Letztes Update: 1. November 2023, 10:26
Im Malcantone, frei übersetzt etwa «schlechter Weg», besteht ein dichtes Netz an PostAuto-Linien, fast ausschliesslich durch die AutoPostale Malcantone SA aus Castelrotto betrieben. Der westlichste Zugangspunkt in die Gegend ist Ponte Tresa, Grenzstädtchen am Fluss Tresa und Endstation einer Schmalspurbahn aus Lugano. Hier beginnen drei Buslinien; Im Bild wartet links ein Irisbus Crossway auf die Abfahrtszeit nach Luino in Italien, rechts ein Hess-Bergbus auf seine Fahrt über Castelrotto nach Novaggio.
Wir nehmen zuerst diese letztere Variante, mit Nummer 428 bezeichnet. Schon kurz nach dem Bahnhof beginnen die Fahrzeuge ihre Bergfahrt, die sie zuerst noch innerorts…
…bergwärts zum Spital führt. Danach ist die kurze Bergfahrt vorerst einmal vorbei: Die Buslinie folgt immer in etwa der Höhenkurve am Abhang des Tresa-Tals und bedient dabei die zahlreichen kleineren Dörfer wie Castelrotto, mit jeweils sehr engen Ortsdurchfahrten durch die historischen Dorfkerne. Lange Zeit war die Region Domäne der Neoplan-Begrbusse vom Transliner-Typ 312K wie auch auf dieser Aufnahme.
Einzelne Dörfer werden auch über Stichfahrten erreicht, das Bild zeigt einen der letzten noch vorhandenen Wagen beim Wendemanöver im Dörfchen Beride, oben rechts ist Bedigliora zu erkennen, das der Bus in wenigen Minuten ebenfalls passieren wird. Beride ist nur über eine Stichfahrt erreichbar, das Dorf liegt als Sackgasse am Rand der Lisora-Schlucht, die den westlichen Teil des Malcantone entwässert. Hier beginnt nun auch die eigentliche Bergfahrt, die den Bus aus dem Tresatal hinauf führt…
…nach Novaggio, dem einzigen Zentrum innerhalb des Malcantone und entsprechend auch wichtigen Knotenpunkt des Busnetzes. Zwei Linien enden hier, und zwei weitere führen heute als Durchmesserlinie durch den Knoten – wenn auch im aktuellen Fahrplan nicht alle gleichzeitig. Seit Dezember 2020 sind auch regelmässig Kleinbusse hier zu sehen.
Diese gelangen über die Linie 426 von Ponte Tresa über Sessa hierher; die Durchmesserlinie wurde neu geschaffen, nachdem bis Dezember 2020 separate Linien Novaggio – Astano – Sessa und Ponte Tresa – Sessa bestanden. Ab Novaggio führt die Linie zuerst dem Hang entlang bis Astano – das kleine Dorf liegt auf einem schmalen Bergrücken und seine Ortsdurchfahrt ist der Grund für die heutigen Kleinbus-Einsätze auf der Linie 426; wir haben für das Foto aber nicht den Dorfkern gewählt, sondern diese Stelle im angrenzenden Wald mit Blick zurück auf den Kirchturm. Der Iveco-Kleinbus ist unterwegs auf einem Schülerkurs zwischen Sessa und Novaggio.
Ein anschliessender steiler Abstieg aus Astano führt hinunter nach Sessa, in einem kleinen Hochtal oberhalb der Tresa gelegen. Der Kutsenits-Sprinter hat den engen Ortskern durchquert und fährt nun bergwärts Richtung Novaggio. Auf seiner Fahrt von Ponte Tresa hierher hat er bereits eine Schlaufe über den Hügelzug hinter dem Dorf gefahren…
…welche ihn über eine schmale Strasse durch die Dörfer Monteggio und Termine führte. rüher wurde diese Schlaufe als Rundkurs von und nach Ponte Tresa gefahren, wobei je nach Stunde auch am damaligen Depot von Sessa umgestiegen werden musste bzw. die Kurse dort endeten. Der Neoplan hat das Depot kürzlich passiert und nimmt die Fahrt hinauf nach Castello di Monteggio in Angriff; Sessa ist nun von der anderen Talseite nochmals sichtbar.
Heute wird die Fahrt stündlich als Durchmesserlinie Ponte Tresa – Novaggio absolviert, hier ist ein Sprinter unterwegs von Monteggio nach Termine, dahinter geht der Blick hinunter ins Tresatal. Die Dörfer am Hang im Hintergrund werden von der Linie 428 bedient, während die Buslinie 426 nach Sessa einen steilen Abstieg fährt…
…und kurz darauf in Madonna del Piano den Talboden erreicht, dem sie bis Ponte Tresa folgt. Ab hier führt sie parallel zur zweiten Buslinie im Tal, der Linie 429 Ponte Tresa – Luino.
Diese letztere wird als einzige im Malcantone von grösseren Fahrzeugen bedient, im Gemeinschaftsbetrieb fahren AutoPostale Malcantone SA und die Via-Lines SA aus Lugano diesen grenzüberschreitenden Verkehr. Ziel der Linie ist heute der FS-Bahnhof in Luino an der Linie Bellinzona – Malpensa Aeroporto, bis Ende 2020 war der Endpunkt noch an der Piazza Libertà am See, wo auch diese Aufnahme des damaligen ViaLines-Kurswagen entstand.
In Italien bedient die Linie nur wenige Haltestellen, bevor in Fornasette die Grenze überquert wird – in einem der vielen Tessiner Grenzorte, welche hauptsächlich aus Tankstellen, günstigen Läden und Schnellrestaurants bestehen. Der Bus hat seinen Auslandsausflug mit einem starken Aufstieg, um die Schlucht der Tresa zu umfahren, beendet und fährt nun wieder auf Schweizer Boden talaufwärts.
Historisch gesehen liegen im Talboden der Tresa – ausser dem weiter oben schon erwähnten ehemaligen Kloster Madonna del Piano – keine Dörfer, um den Naturgefahren des mäandrierenden Flusses auszuweichen. Heute hat sich das geändert, und entlang der Hauptstrasse nach Luino haben sich zahlreiche Betriebe und einige Einfamilienhäuser angesiedelt; im Bild ist der Iveco Crossway unterwegs von Madonna del Piano Richtung Molinazzo di Monteggio, der Talfraktion des durch die Linie 426 bedienten Monteggio. Im Hintergrund am Hang ist wiederum Castelrotto an der Linie 428 zu erkennen.
Die letzten Meter bis zum Bahnhof Ponte Tresa führen entlang dem Flüsschen Tresa und einem Seitenast des Luganersees, wobei das touristische Dorf sich hier nicht etwa eine Fussgängerpromenade, sondern ausgeprägten Stauraum für den Grenzübergang in den italienischen Teil der Stadt (mit dem Markt, der tageweise enorme Touristenströme anzieht) leistet. An Spitzentagen umfahren die Busse den Grenzstau heute über schmale Quartierstrassen – im Bild ist der Bus hingegen über die übliche Hauptstrasse unterwegs zum Bahnhof.