bedient werden. Während die Hauptlinie nach Vissoie in der Regel mit Standardbussen bedient wird, fahren auf der Nebenlinie nach Vercorin in der Regel zwei Midibusse, welche ursprünglich noch an den kleinen PU Pfammatter, Sierre, abgeliefert wurden. Hier warten Setra-Busse beider Linien auf die Abfahrt ab Sierre.
Ziel der Fahrt ist der Ferienort Vercorin auf 1320 Metern über Meer, welcher mit dem Postauto vier- bis fünfmal pro Tag erreicht werden kann. Da das Dorf auch mit einer Seilbahn ab Chalais erschlossen ist, spielt das Postauto in der Erschliessung der Gemeinde nur eine Nebenrolle, indem es einen direkten Bahnanschluss nach Sierre herstellt. Bereits seit mehreren Jahren wartet das Dorf zudem auf eine neue, leistungsfähigere Seilbahn, die aktuell durch Einsprachen blockiert ist – sie könnte dereinst die Buslinie ganz überflüssig machen.
Wichtiger war das Postauto der Linie 441 hingegen über lange Jahre für den Lokalverkehr zwischen Sierre, Chippis und Chalais, wo bis Ende 2022 ungefähr ein Stundentakt angeboten wurde. Beim Ortseingang von Chippis – vor allem bekannt durch das einstige Werk der Alusuisse – queren die Busse auf einer alten Fachwerkbrücke die Rhone und tauchen ins nicht weniger nostalgisch anmutende Arbeiterdorf ein, das während der meisten Zeit am Tag im Schatten der hohen Berge liegt.
In Chalais endeten die meisten Kurse bei der Talstation der heutigen (kleinen) Luftseilbahn nach Vercorin; eine der Anlagen übrigens, welche zwecks Erschliessung der Bergdörfer vom Kanton subventioniert werden. Heute gelangen ab Sierre im 20-Minuten-Takt Stadtbusse über Noës hierhin, und die unregelmässigen Busse des KTU Ballestraz wurden durch stündliche, in der HVZ halbstündliche Postautokurse zwischen Sion und Sierre ersetzt. So kann auf die Kurzkurse der Linie 441 weitgehend verzichtet werden.
Nur noch einzelne Kurse der Linie verkehren im Tal – einziger Unterschied zur Tallinie ist, dass dann auch weiterhin ein Hochflurbus zum Einsatz kommt, der in den Umlauf der Linie 441 eingebunden ist. Am späteren Nachmittag deckt so ein Kurzkurs eine für Schüler ungünstige Taktlücke der Hauptlinie ab und wendet in Réchy. Das Dorf liegt eigentlich nicht an der direkten Bergfahrt, wird aber durch alle Kurse der Linie 441 mit angebunden.
Nach Réchy beginnt die eigentliche Bergfahrt über 800 Höhenmeter schmale Bergstrasse - durch die im Mittelwallis allgegenwärtigen Rebberge…
…erreicht der Bus auf etwa halber Höhe das Dorf Brie, wo einer der grossen Vorteile des Postautos offensichtlich wird: Es transportiert nicht nur Fahrgäste, sondern eben, zumindest hier, auch immer noch die Post, welche durch den Chauffeur persönlich in die Postfächer verteilt wird. Ob diese Art der Zustellung – oder aber auch die immer noch bestehende Poststelle in Vercorin – noch bestehen bleiben würde ohne Postauto, ist fraglich…
Der eindrücklichste Abschnitt der Fahrt beginnt nach dem Dorf Brie, führt doch die Buslinie mehrere hundert Meter über dem Talfluss Navisence ins Val d’Anniviers hinein – auf einer Strasse, deren Tunnels noch heute nicht breiter als vier Meter sind, und welche vor Jahrzehnten direkt in den Fels gehauen wurde…
Die letzten Meter der Linie führen dann wieder über die gemächlich ansteigenden Wiesen unterhalb des Kurortes, welcher im Vergleich mit anderen Walliser „Stations“ durchaus gut eingepasst ist – wenn der Bauboom auch vor Vercorin nicht Halt gemacht hat. Die Wiesen werden übrigens mit mehreren Suonen aus dem hinteren Anniviers sowie aus dem Vallon de la Rèche bewässert werden, welche gleichzeitig wunderbare Wanderwege darstellen.
Die Strasse selbst ist in Vercorin noch nicht am Ende – die schmale und etwas vernachlässigte Strasse stellt eine Alternative zur Kantonsstrasse ins Val d’Anniviers dar, welche bei Mayoux wieder erreicht wird. 2010 wurde sie als Alternativroute zur wegen Bauarbeiten gesperrten Hauptstrasse auch von Postautos befahren, hier einer der damals noch allgegenwärtigen O404. 2016 wurden die Postautofahren auf diesem Abschnitt wieder aufgenommen – nun aber als touristischer Shuttle, welcher die Ferienorte des Val d’Anniviers mit Vercorin verbindet.