Letztes Update: 11. September 2024, 20:29
Die Regie Yverdon, einer der grössten PostAuto-Standorte der Schweiz, verfügt über mehrere Aussengarage davon – eine davon in Thierrens, auf fast 770 Metern über Meer am Höhenzug des Jorat gelegen. Haupt- und Aussengarage sind seit Langem durch eine Postautolinie verbunden, aktuell sind dies (noch bis Dezember 2024) sogar zwei, mit den Nummern 660 und 661, welche sich in der Hauptverkehrszeit zum Halbstundentakt ergänzen. In dieser älteren Aufnahme aus 2011 fährt ein Volvo 8700 ab der Garage kommend an den Bushof Yverdon ein für eine Fahrt auf der Hauptlinie 660; inzwischen sind auch im stark durch den Schülerverkehr geprägten Thierrens die letzten Hochflurbusse durch LE-Fahrzeuge ersetzt.
Die Stadt Yverdon verlassen die Busse durch das alte Bäderquartier und dann mit einem steilen, kurzen Anstieg zum Centre ORIF, einem Berufsbildungszentrum für Menschen mit Betreuungsbedarf. Es liegt bereits auf dem Gemeindegebiet von Pomy, die Gemeindegrenze verläuft heute mitten durch die äussersten Stadtquartiere von Yverdon. Der Citaro LE hat die Haltestelle Orif ohne Halt passiert und nimmt nun Kurs auf das Dörfchen Pomy.
Mit dem Ausbau der Hauptstrasse von Yverdon in Richtung Thierrens und Moudon in den 1960er-Jahren wurden zahlreiche der Dörfer auf der Route mittels Kurzumfahrungen ausgelassen; sowohl in Pomy wie auch im benachbarten Cronay verlassen die Busse der Linien 660 und 661 die Hauptachsen, um die Dorfkerne zu bedienen. Kurz vor der entsprechenden Abzweigung erklimmt ein Citaro LE die Steigung aus dem dem Tal der Menthue in Richtung Cronay, mit Ziel Yverdon.
Die Menthue gehört zu den wenigen grösseren Flüssen, die das Hügelland des Gros-de-Vaud strukturieren. Im schattigen Tal wurde die Wasserkraft schon früh genutzt, um das Haupterzeugnis der «Kornkammer» des Waadtlands zu verarbeiten – etwa bei der Moulin du Pont unterhalb von Donneloye. Seit Einkürzung der Linie 662 Bercher–Cronay–Yverdon (zugunsten einer Taktverdichtung auf der Hauptachse nach Thierrens) kann hier zwischen den Linien 660/661 und 662 umgestiegen werden – im siedlungstechnischen Niemandsland.
Auf der anderen Talseiten liegt das Dörfchen Donneloye – auch hier wird (bis auf einen HVZ-Verstärker morgens) die Hauptstrasse verlassen, diesmal sogar für längere Zeit. Wir folgen zuerst der Linie 660, die ab dem Dorf über eine kleine Nebenstrasse nach Mézery-pres-Donneloye hinauffährt…
…und danach wieder zurück zur Hauptstrasse und weiter nach Prahins. Alle drei Dörfer sind Teil derselben Gemeinde Donneloye und erreichen auch zusammen mit dem ebenfalls zugehörigen Gossens die 1000-Einwohner-Grenze noch knapp nicht – Zahlen, das im Einzugsgebiet von Deutschschweizer Agglo-Städten kaum noch vorstellbar sind. Der Bus hat gerade das Dörfchen Prahins verlassen und gewinnt mit einer ausladenden Schlaufe an Höhe – auch wenn es so scheint, hier ist der Strassenverlauf über hundertjährig und bereits im Zuge der Motorisierung entstanden, als eine steilere gerade Strecke nicht für die ersten Verbrennerfahrzeuge tauglich war – natürlich wurde auch diese Kurve in den 1960er-Jahren massiv ausgebaut und versperrt heute den Blick auf den hübschen Dorfkern weitgehend.
Schon wenige Meter oberhalb der Stelle verlassen die Kurse die Strasse bereits wieder, um das kleine Dörfchen Chanéaz zu bedienen. Ab hier wird die Hauptstrasse bis Thierrens nur noch kurz berührt…
…denn nach wenigen Metern verlassen die Busse die Hauptstrasse wieder, um das Dörfchen Correvon, diesmal (und zum einzigen Mal) in Fahrtrichtung Thierrens rechts der Hauptachse gelegen. Inzwischen ist der Bus auf rund 750 Metern angelangt und fährt seit Chanéaz über das Gebiet der Gemeinde Thierrens. Im Hintergrund wäre hier die erste Jurakette zu sehen – die an diesem Tag allerdings bereits in und unter Gewitterwolken versteckt war.
Seit Chanéaz folgt auch die Linie 661 wieder dem Hauptverlauf – die Linie hat in Donneloye die Hauptlinie 660 (welche zwar nicht durchwegs stündlich, aber zumindest ohne allzu lange Lücken fährt) verlassen und führte über Molondin…
…nach Démoret, einem hübschen Dorf zuoberst auf einem Hügel – nach wie vor eine eigenständige Gemeinde mit 160 Einwohnern. Beide Dörfer sind auch über die Linie 650 Yverdon–Yvonand–Granges-Marnand angebunden, welche aber durch ihre Zickzackfahrt deutlich länger braucht von Yverdon bis hierher. Bis Ende 2017 führte die Linie 661 ab hier nicht nach Thierrens, sondern nach Combremont-le-Grand – eine Linienführung, die voraussichtlich im Dezember 2024 wieder reaktiviert wird.
Noch erreichen aber sowohl die Busse der Linie 660 als auch 661 Thierrens – das Dörfchen ist Verwaltungs- und Schulstandort und mit rund 700 Einwohnern mit Abstand die grösste Siedlung der heutigen Gemeinde Montanaire, die 2013 aus neun Gemeinden mit zusammen knapp 2800 Einwohnern entstand. Die Linie 660 fährt die Schlaufe durch den Dorfkern zweimal, und bedient dazwischen auch den Bushof, der zwischen der Busgarage und den Schulhäusern liegt.
Erst Ende 2011 wurde im Gros de Vaud und am Jorat ein Fahrplankonzept eingeführt, das diesen Namen auch verdient. Damals wurden die zahlreichen, vor allem auf den Schülerverkehr ausgerichteten Linien rund um Thierrens zu einem vertakteten Gesamtkonzept systematisiert, wenn auch davon anfänglich ausserhalb der HVZ mehr Lücken als Takt blieb. Die Linie 660 Yverdon–Thierrens wurde damals über Neyruz-sur-Moudon nach Moudon verlängert, was seither und noch bis Ende 2024 die übliche Linienführung ist. Die Linie ersetzte so eine der einst drei Linien, welche Moudon auf verschiedenen, bisweilen verschlungenen Linienführungen mit Thierrens verband. Auch für die Bedienung von Neyruz muss die Hauptstrasse verlassen werden – über ein kleines Strässchen wird das Dorf erreicht, dessen (ebenfalls grandiose) Aussicht nun nicht mehr zum Jura, sonden zu den Freiburger Voralpen geht. Dort entlädt sich gerade ein spontanes Gewitter, während der Iveco Crossway der Regie Thierrens nach wie vor in der Sonne unterwegs ist in Richtung Yverdon.
In Moudon besteht schliesslich Anschluss auf die Züge in Richtung Payerne (prioritär) und Lausanne (vereinzelt) – der Bahnhof hat sich seit dieser Aufnahme aus 2012, ganz im Gegensatz zum eingesetzten Wagenpark (noch) kaum verändert, wird aber im Laufe der kommenden Monate umgebaut und modernisiert. Dabei dürften sowohl die Busse eine zeitgemässe Station erhalten als auch die recht nostalgische Betriebsabwicklung der SBB – noch 2023 wurden die Züge hier mangels entsprechender Sicherungsanlagen mit der Kelle durch den Fahrdienstleiter abgefertigt – verschwinden.