Letztes Update: 1. März 2025, 16:28
Das Engadin zwischen Scuol und St. Moritz wird stündlich von durchgehenden RhB-Regionalzügen befahren. Trotzdem bestehen auf weiten Teilen der Strecke auch parallele Busverbindungen, teilweise nur in Randstunden oder für Schüler, teilweise auch tagsüber und für Normalreisende. So übernimmt etwa in Randstunden das Bustaxi 922, das dann die regulären Postautolinien rund um Scuol ersetzt, auch die Bedienung von Ardez und vom Dorf Guarda, das so eine direkte Rückfahrmöglichkeit ab Scuol erhält. Die Linien werden vom Taxi-Unternehmen Guler bedient – auf dieser älteren Aufnahme warten drei dessen Kleinbusse am Bahnhof Scuol-Tarasp auf ihre Kunden, welche mit dem RhB-Spätzug aus dem Unterland anreisen.
Seit Sommer 2024 fahren in den Spitzenzeiten morgens und abends zusätzliche Postautos zwischen Scuol und Susch bzw. Zernez – beschriftet sind sie als «EV» (Ersatzverkehr) und somit im Auftrag der RhB unterwegs, welche damit einen Halbstundentakt zusammen mit den stündlichen Regional- bzw. RE-Zügen anbietet. Das wird für die nächsten Jahre auch so bleiben, bis Infrastruktur und Rollmaterial diese Verbindung auf der Schiene ermöglichen. Die Umläufe sind teilweise in die übrigen Linien ab Scuol eingebunden und der Fahrzeugeinsatz recht vielfältig – im Bild ist ein älterer Citaro LE unterwegs bei Ardez. Die Busse halten in den Dörfern nicht, sondern bedienen ausschliesslich Scuol und Zernez bzw. Susch.
In Ardez beginnen auch die wenigen Schülerkurse von und nach Guarda. Um den Schülern aus Guarda den Umstieg auf die Bahn und den Fussweg vom Schulhaus in Ardez zum Bahnhof zu ersparen, fährt ein Sprinter-Kleinbus mehrmals täglich die Strecke zwischen den beiden Dörfern – hier hat er beim Weiler Giarsun die Engadiner Hauptstrasse verlassen und nimmt die Steigung über den RhB-Bahnhof hinauf ins Dorf unter die Räder. Der Weiler Giarsun selbst wird vom Schulbus aktuell nicht bedient – unter dem guten Dutzend im Weiler verbliebenen Einwohnern befinden sich keine Schulkinder mehr.
Kurz nach Giarsun passiert der Sprinter den Bahnhof Guarda – hier steigen alle ÖV-Reisenden ins Dorf auf den Bus um. Die Strecke wird seit 2009, genauso wie der Schulbus schon länger, von der Regie bedient, zuvor war der Ein-Mann-PU Wulz, Guarda, dafür zuständig. Während der Betriebszeiten – die Linie weist mehrere 1-stündige Lücken auf – fährt der Bus zweimal stündlich, um sowohl das Oberengadin bzw. Unterland als auch Scuol anzubinden. Seit 2022 ist ein neuartiger Kleinbus von K-Bus (ex Kutsenits) auf Iveco-Basis im Einsatz, der erstmals Niederflureinstieg (im Heck) und 4x4-Antrieb kombiniert; das Fahrzeug wartet hier auf die Züge aus Scuol.
Zuvor waren auf der Linie klassische Sprinter im Einsatz, wobei sowohl hoch- als auch niederflurige Fahrzeuge zu sehen waren. Um ein Wendemanöver im Dorf zu vermeiden, fahren die Busse in Guarda heute eine Schlaufe; im winterlichen Ortskern ist auf dieser älteren Aufnahme ein niederfluriger Sprinter unterwegs talwärts in Richtung Bahnhof. Das Dorf zählt zu den schönsten, und einige Ansichten wurden von Alois Carigiet im berühmten Kinderbuch «Schellenursli» verewigt.
Auf diesem Bild ist die schöne Lage des Dorfes gut zu erkennen – die aber eben einen direkten Bahnanschluss verhindert. 30-45 Minuten muss man zu Fuss für die etwas mehr als 200 Höhenmeter hinauf rechnen – hinab ginge es wohl auch schneller. Der Bus lässt sich 8 Minuten Zeit, die aber bei guter Strassenlage und durchschnittlicher Nachfrage nicht voll benötigt werden…
Als nächstes Dorf im Talgrund folgt Lavin, auf dem Gebiet der Gemeinde liegt auch der Umsteigeknoten Sagliains, der aber keinen Ausgang für Personen hat und nur zum Umstieg von der Vereina- auf die Engadinerlinie dient – lediglich Autofahrer gelangen über die Strasse direkt zur Autozug-Verladeanlage. Zwischen Guarda und Lavin liegt auch die Gemeindegrenze – nach zahlreichen Gemeindefusionen grenzen hier die beiden Grossgemeinden Scuol und Zernez aneinander. Dies ist auch an der Ausrichtung der Schülerströme zu erkennen – in Lavin beginnt ein Schulbusdienst von und nach Zernez, mit einem älteren Regie-Kleinbus gefahren. Hier ist der Bus beim Schulhaus Zernez unterwegs talabwärts – er wird aktuell von PU Terretaz, Zernez, betrieben.
Für die Bahnersatzkursee ab Scuol ist wahlweise in Susch oder Zernez Endstation. Während tagsüber Zernez mit der Taktkreuzung der RE-Verbindung Landquart–St. Moritz optimal geeignet ist, ist in Randstunden teilweise ein einseitiger Anschluss in Susch einfacher – hier hat der erste Morgenkurs gerade den frisch verschneiten Bahnhof erreicht und lässt nun den ersten Morgen-RE St. Moritz–Landquart passieren, bevor er sich auf die Nonstop-Rückfahrt nach Scuol macht. Die Standard-Citaros bedienen ansonsten hauptsächlich die Sportbusse in Scuol, welche so früh am Morgen (der erste Bus verlässt werktags Scuol morgens um 05:00) noch nicht benötigt werden.
Die weiteren Kurse beginnen und enden hingegen am Bahnhof Zernez, wo wiederum eine weitere Buslinie entlang der Engadiner Linie beginnt: Die Linie 812 nach Brail, betrieben von PU Terretaz. Die Linie wird heute meist von Setra-Hochflurbussen des PU bedient, die ansonsten hauptsächlich für die Stammstrecke des PU, die Linie über den Ofenpass ins Val Müstair und ins Vinschgau, eingesetzt werden.
Während mehr als 10 Jahren – von 2007 bis 2019 – war die Linie nach Brail Teil einer längeren Gemeinschafts-Buslinie von Engadinbus und Postauto, welche Zernez mit Chamues-ch im Oberengadin verband. Die Linie war nie vertaktet und ist stark auf die Schüler ausgerichtet – zahlreiche Kurse beginnen und enden deshalb in Zernez beim Schulhaus. Der Citaro K wurde eigens für diese Linie beschafft, 2024 wurde die Linie dann aber definitiv auf die Hochbodenbusse umgestellt, um kein eigenes Spezialfahrzeug vorhalten zu müssen.
Für die eigentliche Hauptstrasse ab Zernez hinauf nach Brail sind die kleineren Fahrzeuge technisch auch nicht notwendig; eigentlich reicht ein Midibus aber stets aus, auch auf diesem werktäglichen Nachmittagskurs, der auf seinem Weg von Brail hinunter nach Zernez gerade die Siedlung Prazet passiert hat.
In Brail befindet sich noch ein Wendeplatz; vor 2007 wurde das Dorf wie jetzt wieder ab Zernez vom PostAuto angebunden, damals mit einem Kleinbus von PU Graf. Auch heute wenden einige Kurse bereits hier, wenn dies aufgrund der Umlauf- oder Schulzeiten notwendig ist. Die Foto entstand allerdings ziemlich am Anfang der Ära gemeinsamen PostAuto-/Engadinbuslinie.
Offiziell hat auch Brail einen Bahnhof – mit dem Namen Cinuos-chel-Brail liegt die RhB-Station aber beim Dorf Cinuos-chel, im Gegensatz zu Brail, das eine Fraktion von Zernez und somit vom Unterengadin ist, gehört das Dorf aber als Ortsteil von S-chanf zum Oberengadin. Die Busse Bedienen den Kern über eine kurze Stichfahrt, welche nur auf Knopfdruck absolviert wird; der Citaro K ist auf dem Rückweg von der Haltestelle Suot-il-Chaunt und
Endhaltestelle ist heute beim Bahnhof Cinuos-chel-Brail, wo seinerseits auch der Engadinbus der Linie 7 wendet. Die Postautos machen üblicherweise eine Kurzwende, und so ist auch der Citaro K an diesem Tag ohne lange Standzeit wieder unterwegs talabwärts.
Zuletzt noch zwei Bilder aus der Zeit, als die Postautos bis Chamues-ch gelangten; die Buslinie war und ist auf diesem Abschnitt vor allem notwendig zur Bedienung der abseits der gut bedienten Bahnhöfe gelegenen Weiler; etwa dem kleinen Chapella am Eingang zum Susaunatal. Wenn im Weiler nicht gerade das jährliche Open-Air stattfindet, ist es heute ziemlich ruhig, und auch die grossen Anlagen der Armee, welche hier seit Jahrzehnten für Arbeitsplätze sorgte, sind ebenfalls teilweise verwaist. Gerade im Winter bewähren sich die Midibusse hier gut…
…wobei ein Einsatz von Standardbussen mit etwas Vorsicht problemlos möglich ist; An diesem Dezembertag war denn auch wieder einmal der damals älteste Terretaz-Bus, ein Integro aus 2001, auf der Plaiv (dies ist der Name der Ebene zwischen Bever und S-chanf) im Einsatz. Der Bus hat vor Kurzem Madulain verlassen und fährt vor der Kulisse der Ruine Guardaval dem Inn entlang gegen Chamues-ch.