Letztes Update: 27. März 2025, 11:36
Von 1892 bis 1952 verband eine elektrische Schmalspurbahn Allaman an der SBB-Linie Lausanne–Genf mit dem nahen Städtchen Aubonne und mit Gimel. Aus Umwegen entstand daraus der Busbetrieb ARCC (später in die Elektrizitätsgesellschaft SEFA eingegliedert), der ab 2004 als PU unterwegs war und schliesslich Ende 2023 in die Regie integriert wurde. Die Buslinie entlang der einstigen Schmalspurstrecke wurde über die vergangenen Jahre stetig ausgebaut und wird heute zweimal pro Stunde (mit reduziertem Betrieb am Wochenende und abends) und grossmehrheitlich mit Gelenkbus bedient. Im Bild wartet ein MAN-Gelenkbus die Anschlusszüge in Allaman ab – die Busse fahren in einem umständlichen 15-45-Minuten-Takt, um sowohl Genf als auch Lausanne stündlich rasch anbinden zu können.
Zwischen Allaman und Aubonne bedienen die Postautos das ausgedehnte Gewerbegebiet, das sich hier unweit des Flüsschens Aubonne und der daran angehängten Kanäle gebildet hat – es bildet sich gut versteckt hinter einer Baumreihe, was dem Abschnitt tatsächlich den Charakter eines Überlandabschnittes verleiht – im Bild ist ein MAN A20 unterwegs talwärts Richtung Allaman, wobei dieser wie zahlreiche zwischen etwa 2002 und 2006 gelieferte Fahrzeuge in Weiss mit ARCC- und Postauto-Logo «bemalt» ist.
Der «Bahnhof» von Aubonne liegt auf dem Areal des früheren Bahnhofes, wobei hier die Schmalspurbahn eine Spitzkehre absolvieren musste. In den 1950er-Jahren entstand hier statt den alten Bahngebäuden eine damals moderne Busgarage, welche bis etwa 2020 genutzt wurde – seither sind die Postautos in Montherod garagiert, wo in Zusammenarbeit mit SEFA und Gemeinde eine neue Garage entstand.
Die Weiterfahrt der Linie 720 führt nicht durch das hübsche Städtchen, das für Gelenkbusse gar nicht befahrbar wäre, sondern folgt dem einstigen Trassee der Schmalspurbahn, welche in einem grossen Bogen um das Städtchen führte, um Höhe zu gewinnen. Inzwischen ist das Gebiet grossflächig überbaut, auch ein Spital wurde hier angesiedelt; der Bus wird in Kürze die entsprechende Haltestelle erreichen.
Anschlessend führt die Fahrt durch ein Waldstück taleinwärts bis Montherod, dem heutigen Garagenstandort und seit 2021 mit Aubonne fusioniert. Vorbei am ausserhalb des Dorfs gelegenen Friedhof ist ein Citaro in voller SEFA-«Bemalung» unterwegs talauswärts.
Nach einer weiteren Überlandstrecke wird schliesslich Gimel erreicht, wobei zuerst die frühere Garage des Reiseunternehmens Jäger-Le Coultre, wo bis heute einige Postautos garagiert sind, im unteren Dorfteil bedient wird – bei der Haltestelle Bas du Village erreicht man dann die Strecke der Buslinie 840 Rolle–Gimel, die ihrerseits einer alten Schmalspurbahn folgte – rund 100 Meter unterhalb davon endete die Strecke aus Allaman ausserhalb des damaligen Dorfes. Bevor die Gelenkbusse diesen Punkt erreichen…
…gilt es eine kurze Schlaufe zu absolvieren ins Dorf Saubraz, wo die Gelenkbusse auf engem Raum direkt im Dorfkern wenden. Ursprünglich wurde die Schlaufe nur von einer HVZ-Linie 725 bedient, welche ab Gimel hierhin führte und endete, während die zweite Stammlinie 720 direkt ins Oberdorf von Gimel führte – seit Ende 2024 wird die Stichfahrt von allen Kursen der Linie 720 absolviert.
Während einiger Jahre führte die Linie 725 sogar weiter bis Bière, dem Endpunkt der Bière-Apples-Morges-Bahn mit seinen ausgedehnten Armee-Anlagen. Die Linie übernahm damit den Rest einer früheren Postautolinie ab L’Isle, die Ende 2013 zum KTU MBC wechselte und auf L’Isle–Bière verkürzt wurde. Heute fahren zwischen Saubraz und Bière keine Busse mehr.
In Gimel endet die Linie 720 bei der Haltestelle La Vernette auf einer Art multifunktionalem Dorf-, Wende- und Veranstaltungsplatz. Die Wendezeit beträgt nur wenige Minuten, seit die Buslinie 720 bis Gimel verkürzt wurde.
Bei der Auberge de l’Union im Dorfzentrum bestehen auch Umsteigebeziehungen zur Linie 840, welche ab hier entlang der früheren Schmalspurbahn hinunter nach Rolle führt – und in die andere Richtung per Ende 2024 die Verlängerung der Linie 720 nach St-Georges übernommen hat (wobei diese Verlängerung bis Ende 2012 schon einmal Teil der Linie 840 war).
Der Bahnhof Rolle war über mehr als 10 Jahre quasi Kreuzungspunkt der Ende 2012 auf Halbstundentakt verdichteten RE-Züge zwischen Genf und Lausanne und damit für einen Busknoten ideal geeignet – am grossen Platz wartet links, etwas versteckt, ein Iveco Crossway auf die Abfahrtszeit in Richtung Gimel.
Dass Gimel doch rund 350 Höhenmeter über dem Ufer des Genfersees liegt, lässt die Linie 840 wesentlich besser spüren als die dem Tal folgende Linie 720 – nur 2.5 Kilometer beträgt die Luftlinie hier bis zur Geländekante des Plateaus auf 730 Metern über Meer, welche von der Buslinie mit mehreren sanften Kehren durch die Rebhänge (und durch immer mehr Wohnbauten) über Gemeindegebiet von Mont-sur-Rolle erklimmt. Auch die Schmalspurbahn folgte diesen Kehren – ihre Geschichte endete bereits 1938, 14 Jahre vor der einfacher trassierten Konkurrenz über Aubonne.
Ist bei Les Granges erst einmal die Höhe erreicht, führt die Buslinie über die weitläufigen Felder des Jurafusses, vorbei an den Dörfchen St-Oyens und Essertines, deren Kirchen ebenso wie diese von Gimel an diesem dunstigen Winternachmittag fast versteckt sind. Hinter dem Fotografen befindet sich die Abzweigung zum «Parc Pré Vert»…
…einem Migros-Freizeitpark auf der Anhöhe über dem Genfersee. Bis Ende 2012 wurde dieser mit einer Stichfahrt der Linie 840 sehr rudimentär erschlossen; danach übernahm diese Anbindung die Linie 721 (Rolle–Aubonne), welche zeitweise bis zum «Signal» verlängert wurde – im Bild erreicht ein Kurs in Kürze seine Endstation mit schöner Aussicht über den Genfersee. Ende 2024 wurde dann die neue Linie 723 eingeführt, welche um 30 Minuten Versetzt zur Linie 720 von Allaman nach Gimel führt und dabei nicht über Montherod und Saubraz, sondern über Pizy und Signal-de-Bougy führt.
Die kurze Verlängerung der Linie 840 von Gimel führt heute bis in den einstigen Ferienort St-Georges auf fast 1000 Metern, wo Anschluss an die Postautolinie hinunter nach Nyon besteht.
Bis Ende 2012 führten die Busse gelegentlich auch weiter nach Longirod und erreichten so auch den Nachbarbezirk Nyon; seither enden die Kurse aus Allaman stets auf dem Postplatz von St-Georges. Zumindest an Werktagen…
…denn der Col de Marchairuz gehört seit 2013 zum Rayon der Postautos ab Aubonne (zuvor wurde er ab Nyon durch PU SAPJV bedient). Obschon der Pass mit seinen Langlaufloipen und Schneeschuh-Trails auch im Winter geöffnet ist, fuhr das Postauto bis Ende 2019 nur an Wochenenden im Sommer, immerhin inzwischen 3x pro Tag. Seither wurde das Angebot auf Winterwochenenden ausgedehnt und die Busse fahren heute sechsmal über den Pass. Die eigentliche Bergfahrt beginnt in St-George und schon nach kurzer Fahrt eröffnet sich eine wunderbare Aussicht auf den Genfersee und die Savoyer Alpen. Die Aufnahme entstand unterhalb des Sapin à Simeon.
Nach der durchaus schroffen Genferseeseite eröffnet sich hinter der Passhöhe die sanftere Hügellandschaft der Vallée de Joux, durch welche die Buslinie in einer steten Berg- und Talfahrt abwärts führt. Der Fahrzeugeinsatz war schon zu Zeiten mit nur 3 Kurspaaren recht vielfältig, wurde doch in der Regel jeder der drei täglichen Kurse mit einem anderen Bus geführt. Im Bild ist ein Citaro Ü bei Pré de Bière unterwegs bergwärts und wird in Kürze die 1446 Meter über Meer (bzw. 1000 Meter über dem Léman) gelegene Passhöhe erreichen.
Ziel der Fahrt ist Le Brassus, wie das ganze Tal für seine Uhrenindustrie bekannt und Endpunkt der Bahnlinie der Travys aus Vallorbe. Der erste Morgenkurs des Tages wird in Kürze sein Fahrtziel erreichen und ist hier bei der Alp Molard unterwegs talwärts. Im Hintergrund ist bereits der Lac de Joux zu erkennen, der das Tal zu einem beliebten Reiseziel macht.