Letztes Update: 7. September 2024, 21:32
Während langer Jahre betrieben die Chemins de Fer du Jura (CJ) ein Busliniennetz parallel zu ihren Bahnlinien. Nach einer Ausschreibung übernahm Postauto per Ende 2021 all diejenigen Linien, welche mehrheitlich durch den Kanton Jura bestellt und finanziert werden – dazu gehört auch die Linie 21.034 von Glovelier nach Saignelégier. Ursprünglich als Bahnersatz zur lange Zeit nicht stündlich bedienten Schmalspurbahn gedacht, ist die Buslinie heute ein eigenständiges Angebot, das die durch die Bahn nicht direkt angebundenen Dörfer zur Hauptverkehrzeit direkt erschliesst und in Randstunden weiterhin die Bahn ersetzt – betrieben durch die Ende 2021 neu geschaffene Regie «Franches-Montagnes» mit Hauptstandort in Saignelégier und einer weiteren Garage in Les Genevez. Hinter einem Bus der in einer anderen Galerie abgehandelten Linie 33 wartet der 34er-Bus hier auf seine Abfahrt in Richtung Freiberge.
Zeitweise ist der Bahnhof Glovelier nicht Endstation, sondern die Busse fahren in der Standzeit noch eine kurze Schlaufe über die SBB-Bahnlinie zum Industriegebiet Route de Boécourt. Auf der Rückfahrt ist dieser Bus unterwegs durch das relativ junge Baugebiet – die Industrien wurden dort erst ab den Nullerjahren mit dem Bau der Autobahn Transjurane angesiedelt.
Ab Glovelier gewinnt die Buslinie dann rasch an Höhe, passiert das kleine Sceut mit einer Hauptstrassenhaltestelle und erreicht dann als erstes eigentliches Dorf St-Brais, 450 Höhenmeter höher als Glovelier und fast 200 Höhenmeter über der heutigen Bahnhaltestelle Bollement, die ursprünglich den Namen des Dorfes trug. Im Hintergrund des Dorfes sind mehrere Windkraftanlagen zu erkennen, die die Gemeinde bei ihrem Bau in zwei verfeindete Lager spaltete…
Im Dörfchen Montfaucon – in dessen Kern die Buslinie erstmals kurz die 1000-Höhenmeter-Grenze knackt – verlassen die Busse kurz die Hauptstrasse, welche keine Haltemöglichkeit bietet. Die Bahnlinie ist hier nur noch einen guten Kilometer und weniger als 100 Höhenmeter entfernt – trotzdem wird der Bus hier geschätzt, vor allem auch durch die Nutzer des nahen Reka-Feriendorfes, dem einzigen im Jura.
Von hier sind es nur noch wenige Kilometer bis zum Bahnhof Saignelégier, dem Hauptort der Freiberge und Depot-Standort der CJ. Im angegliederten Busdepot sind heute Postautos stationiert, welche ab hier die Linien 32 und 34 bedienen.
Die Linie 32 ist bereits seit langem eine Postautolinie – bis Ende 2021 war hier die 1919 gegründete Genossenschaft TSPG (Transports Tramelan – Saignelegier – Pommerats – Goumois) als PU tätig, welche nun ebenfalls in die Regie eingegliedert wurde. Die Linie beginnt und endet im Bernischen Tramelan, wo in Spitzenzeiten ein Halbstundentakt der CJ aus Tavannes endet…
…und erklimmt gleich den ersten Anstieg zum Bahnhof von Les Reussilles, wo die Linie teilweise ebenfalls auf die Bahn abgestimmt ist. Vereinzelt sind die Kurse hier auch mit der Linie 33 nach Bassecourt verknüpft und erreichen gar nicht den Bahnhof von Tramelan, wenn dies nicht aus Anschlussgründen zwingend ist.
Die kurze Strecke hinüber nach Saignelégier ersetzt eine 40-minütige Bahnfahrt über Le Noirmont und ist deshalb vor allem im Schülerverkehr relevant. Im Ausflugsverkehr ist der Etang de la Gruère, ein schöner Moorsee in einer kleinen Senke, von Bedeutung, ein beliebtes Ausflugsziel vor allem im Sommer. Der «Teich» versteckt sich hier unweit des Weilers von La Theurre hinter den Bäumen und ist praktisch nicht zusammen mit dem Bus fotografierbar.
Ab Saignelégier führt die Linie weiter nach Goumois, wo auch das Kursfahrzeug der Linie eingestellt ist. Auf der 18-minütigen Fahrt überwindet der Bus rund 500 Höhenmeter vom Hochplateau der Freiberge bis hinunter zum Grenzfluss Doubs, wo mitten in der unwegsamen Schlucht das Dorf Goumois liegt – bestehend aus einem Dorf auf Französischer und einem kleinen Weiler auf Schweizer Seite. Gerade im Winter kann die Strasse eine Herausforderung für die Niederflurbusse sein – heute sind es meist Citaro LE, die hier eingeteilt sind.
Der Zwischenhalt (und das „P“ in der von der Linienführung abgeleiteten Bezeichnung des ehemaligen PU) ist in Les Pommerats, einem kleinen Dorf ganz am Rande des Hochplateaus. Es wird mit einer kurzen Stichfahrt bedient, die Hauptstrasse führt seit jeher aussen am Dorf vorbei.
Von Saignelégier gibt es noch eine weitere Verbindung zum Doubs – und zwar am Wochenende mit der Linie 62 ab St-Ursanne. Die Verbindung wird in der Sommersaison dreimal täglich angeboten, zum Einsatz kommen Fahrzeuge von PU Froidevaux, Charmoile, ab St-Ursanne wie dieser Iveco-Kleinbus. Der Bus hat gerade nach einem steilen Aufstieg aus dem Tal des Doubs Les Enfers, das erste Dorf auf dem Hochplateau, bedient und fährt nun in Richtung Montfaucon. Das Dorf Les Enfers wird übrigens auch von einigen (Schüler-)Kursen der Linie 34 mittels Stichfahrt bedient – in der Saison fährt die Linie am Wochenende und am Mittwochnachmittag sogar zweimal bis zum Doubs hinunter.
Werktags und in der Wintersaison enden die Kurse der Linie 62 ab St-Ursanne in Soubey, von wo aus die Linie früher auch bedient wurde, bevor sie vor einigen Jahren zuerst durch PU Stucki und dann Froidevaux übernommen und der Startpunkt der Kurse nach St-Ursanne verschoben wurde. Noch heute fahren die Busse von der Haltestelle im Dorf über die schmale Stahlbrücke über den Doubs weiter zur auf grüner Wiese gelegenen Haltestelle Garage; so auch an diesem nebligen Septembertag im Jahr 2013.
Heute wird die Linie 162 mit Iveco-Kleinbus oder mit grösseren Solaris-Midibussen bedient – die Fahrt führt über den Rücken innerhalb der «Clos de Doubs», der Schleife, welche den Grenzfluss Doubs kurzzeitig ganz in die Schweiz führt. Im grössten Dorf unterwegs, in Epauvilliers, ist am 14.9.2011 ein Sprinter unterwegs in Richtung Soubey; eigentlich reichte das Fahrzeug für die Linie meist aus. Die grösseren Solaris werden vor allem für Schülerkurse und aufgrund der zahlreichen Wanderer am Wochenende benötigt.
Das kleine Dörfchen Epiquerez liegt 400 Höhenmeter über dem Flussniveau auf dem Bergrücken des Clos-du-Doubs nahe der Grenze. Mindestens in Lastrichtung wird das Dörfchen auch vom Postauto bedient, dank Ausbau des engen Wendeplatzes sind heute auch grössere Fahrzeuge einsetzbar. Mit dem Mittagskurs vom 14.9.2011 hat der Sprinter das Dorf bereits hinter sich und erreicht auf der schmalen Stichstrasse in Kürze Essertfallon, von wo aus die Fahrt auf der (nur wenig breiteren) Hauptstrasse weiter nach Soubey geht.
Nach einem steilen Abstieg von Epauviliers hinunter erreichen die Busse rund eine halbe Stunde nach Soubey wieder den Doubs in St-Ursanne; das historische Städtchen wird heute von den Bussen nicht mehr befahren, sie umfahren es über eine kleine Umfahrung (die von der parallelen Linie 161 auch für Ortsbus-Leistungen genutzt wird) – der Bahnhof liegt ein gutes Stück oberhalb des Flusses und des Städtchen, auf dem Niveau des sehenswerten Bahnviaduktes. Der von Soubey kommende Minibus wird in Kürze die Haltestelle Porte St-Pierre am Eingang zur Altstadt bedienen und von dort noch einige Bahnreisende mit zum Bahnhof nehmen…
…welche sich den 10-minütigen steilen Fussmarsch ersparen möchten. Beim Bahnhof selbst ist der Platz sehr beschränkt; der Kleinbus wird beim Bahnhofsgebäude die Reisenden «ausspucken» und dann auf einem Parkplatz nach dem Güterschuppen wenden, da zuvor eine Wende nicht möglich ist. Wie die Anlage behindertengerecht ausgebaut werden soll, ist dem Autor noch nicht bekannt…