Letztes Update: 5. September 2024, 21:08
Am Bahnhof Reichenbach im Kandertal starten zwei Postautolinien: Die traditionsreiche Linie 220 ins Kiental existiert bereits seit 1929 - die Linie 210 nach Frutigen wurde erst Ende 2007 mit der Eröffnung des Lötschberg-Basistunnels zur Postautolinie. Beide Linien wurden zunächst von PU Portenier, Adelboden, bedient, und gingen 2009 an den jungen Regie-Standort in Aeschi über. Am Bahnhof Reichenbach stehen hier gleich drei Fahrzeuge für die Linie 220 bereit: Ein Citaro K als Taktkurs nach Kiental – und zwei Vario, Baujahr 2014, für die Saisonlinie zur Griesalp.
Die Stammlinie bis ins Dorf Kiental benötigt nur gut 15 Minuten Fahrzeit – und wird in der Regel mit einem Midibus vom Typ Citaro K bedient, welcher das Behinderten-Gleichstellungsgesetz erfüllt. Die bis 2007 noch ganzjährig eingesetzten Vario-Kleinbusse, 2014 noch durch die letztgebauten Euro-V-Fahrzeuge ersetzt, sind dagegen nur noch im Sommer «vor Ort» und fahren wegen dem BehiG praktisch durchwegs mit dem Citaro K zusammen. Hier ist ein Fahrzeug im Dörfchen Scharnachtal unterwegs; im Hintergrund sind unten im Tal die BLS-Gleise der Lötschbergachse und oben die Kirche von Aeschi BE zu erkennen.
Endpunkt der Linie ist im Winter bei der Haltestelle Ramslauenen unweit der gleichnamigen Sesselbahn. Kurz zuvor passieren die Busse das Hotel Bären, eines von zahlreichen schönen, historischen Hotels im schon früh touristisch erschlossenen Tal…
…bevor sie dann die Haltestelle erreichen. Der Citaro K wartet hier fast eineinhalb Stunden, während die Vario-Kleinbusse weiterfahren…
…und nach dem Talboden, den das Gornerewasser hier geschafft haben, den Anstieg hinauf zur Faulbrunni beginnen. Mit zwei Kehren gewinnen die handlichen Fahrzeuge rasch an Höhe…
…und erreichen nach kurzer Zeit die Schwemmebene Tschingel auf rund 1150 Metern über Meer. 1972 entstand hier ein See, nachdem das Gornerewasser aufgrund mehrerer Murgänge aufgestaut wurde – seither wird der See mit Geschiebe aufgefüllt und verlandet zunehmend, was ein einzigartiges Naturschutzgebiet ergibt. Bei Grossandrang fährt auch der Citaro K bis zum Ende der Hochebene mit – danach muss aber umgestiegen werden auf die Vario-Kleinbusse, die dafür manchmal auch zwei Hin- und Rückfahrten absolvieren, bis alle Reisenden die Endstation Griesalp erreicht haben.
Grund für das Manöver ist der zweit Kilometer lange letzte Abschnitt: Mit 28% Steigung ist er die steilste Strecke im PostAuto-Netz und nach Aussage von PostAuto sogar in ganz Europa. Nur geübte Chauffeure können mit den handgeschalteten Varios hier hoch und runter fahren – wirklich fotografierbar ist die Strecke nicht. Beim so genannten Hexenkessel ist hier ein Vario mit dem obligaten Anhänger unterwegs talwärts.
In nur zwei Kilometern Strecke überwinden die Busse rund 250 Höhenmeter, bis sie die Griesalp erreichen. Bereits seit 1931 ist das Kurhaus mit dem Postauto erschlossen – weder die Busse noch das Gebäude sind das selbe, letzteres brannte 1972 an Heiligabend aus und wurde anschliessend neu aufgebaut.
Die Linie 210 führt von Reichenbach zum Bahnhof Frutigen, wo kurz nach ihrer Einführung dieses Foto entstand. Es handelt sich dabei ursprünglich um eine Bahnersatzlinie – in den 1990er-Jahren ersetzten Busse der BLS (bzw. der AFA) die Regionalzüge der BLS. Per Dezember 2007 wurde die Strecke ausgeschrieben und wird seither durch Postauto bedient.
Unterwegs bedient die Linie verschiedene Weiler, in erster Linie ist dies Wengi, das bis 2007 durch einen Regionalzughalt angebunden war. Die örtliche Erschliessung ist heute dank zahlreichen Bushaltestellen wesentlich besser als bis 2007 – hingegen besteht nach wie vor kein Stundentakt, genauso wie im Kiental wird zweistündlich (mit zeitweiser Verdichtung zum Stundentakt) gefahren.