Letztes Update: 31. Oktober 2023, 16:55
Das lange Hügelzug des Jorat, zwischen den Tälern der Orbe und der Broye gelegen, war früher Einsatzgebiet der längsten Überland-Trolleybuslinie der Schweiz und somit Stammland der Lausanner Verkehrsbetriebe. Zwei kleine Postautolinien waren als Ergänzung vorhanden, sowie einige Schülerkurse von und nach Oron. Erst mit der Schrittweisen Reorganisation und Vertaktung des Netzes gelangte Postauto häufiger hierher – seit Dezember 2021 ist nun das ganze Regionalnetz Jorat Teil des Einsatzgebietes von PostAuto (wohingegen verschiedene andere Leistungen im Waadtland an KTU abgegeben wurden). Die Regie Moudon bedient nun beide Hauptlinien ab dem Bahnhof Mézières in Richtung Lausanne; die Linien 360 und 365 enden üblicherweise hier und Wenden über das frühere Depot-Areal der Überlandstrassenbahn Lausanne - Moudon; die Kurse der Linie 362, welche per Ende 2021 die frühere TL-Linie Epalinges – Moudon ersetzt haben, halten direkt an der Haupstrasse und nutzen die Station als «Durchgangsbahnhof».
Die älteste der drei Postautolinien ist die Linie 360, welche von Lausanne-Sallaz über Les Cullayes und Servion nach Mézières führt. Sie wurde Ende 2013 eingeführt und wies anfänglich einen ziemlich unattraktiven Hinketakt auf, sollte sie doch die abschnittsweise parallel führende TL-Linie 65, welche in einem schwer verständlichen 45-Minuten-Takt (in Nebenverkehrszeiten 90-Minuten-Takt) verkehrte, «verdoppeln». Seit Ende 2021 fährt sie von Montag bis Freitag halbstündlich und am Wochenende stündlich auf ihrer angestammten Linie – und der bisherige Mix aus Standard- und Gelenkbussen des PU Faucherre, Moudon, wurde durch Gelenkbusse des neuen Regie-Standorts in Moudon abgelöst. Im Bild wartet einer der acht als Occasion aus anderen westschweizer Gebieten übernommenen Gelenkbusse auf seine Abfahrt bei der Metro-Station Sallaz.
Gleich nach dem Bahnhof beginnt der Anstieg auf die Monts-de-Pully, wo auf rund 800 Metern der erste Hügelzug nach dem Genfersee überquert wird. Trotz der massiv ausgebauten Strasse ergeben sich schöne Ausblicke auf den Genfersee – hier bei der Haltestelle Ravessoud, der höchsten der in der Gemeinde Pully gelegenen Haltestellen (das Dorf Pully am Genfersee-Ufer wird hingegen aus naheliegenden Gründen durch die Linie nicht angefahren.
Bis Savigny läuft die Buslinie 360 – welche, wie auch das Bild zeigt, bis Ende 2021 noch die Nummer 75 trug - parallel zur Linie 365 (ex TL 65), welche zu TL-Zeiten mit Doppelstockbussen bedient wird. Am grossen Kreisel in Savigny verzweigen sich die Wege: Während die Linie 365 über Forel weiterfährt, nimmt die Linie 360 die Steigung in Angriff…
…und erreicht in Kürze den kleinen Ort mit dem eher aussergewöhnlichen Ortsnamen Mollie-Margot, der an aussichtsreicher Lage mit Blick auf Genfersee und Savoyer Alpen in den 60er- und 70er-Jahren praktisch aus dem Nichts entstand. Bis zur Einführung der Linie 75 bediente die Linie 65 den Ort über eine Umwegfahrt – hier wurde ab 2010 umgestiegen auf die erste Kurz-Buslinie Mollie-Margot – Les Cullayes – Servion, welche danach für je ein Jahr Teil von zwei unterschiedlichen Linien ab Palézieux war, bevor sie in der heutigen Linie 360 aufging.
Grund für die Einführung dieser einst kurzen PostAuto-Linie war die Aufgabe des PU Scaiola, Les Cullayes, welcher zuvor einen Kleinbusbetrieb zwischen Les Cullayes und dem Dorf Montpreveyres an der benachbarten TL-Linie 62 führte. Mit der Pensionierung wurde Les Cullayes durch die neue Kurz-Linie 75 angebunden…
…und ist heute über die Linie 360 stündlich, in der Hauptverkehrszeit halbstündlich an Lausanne angebunden. Bereits seit Einführung der durchgehenden Linie werden ein bis zwei Gelenkbusse auf der Strecke eingesetzt, die damals noch wie die ganze Linie von PU Faucherre betrieben wurden.
Die zweite Linie zwischen Lausanne-Sallaz und Mézières trägt die Linie 365 und ersetzte Ende 2021 die TL-Linie 65. Sie führt im Gegensatz zur Linie 360 über das Dörfchen Forel (Lavaux), wo die Haupthaltestelle Cornes de Cerf über eine Stichfahrt bedient wird. Die TL setzten hier teilweise auch Doppelstockbusse ein – heute ist die Linie 365, genauso wie die 360, eine Gelenkbuslinie. Am kleinen Platz mit Haltestelle fährt auch die Buslinie 381 Palézieux – Forel – Pra Grana – Cully, allerdings ergeben sich keine gezielten Anschlüsse.
Beim Zoo von Servion treffen sich die beiden Linien dann wiederum – dieses wichtige Freizeitziel wird erst seit Dezember 2021 auch am Wochenende systematisch halbstündlich bedient, was von der Linie 360 eine Stichfahrt erfordert – die Linie 365 fährt auf ihrer Fahrt von Les Cullayes weiter nach Servion ohnehin an der Anlage vorbei. Im Bild hat ein Bus in Fahrtrichtung Lausanne den neben der Strasse gelegenen Halt bedient und biegt nun wieder auf die Strasse nach Les Cullayes ein.
In Servion bedienen beide Linien die frisch hergerichtete Haltestelle Grange Rouge an der Kantonsstrasse Forel – Mézières; eigentlich ausserhalb des Dorfkerns gelegen, hat sich das ländliche Dorf mit mehreren grossen Gewerbebauten in diese Richtung entwickelt, und der Bau- und Zonenordnung zufolge dürfte sich die Haltestelle schon bald mitten in einem klassischen Agglo-Gewerbegebiet befinden.
Die Linie 365 nimmt ab hier den direkten Weg nach Mézières – die Linie 360 hingegen bedient auch den alten Dorfkern von Servion – wo bei der Haltestelle Poste/Croisée auch die Buslinie 385 von und nach Palézieux hält (die Linie, welche ebenfalls den Zoo zum Endpdunkt hat und in einer anderen Galerie dokumentiert wird, bedient dafür die Haltestelle Grange rouge zweimal)…
…und fährt anschliessend über den Weiler Le Moulin bei Ferlens weiter nach Mézières. Dafür befahren die Gelenkbusse eine schmale Nebenstrasse – die noch engere Fahrt direkt durch den Dorfkern von Ferlens sparen sich die Busse heute, nachdem bis 2013 noch die damalige Linie Palézieux – Mézières diese Schlaufe fuhr.
In Mézières besteht im Dorf Anschluss auch zur Linie 362 in Richtung Lausanne – die Busse fahren danach weiter zur schon anfangs der Galerie dokumentierten alten Bahnhofsanlage, wo die Linien 360 und 365 üblicherweise enden. In Hauptverkehrszeiten fahren die Busse beider Linien jedoch halbstündlich weiter entlang der ehemaligen TL-Linie 362 – die Linie 365 nach Moudon und die Linie 360 nach Epalinges.
Die Linie 362 Lausanne – Moudon, seit Ende 2021 Postauto-Linie, eröffnet nun ein weiteres Kapitel in der Geschichte des ÖV auf der Achse von Lausanne nach Moudon. Nach Tram, Überland-Trolleybus und Doppelstockbussen muten die hier nun eingesetzten Gelenkbusse allerdings ziemlich banal an – ein Quantensprung ist hingegen das Angebot, fahren die Busse doch nun integral halbstündlich und in der Hauptverkehrszeit viertelstündlich. Beginn und Endpunkt der Linie 362 ist bei der Metro-Endstation in Croisettes, wo auch eine weitere Regie-Postautolinie nach Thierrens beginnt und ein kleiner Bus-Knoten der Lausanner Verkehrsbetriebe TL besteht.
Bis Châlet-à-Gobet, der Passhöhe der früheren Hauptstrasse Lausanne – Bern auf rund 870 Metern über Meer (und somit rund 500 Meter über dem Genfersee) stellen die Postautos eine schnelle Alternative zu den durch die Wohnquartiere fahrenden TL-Buslinien 45 und 64 dar. Wenngleich auf Bergfahrt zeitweise durch den Dorfkern von Epalinges fahren, sind die Haltestellen so ausgelegt, dass die Postautos durchgehend die Hauptstrasse benützen können – im Bild fährt ein Crossway 12LE der Regie Moudon vorbei am Dorfkern talwärts Richtung Metro. Am Wochenende wird die Linie 362 – im Gegensatz zu den integral mit Gelenkbussen betriebenen Linien 360 und 365 – mit Standardbussen gefahren, welche werktags auf anderen Linien rund um Moudon beschäftigt sind.
Bei der Passhöhe Châlet-à-Gobet befindet sich ein weitläufiger Parkplatz; rundherum befinden sich neben dem alt-ehrwürdigen Gasthaus-Ensemble links im Bild vor allem Sportanlagen, etwa für Reiter und Bogenschützen. Der Bus im Bild ist unterwegs stadtauswärts – rechts im Bild warten zwei Busse der Lausanner Verkehrsbetriebe auf ihre Abfahrtszeit zurück Richtung Stadt.
Nach der Passhöhe verläuft die Fahrt einige Kilometer praktisch durchs Niemandsland, Wälder wechseln sich mit weiten, trocken gelegten Moorflächen ab. Trotzdem bleibt meist weniger als ein Kilometer bis zur nächsten Haltestelle, bedient werden (meist stillgelegte) Gasthäuser und kleine Weiler abseits der über weite Strecken dreispurigen Strasse – aus den Zeiten, als hier der gesamte Lastwagenverkehr zum oberen Genfersee durchführte, sind nach wie vor Überholspuren bergwärts vorhanden. Der Gelenkbus hat kürzlich Montpreveyres verlassen und erreicht in wenigen Augenblicken die Haltestelle Balances beim gleichnamigen Gasthaus.
Im Dorf Montpreveyres, wo früher Anschluss an die oben erwähnte Buslinie nach Les Cullayes bestand, gibt es heute Anschluss an die Linie 366 (welche zuvor auch schon andere Nummern trug) – diese führt heute mit Standardbus zu den Dörfern abseits der Hauptlinien…
…wie etwa Corcelles-le-Jorat oder Ropraz. Hier im Bild letzteres, wo die Busse auf dem Dorfplatz wenden. Die Buslinie ist hauptsächlich auf den Schülerverkehr ausgelegt, an keinem der Endpunkte bestehen systematisch Anschlüsse an den dichten Verkehr der Linien 360, 362 oder 365.
Bis 2011 wurde Ropraz noch durch eine kurze Kleinbuslinie bedient – diese startete ursprünglich (und bis Ende 2010) an der Haltestelle Corcelles-Jorat im Niemandsland an der Hauptstrasse (Bild), und dann noch für ein Jahr in Montpreveyres, bevor sie in oben erwähnter Linie 366 aufging.
Bei Ussières erreicht die Linie bereits wieder die Hauptlinie 362; anstatt zusammen auf der alten Hauptstrasse weiterzuführen, verlassen aber beide die breite Achse und nehmen eine kurze Steigung hinauf zum abseits der Hauptachse gelegenen Mézières in Angriff. Die Aufnahme entstand beim Weiler Croix-d’Or, der nicht etwa zu Mézières, sondern zum benachbarten Carrouge gehört.
Nach Mézieres biegt die Linie 360, welche die Linie 362 in der Hauptverkehrszeit zum Viertelstundentakt verdichtet, ab in Richtung Lausanne-Sallaz, dafür folgt in der Hauptverkehrszeit die Linie 365 aus Sallaz der Linie 362 weiter in Richtung Moudon und ermöglicht ebenfalls einen (ungefähren) 15-Minuten-Takt. Die Busse bleiben auf der direkten Strecke Richtung Moudon, welche früher schon durch Tram und Trolleybus genutzt wurde und die die Dörfer nur am Rande bedient (hier in Vucherens).
Die «Feinerschliessung» übernimmt dagegen auch hier die parallele Linie 366, sie führt hier etwa durch das auf einem Hügelzug gelegene Vulliens. Der Citaro LE hat das Dorf gerade verlassen und hat das Flüsschen Carrouge überquert, bevor es nun in kürze die Hauptstrasse erreicht – nur, um im nächsten Dorf Vucherens wiederum abzubiegen…
…und dessen höher gelegenen Quartiere zu bedienen. Am Wochenende wird die Linie nur alle drei Stunden mit einem Kleinbus bedient, welcher dann direkt in Moudon beginnt und endet – hier zu sehen bei der Kirche von Vucherens.
An Werktagen endet die Linie in Syens. Da die Linie in Gegenlastrichtung aus Fahrzeitgründen jeweils wie die Linie 362 direkt über die Hauptstrasse fährt, besteht ein wenig kundenfreundliches Konzept: Die Kurse mit Bedienung der Dörfer enden bzw. beginnen an der Haltestelle Clos-du-Château, von welchen die Kurse der Linien 362 und 365 nur über einen 5-minütigen Fussweg zur Haltestelle Champ-du-Chêne erreichbar sind. Die für Umsteiger ab/nach Moudon unnützen Kurse parallel zur Linie 362 beginnen und enden stattdessen direkt an jener Haltestelle. Grund ist, dass bei beiden Halten aufgrund der Strasseninfrastruktur keine Wendemöglichkeit besteht – deshalb ist dieser Rundkurs an Werktagen, wenn nicht bis/ab Moudon gefahren wird, zwingend.
Die Busse der Linien 362 und 365 fahren dagegen über Bressonnaz zum Bahnhof Moudon, wo stets Anschluss von und nach Payerne besteht, in der Hauptverkehrszeit mit der Linie 365 auch von/nach Lausanne. Die Jorat-Postautos haben hier die frühere Endhaltestelle der Lausanner Verkehrsbetriebe inklusive Wendeschlaufe geerbt, während die übrigen Postautos am Bahnhofsgebäude vorbeifahren und mittels Dreipunktwende wenden müssen. Der Bahnhof des regionalen Hauptortes zählt inzwischen zu den «überholtesten» der Schweiz – die Züge werden nach wie vor auf einem niedrigen Perron mit der Kelle abgefertigt, und eine behindertengerechte Infrastruktur lässt weiterhin auf sich warten.