Letztes Update: 1. April 2024, 13:17
Die Talschaft Schanfigg ist hauptsächlich als «Durchfahrtstal» für die Reise nach Arosa in den Köpfen präsent; der Fluss Plessur teilt das Tal in zwei Seiten, die ÖV-technisch lediglich mit einer historischen Buslinie im Hochsommer verbunden sind. So sind die beiden Buslinien 41 und 42 auch weitgehend unabhängig voneinander – belegen in Chur aber immerhin zwei nebeneinander liegende Plätze. Links der aus Peist angekommene Kleinbus der Linie 41 (dieser gelangt nur einmal am Mittag bis Chur), rechts ein gerade aus Tschiertschen angekommener und noch als Dienstfahrt beschrifteter Midibus der Linie 42.
Beide Linien fahren zuerst einmal Richtung Churer Altstadt, welche ab der Haltestelle Malteser beim gleichnamigen, mittelalterlichen Wachturm erschlossen ist. Hier verzweigen sich die Linien, denn unweit der Haltestelle quert die Linie 42 die Plessur und beginnt mit dem kurzen Anstieg in Richtung Tschiertschen.
Dieser Anstieg ist beim so genannten Araschgerrank bereits wieder zu Ende – dort zweigt die Linie ab von der Hauptstrasse Richtung Lenzerheide und führt erst mal mit leichtem Gefälle taleinwärts nach Araschgen; der Ort mit den beiden Ortsteilen Inner- und Ausseraraschgen ist ein Teil der Gemeinde Chur, wenn auch die Zufahrt, hier bei Ausseraraschgen, schon sehr gebirgig wirkt…
Bekannter ist sicherlich das Dorf Passugg, Teil der Gemeinde Churwalden und am untersten Ende des gleichnamigen Tals angesiedelt. 1562 erstmals erwähnt wurden die Mineralquellen in der Rabiosa-Schlucht, die schliesslich im 19. Jahrhundert wiederentdeckt wurden und für einen regen Bade-Tourismus sorgten. Später wurde das Wasser in Flaschen abgefüllt und in der ganzen Schweiz verkauft, bis heute ist der Name Passugger zumindest in der Deutschschweiz durchaus ein Begriff – in den Hotels wird dagegen heute Fachpersonal für das Hotelwesen ausgebildet. Der Crossway LE – einer von zwei solchen in Tschiertschen stationierten Bussen – ist auf Talfahrt unterwegs zwischen den alten Hotel-Anlagen und der Abfüllanlage für das Mineralwasser, die unten in der Rabiosa-Schlucht liegt.
Die Strasse zwischen Chur und Tschiertschen wurde in den 1990er- und 2000er-Jahren deutlich ausgebaut, und die einst eindrücklichen Schlucht-Passagen verwandelten sich dadurch eher in Beton-Wüsten. Obschon heute 12-Meter-Busse einsetzbar sind, werden für den stündlichen Grundtakt Midibusse eingesetzt – ist einer der beiden Iveco Crossway LE der Garage Tschiertschen defekt, ist das oft ein Hess-Bergbus, wobei mit der Einführung des durchgehenden Stundentaktes und teilweisen Halbstundentaktes seit Ende 2023 planmässig auch ein solches Fahrzeug der Garage Chur auf einigen Kursen zum Einsatz kommt. Der Bus im Bild hat die früher berüchtigten Tobel oberhalb Passugg überwunden und rollt nun auf rund 1150 Metern über Meer in Innerpraden Richtung Tschiertschen…
…das nach einem kurzen letzten Aufstieg auf rund 1300 Metern über Meer erreicht ist. Der etwas chaotische Fahrplan vor 2023 führte dazu, dass abends auch einmal ein Standardbus der Garage Chur ins schöne Bergdorf hinauf fuhr – der Wendeplatz, nach der Jahrtausendwende erstellt, ist dafür bereits ausgelegt. Das Dorf ist bis heute Wintersportort, wobei die finanziellen Reserven des nicht allzu hoch gelegenen Gebietes heute fast weggeschmolzen sind – mit dem hübschen Dorfkern, einer lokalen hochwertigen Fleisch- und Käseproduktion und einem vor wenigen Jahren renovierten historischen Hotel weist das Dorf aber durchaus Voraussetzungen auf, um auch in einem weniger ski-orientierten Tourismus zu bestehen.
Weniger touristisch orientiert ist die Buslinie 41 auf der anderen Talseite – ab Chur bis ins erste Dorf Maladers besteht seit Ende 2021 ein Stundentakt und in Hauptverkehrszeiten sogar eine halbstündliche Verbindung, wofür ein handlicher Solaris-Midibus Urbino 8.9LE beschafft wurde; er teilt sich die Fahrten mit einem Hess-Bergbus, der auch einige Kurse bis Tschiertschen ausführt. Als einzige Postautolinie bedient die Linie 41 auch den Hof zu Chur, das bischöfliche Schloss, dem auch die Kantonsschule, die Priesterschule und die Bistumsverwaltung angegliedert sind.
In Maladers ist heute ab Chur von Montag bis Freitag meist Endstation – nur noch am Mittag gelangt ein Churer Bus bis Peist und umgekehrt. Schon in früheren Jahren musste hier vereinzelt umgestiegen werden, wobei der Kleinbus aus Peist bis 2009 noch durch den PU Michael bedient wurde. Die Aufnahme entstand 2010, der Iveco-Kleinbus wurde kurz zuvor an die Regie übergeben, der einstige PU fährt noch heute (Stand 2024) als Stammchauffeur ab Peist.
Die Strasse nach Arosa hat bis heute den gerechtfertigten Ruf einer «Bergpiste» für geübtere Fahrer – wenngleich Arosa mit 12-Meter-Standardbussen erreichbar ist, bestehen weiterhin enge und kurvige Passagen. Wo die Strasse ohnehin ersetzt werden muss – etwa im sehr rutschigen Castieler Tobel – wird aber gleich mit der grossen Kelle angerichtet: Auf der 300 Meter langen und 70 Meter hohen Brücke, 2004 fertiggestellt, wirkt der für die Anschlusskurse Malders – Peist eingesetzte Kleinbus fast etwas verloren. Im Hintergrund ist das Dörfchen Castiel sichtbar – es ist nominell auch über den 200 Höhenmeter tiefer gelegenen Bahnhof Lüen-Castiel der RhB-Arosalinie erschlossen.
Am Wochenende fahren die Busse zweistündlich zwischen Chur und Peist, wobei Midibusse eingesetzt werden. Ein Hess-Bergbus ist im Bild unterwegs im Dorf St. Peter – auch hier gibt es mit dem tiefer gelegenen Bahnhof St. Peter-Molinis einen RhB-Anschluss auf dem Papier. Das Pendant zum Tschiertschener Skigebiet, St. Peter-Hochwang, ist ab hier erreichbar und mit Shuttlebussen angebunden; die einzige Querverbindung über die Plessur nach Tschiertschen wird allerdings nur im Sommer mit einem historischen Autobus bedient und ist nach wie vor nicht als ÖV-Angebot klassiert und publiziert.
Endpunkt der Kurse ist schliesslich in Peist, wo die RhB genug Höhe erreicht hat, um das Dorf mit einem Bahnhof in Dorfnähe zu bedienen. Lediglich spätabends fahren Busse ab hier weiter bis Arosa als Bahnersatz, dann allerdings von der Pfosi Arosa Bus bedient. Die Postautos zwischen Maladers und Peist verkehren nicht stündlich und mit längeren Lücken in der Nebenverkehrszeit – der Kleinbus hat gerade eine nur an Schultagen angebotene Nachmittagsfahrt nach Maladers und zurück absolviert und wartet nun im Dorf auf die erste «richtige» Kursfahrt des Abends. Im Hintergrund ist Langwies mit den Davoser Gipfeln Schwarzhorn und Weissfluh zu erahnen, ganz rechts im Bild beginnt der berühmte Langwieser Viadukt der RhB.