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Die Website über Schweizer PostAuto-Unternehmer

90.604/631/632/731 Oberengadin – Bergell (- Lugano)

Letztes Update: 17. August 2024, 17:42

Ein interessantes Linienbündel betreibt PostAuto im Engadin und Bergell, welches auch einige internationale Linien umfasst. Kernpunkt des Netzes ist St. Moritz, der weltberühmte Ferienort, der gemäss Eigenwerbung den Wintersport erfunden hat. Hier befindet sich eine Postauto-Garage, welche heute nur noch die überregionalen Linien betreibt – seit 1999 sind die regionalen Buslinien in der Hand der Stadtbus Chur AG bzw. heute BUS Chur AG, welche allerdings die alt-ehrwürdige Garage von PostAuto mitbenutzt, bis ein neuer Standort für beide Betriebe gefunden ist (die Suche zieht sich seit 1999 hin). Die Linien beginnen und enden am Bahnhof, der zuletzt für die Ski-WM 2017 komplett erneuert wurde – im Bild wartet ein fabrikneuer Citaro LE auf die Abfahrt als beschleunigter Kurs durchs Oberengadin, während das EngadinBus-Fahrzeug daneben über die Linie 1 alle Haltestellen bedienen wird.

Nur noch in den Randstunden bedienen die Postautos heute den St. Moritzer Ortsteil Bad; tagsüber, wenn der Engadinbus halbstündlich fährt, lassen die Busse den Ort aus und ermöglichen so stattdessen die Anbindung der ausserhalb des Bus-Knotens fahrenden schnellen RE-Züge via Vereina-Tunnel ins Unterland. Zuvor fuhren alle Postautos die Schlaufe durch das Bad – hier ein Bus mit Ziel Chiavenna.

Auch das nächste Dorf Champfèr, oberhalb der Hauptstrasse gelegen, wird durch die Postautos nur noch zeitweise bedient; hier lassen sich vor allem im Winter auch ein paar Minuten einsparen, sind doch die Nebenstrassen im Oberengadin nach wie vor teilweise nur gewalzt anstatt schwarz geräumt (was aus Sicht des Verfassers auf dieser Höhenlage auch sinnvoll ist). Der Citaro hat vor kurzem die Hauptstrasse verlassen und die Haltestelle Schulhaus bedient; nun biegt er auf die von St. Moritz Dorf kommende alte Hauptstrasse ein und bedient auch noch die Haltestelle Guardalej.

Das erste Dorf, das planmässig von allen Kursen bedient wird, ist Silvaplana. Bis 2018 fuhren die Busse hier durch den engen Dorfkern; seit dem Bau einer Umfahrungsstrasse zum Julier wurde dieser Kern für die Linienbusse gesperrt, so dass das Dorf nun über die ausserhalb gelegene (und auch nach über drei Jahren noch sehr provisorisch wirkende) Haltestelle «Kreisel Mitte» bedient wird. Nach dem St. Moritzersee fahren die Busse nun längs der zusammenhängenden grösseren Lej da Champfèr und Lej da Silvaplana. Am Kreisel Mitte besteht Anschluss an die Engadinbus-Linien über die Seebrücke nach Surlej zur Corvatschbahn; auch warten die Postautos die Linien 1 und 2 ab, welche die Reisenden vom Dorf und Bad St. Moritz bringen.

Nach dem Lej da Silvaplana fahren die Busse eine Schlaufe nach Sils Maria, dank dem Hotel Waldhaus, aber auch der Residenz des Philosophen Friedrich Nietzsche, ein weiterer bekannter Ort im Tal. Im Bild sehen wir für einmal keinen Regionalkurs, sondern einen «Palm Express»-Schnellkurs; die traditionsreiche Postautolinie verbindet St. Moritz mit Lugano im Tessin. Der Dorfkern wurde inzwischen ebenfalls verkehrsberuhigt und saniert; im Gegensatz zu Silvaplana ist hier die Durchfahrt für Linienbusse aber weiterhin gestattet.

In der Zwischensaison ist das Postauto hier bereits die einzige Verbindung, enden doch die Engadinbusse ausserhalb der Hauptverkehrszeit bereits in Silvaplana. Saisonnal werden die Postautos aber durch bis zu vier stündliche Engadinbusse ergänzt und können sich so auf ihre überregionale Funktion konzentrieren. So dauerte es auch deutlich länger, bis die Linie 4 auf Niederflur umgestellt wurde – die noch bis 2005 gelieferten Setra 313UL prägten das Bild der Linie bis um 2010 mit. Im Bild ist einer der Wagen unterwegs zwischen den zwei Ortsteilen Sils Baselgia und Sils Maria und quert die Langlaufloipe – hier führt einmal im Jahr auch der berühmte Engadiner Skimarathon über die Buslinie, für welchen der Betrieb dann zeitweise unterbrochen wird.

Nach Sils fahren die Busse weiter entlang dem grössten der Oberengadiner Seen, dem Silsersee. Nur noch ein stündlicher Engadinbus verdichtet hier die Postautolinie saisonal zum Halbstundentakt – Ende Oktober muss das Postauto dann gelegentlich mit Beiwagen verstärkt werden, da der Engadinbus seine Saison zu früh beendet. Am späteren Nachmittag müssten diese die Wanderer von hier zurück in die Hauptorte bringen – in die Gegenrichtung, in die auch dieser Citaro LE fährt, genügt üblicherweise ein Bus. Die vielen Grenzgänger aus Norditalien, die täglich im Oberengadin arbeiten, sind grossmehrheitlich mit dem Auto unterwegs. Der Bus erreicht in Kürze Maloja…

…wo an der Post zahlreiche planmässige Vor- und Nachläuferkurse beginnen und enden. Der Ferienort, der gleichzeitig Passhöhe zum Bergell/Val Bregaglia ist, gehört bereits zum italienischsprachigen Tal und dort vor der Gemeindefusion nicht zur obersten Gemeinde Vicosoprano, sondern zum tiefer gelegenen Stampa.

Nach der Post wird noch die Haltestelle Cad’Maté bedient, bevor die Geländekante des Malojapasses überquert wird. Während auf der Engadiner Ostseite auf den ersten 30 Kilometern bis Zuoz kaum mehr als 100 Höhenmeter überwunden werden müssen, fällt in Richtung Bergell das Tal auf zweieinhalb Kilometern Luftlinie rund 350 Höhenmeter ab – die ersten 250 sogar auf weniger als einem Kilometer. Entsprechend waghalsig ist die Strasse konstruiert, die über 16 Kehren hinab ins erste Dorf Casaccia klettert. Dass heute hier trotzdem niederflurige Fahrzeuge eingesetzt werden, ist auch der Tatsache geschuldet, dass die Strasse weit längeren Fahrzeugen als den 12 Meter langen PostAutos den sicheren Weg ins Tal ermöglichen muss – trotzdem braucht es einiges an Augenmass und Geduld, um selbst vollniederflurige Stadtbusse wie diesen aus Klosters ausgeliehenen MAN A21 sicher ins Tal zu bringen.

Das erste Dorf im Tal ist Casaccia, auf rund 1450 Metern über Meer gelegen. Das Dorf hat sich an der Weggabelung zwischen dem Septimer- und Malojapass angesiedelt – während letzterer heute dank der gut ausgebauten Strasse die Lebensader des Bergells darstellt, wurde der Saumweg am Septimerpass nie weiter ausgebaut – heute ist der Pass deshalb vor allem (ausauernden!) Wanderern vorbehalten.

In Casaccia ist zwar der Talboden erstmals erreicht – doch noch fehlen rund 800 Höhenmeter bis zur Grenze in Castasegna auf 680 Metern über Meer. Ein erster Teil wird bereits bis zum nächsten Dorf und Talhauptort Vicosoprano folgen – auf einer «schieben Ebene», einem Schutt- und Schwemmkegel im Talboden, werden weitere 400 Meter im sanften Zickzack überwunden. Der Citaro LE ist bergwärts unterwegs und wird in Kürze den Weiler Röivan passieren – im Dunst im Hintergrund sind Vicosoprano und Borgonovo zu erkennen.

Auf derselben Steilstufe passieren die Busse auch den Weiler Pranzaira, wo die Talstation der Luftseilbahn zum Albigna-Stausee steht. Erbaut vom Elektrizitätswerk der Stadt Zürich (EWZ) spült der massive Stausee über Wasserzinsen gutes Geld in die Kassen der Talgemeinde, welches wohl letztlich mit dazu beigetragen hat, dass sich das nach wie vor eher arme Tal nicht noch stärker entvölkert hat. Der Citaro LE der ersten Generation ist unterwegs talwärts…

…und wird als nächstes den Tal-Hauptort Vicosoprano auf 1067 Metern über Meer erreichen. Das stattliche Dorf ist heute wichtigster Schulstandort der Talgemeinde – und eine von vielen Schlüsselstellen auf der Fahrt nach Süden. Denn während die Hauptstrasse heute die meisten Dörfer umfährt, fahren die Postautos in Vicosoprano, Borgonovo, Promontogno und Castasegna teilweise durch die Dorfkerne. Der Setra 412UL ist unterwegs talauswärts – es ist einer der verbliebenen hochflurigen Umläufe, welche teilweise mit der für LE-Fahrzeuge nicht passierbaren Strecke nach Soglio verknüpft sind.

Nach und nach folgen nun die Dörfer Borgonovo, Stampa und schliesslich Promontogno, wo heute die Gemeindeverwaltung angesiedelt ist und Anschluss an die Buslinie 632 nach Soglio besteht. Einzelne Verstärkerkurse im Sommer enden hier, bzw. sind durchgebunden nach Soglio; meist aber ist es ein klassischer Anschlussknoten, wie auch hier am eigentlich gar nicht so frühen Morgen (im Herbst kommt die Sonne erst spät hervor…)

Die meisten Kurse aber fahren weiter über die imposante Brücke am Dorfausgang. Hier wird auch deutlich, dass Promontogno an recht sicherer Lage auf einem Felsenkopf thront – im Gegensatz zum benachbarten Bondo, welches durch einen massiven Felssturz und einen anschliessenden Murgang massiv beschädigt wurde. Mit beschädigt wurde die Hauptstrasse, welche Promontogno über einen Tunnel und einen Viadukt über das Rutschgebiet umfährt – während das PostAuto Bondo planmässig umfährt.

Kurz darauf folgt bereits das letzte Dorf im Schweizerischen Teil des Tals – Castasegna ist der Grenzort zu Italien und beherbergt sowohl den schweizerischen als auch den italienischen Zoll. Die Busse fahren talauswärts durch das langgezogene Dorf – in Gegenrichtung wird nur die Haltestelle «Vecchia Dogana» («Alter Zoll») über eine Stichfahrt bedient, da die Strasse durch das Dorf sehr eng ist. Der Citaro LE, unterwegs nach St. Moritz, wird somit bei der Haltestelle links im Bild wenden und über den gleichen Weg wieder auf die Hauptstrasse fahren.

In Italien bedienen die Postautos alle Haltestellen und sind nach dem lombardischen Tarif nutzbar – so sind die Postautos hier auch Ortsbusse der grossen Gemeinde Chiavenna, bei deren Bahnhof die Busse schliesslich, etwas mehr als eineinhalb Stunden nach der Abfahrt im Oberengadin, enden. Anschluss besteht ab hier mit Trenord nach Colico, wo wiederum Anschluss an die RegioExpress-Züge nach Milano und Tirano besteht – die lokale STPS-Niederlassung bietet zahlreiche Buslinien in die Seitentäler an. Auch das Postauto fährt hier manchmal noch weiter…

…doch zuerst fahren wir zurück ins Bergell und zur Nebenlinie 632 Promontogno – Soglio. Ursprünglich durch den lokalen PU Wazzau bedient, ist die Linie seit mehr als einem Jahrzehnt Teil der Regie, welche in Stampa einzelne Fahrzeuge stationiert hat. In den Sommermonaten ist heute meist ein verkürzter Midibus im Einsatz, beispielsweise dieser hochflurige Crossway, erst wenige Monate vor der Aufnahme abgeliefert. Der Bus, der die enge Strasse gerade noch einigermassen befahren kann, hat nur noch eine letzte Kehre zu bewältigen, bevor er sein Ziel Soglio erreicht hat – das kleine Dorf über dem Tal wird heute mehrheitlich von Aussteigern aus der Deutschschweiz bewohnt, welche die alten Steinhäuser schön saniert haben – auch ein Hotel gibt es wieder.

Bekannt ist das Bergell heute vor allem als Kastaniengebiet – einst ein klassisches Arme-Leute-Essen, werden die Früchte heute wieder geschätzt, gesammelt und über die Weiterverarbeitung zu zahlreichen Delikatessen zu gutem Geld gemacht. Auch ein Kastanienfestival steht im Oktober auf dem Programm – dafür wird sogar eigens die Sommersaison von PostAuto etwas verlängert und zusätzliche Verbindungen angeboten. Je nach Verfügbarkeit der Fahrzeuge muss dafür auch mal in Promontogno umgestiegen werden – für den Anschlusskurs wird dann gelegentlich der einzige noch im Tal vorhandene Sprinter eingesetzt, welcher in der Zwischensaison dann wieder besser ausgelastet sein wird. Der Bus ist hier auf Talfahrt im Weiler Plazza, auf halber Höhe zwischen Promontogno und Soglio, zu sehen, wo in unzähligen Steinhütten die Kastanien über dem Holzfeuer getrocknet werden.

Doch zurück zur Hauptachse. Der oben erwähnte Palm Express, letzter Rest eines einst mehrere Tägliche Kurse nach Österreich, Deutschland und Italien umfassenden Fern-Postauto-Netzes ab St. Moritz, verbindet heute noch einmal täglich St. Moritz mit Lugano – durch den Ausstieg von Autopostale Ticino muss die Linie seit 2019 in einem einzigen Tagesumlauf ab St. Moritz gefahren werden, was die Fahrplangestaltung stark erschwert – im Herbst und Frühling erreichen die Busse auf der Rückfahrt St. Moritz erst nach Einbruch der Dunkelheit, und die Tagesausflügler den Grossraum Zürich gegen 23 Uhr. Auf dieser Aufnahme aus 2017 kommt der Bus noch gegen Mittag von der Garage an den Bahnhof Lugano, um die Reisenden aus der Deutschschweiz aufzunehmen.

Der erste Teil der Fahrt führt dem Lago di Lugano entlang ins italienische Porlezza, wobei die spannendsten Strassenabschnitte im italienischen Abschnitt durch den 12-Meter-Bus im Tunnel umfahren werden müssen. Bei Cressogno und Cima führt aber die Hauptstrasse noch über den ursprünglichen Verlauf – so passiert der Setra 415H – die Fahrzeuge tragen seit 2013 die Hauptlast der PalmExpress-Verbindungen – gerade die Schiffländte von Cima auf seiner Rückfahrt nach St. Moritz.

Nach Porlezza überquert der Bus eine Anhöhe, um anschliessend über mehrere Kehren zum Lago di Como hinabzusteigen. Zwischen Lugano und Colico fährt heute auch ein zweiter PostAuto-Fernlinienbus – der Bernina-Express-Bus Lugano–Tirano ermöglicht die Kombination der Bahnfahrt über die Albula- und Berninabahn zu einer Rundfahrt inklusive Fahrt über den Gotthard und wird schon seit einigen Jahren durch PostAuto im Auftrag der RhB mit einem eigens dafür bemalten Fahrzeug betrieben. Seit 2021 ist das Fahrzeug, bisher durch die Regie dem PU AutoPostale Malcantone zur Verfügung gestellt, sogar ein waschechtes PU-Fahrzeug (wobei inzwischen eine Flotte von 3 Fahrzeugen zur Verfügung steht, um den wachsenden Andrang zu bewältigen). Der Bus ist hier unterwegs tal- bzw. seewärts oberhalb von Menaggio, dem wichtigsten Ort entlang des Sees zwischen Como und Colico.

Während der Bernina-Express die Fahrt von Lugano nach Tirano und zurück ohne Halt zurücklegt, bedient der Palm Express auch Zwischenhalte in Italien, wobei eine Reservation erforderlich ist (und selbstverständlich keine inneritalienischen Strecken angeboten werden dürfen). So hat der Palm Express, diesmal auf dem Hinweg nach Lugano, soeben in Dongo einige Fahrgäste gewechselt und fährt nun weiter dem herbstlichen See entlang gegen Lugano.

Ab dem Ende des Comersees fährt der Bernina-Express – im Gegensatz zur eindrücklichen Palm-Express-Bergfahrt nach Maloja – durch das weitgehend flache Veltlin (oder Valtellina, wie das bekannte Weinbaugebiet auf Italienisch heisst) nach Tirano und endet dort knapp auf italienischem Boden. Im Bild ist der Bus bei San Pietro Berbenno unterwegs – die Hauptstrasse führt oft parallel zur Bahnlinie von Trenord mit ihrem zweistündlichen Regioexpress. Auch dieser ist heute auf die RhB abgestimmt, allerdings auf die klassischen Regionalzüge. Der Bus wird in etwa einer Stunde sein Ziel erreichten – zahlreiche Reisende dürften noch eine längere Fahrt vor sich haben, etwa die zusätzlichen zwei Stunden im Panoramawagen nach St. Moritz oder die fast 4 Stunden nach Chur.

Der Bus wird in etwa einer Stunde sein Ziel erreichten – zahlreiche Reisende dürften noch eine längere Fahrt vor sich haben, etwa die zusätzlichen zwei Stunden im Panoramawagen nach St. Moritz oder die fast 4 Stunden nach Chur. Am Bahnhof Tirano gilt es zuerst aber noch den «richtigen» Bahnhof zu finden, enden doch die Busse bei der Busstation auf der Rückseite des FS-Bahnhofes und müssen diesen mit einer langen Unterführung queren, um zur wesentlich hübscheren RhB-Station zu gelangen… Im Bild erreichen die beiden im Sommer 2024 üblicherweise eingesetzten Busse (der MAN-Reisewagen stammt ursprünglich von Aare-Seeland-Mobil) die Endstation.