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12.411/412 Sion – Sierre (seit Dez. 2022)

Letztes Update: 5. Oktober 2023, 21:03

Zwei neue Postautolinien wurden per Dezember 2022 nach einer Ausschreibung durch PostAuto übernommen – zum ersten Mal im Wallis für mehrere Jahre, nachdem zuvor im Val-de-Bagnes, in Verbier und im Chablais Buslinien an Konkurrenten abgegeben werden mussten. Grund für die Ausschreibung war auch ein völlig neues Fahrplankonzept mit durchgehenden Takten – grosser Verlierer ist das Familienunternehmer Ballestraz, das die Linien zuvor über mehrere Jahrzehnte betrieben hatte und sich leider als sehr schlechter Verlierer entpuppte und den neuen Betreiber öffentlich über Medien und Informationszettel schlechtreden wollte. Unabhängig davon nahm der Postauto-Regiebetrieb Sion Ende 2022 den Betrieb mit fünf neuen Gelenk- und einem Standardbus auf und belegt seitdem mit den Linien 411 und 412 den zweitvordersten Platz unter dem Sittener Postauto-Dach.

Die Linie 411 fährt in einem durchgehenden Stundentakt zwischen Sion, Grône und Sierre und wird morgens, mittags und abends zum Halbstundentakt verdichtet. Eigentlich Gelenkbusstrecke, werden in den Schulferien auch Standardbusse eingesetzt – hier bei Bramois. Das Dorf wird durch die Linie nur am Rande bedient, verfügt es doch eine Stadtbus-Erschliessung im 20-Minuten-Takt und weitere Halte der Postautolinien ins Val-d’Hérens direkt im Dorfkern.

Direkt im Dorfkern bedient wird dann dagegen das grössere Grône, welches mit der Linie 413 (siehe entsprechende Galerie) auch über einen eigenen «Ortsbus» in die höher gelegenen Gebiete verfügt. Der Bus hat bei Pramagnon die Hauptstrasse verlassen und nun die 1920 erbaute Kirche Saint-Marcel passiert, die oberhalb der Post liegt.

Als nächster Halt folgt das Schulhaus, das ein wichtiger Nachfragegenerator für die Buslinie darstellt – auch zusätzliche Gelenkbusse als Beiwagen sind notwendig, um alle Schüler aus den Nachbardörfern hierhin zu bringen. Im Bild hat ein älterer Citaro-Gelenkbus seine Schülerschar ausgeladen, dahinter hat der Kurswagen ebenfalls einige Dutzend Schüler «ausgespuckt» und macht sich nun auf zur Weiterfahrt nach Sion.

Auch das zu Grône gehörende Granges wird durch die Linie 411 bedient, wozu allerdings eine Stichfahrt notwendig ist. Der Durchreisenden erkennt vor allem eine grosse Ein- und Mehrfamilienhaussiedlung, während sich der eigentliche Ortskern bei der Kirche hinter dem Hügel versteckt. Der Bus wird in Kürze zur Haltestelle «Grand canal» abzweigen, wo Anschluss an die Linie nach Lens sowie die einzige Verbindung zur Linie 412, welche die andere Talseite bedient, besteht. Die frühere Bahnstation Granges-Lens der SBB wurde in den 1982-Jahren aufgehoben und liegt auf der anderen Seite der Rhône.

Die Linie 411 bleibt auf der Südseite der Rhone und bedient als nächstes das Dorf Réchy, am Bergbach Rèche gelegen. Direkt bei der Brücke befindet sich das Dorfzentrum, bis hierhin wird die Linie zeitweise durch die Linie 441 Sierre–Chalais–Réchy–Vercorin verdichtet, weshalb hier auch ein Wendeplatz besteht.

Im benachbarten Chalais sind die Chauffeure besonders gefordert – im Einbahnsystem führt die Linie hier durch enge Gässchen, für die Gelenkbusse bleiben teils nur wenige Zentimeter zum manövrieren. Im Bild ist ein älterer Citaro-Gelenkbus unterwegs in Richtung Sion – die fünf neuen Gelenkbusse reichen nur für das Grundangebot, die Reserve und gewisse Verstärkungsleistungen werden auch mit anderen Regiefahrzeugen abgedeckt.

Ausserhalb des Dorfkerns bedienen die Busse dann auch die Seilbahn nach Vercorin, deren Neubauprojekt seit Jahren durch Einsprachen verzögert wird. Die Talstation ist der westlichste Punkt des Stadtbusnetzes von Sierre, dessen Linie 1 gelangt über Noës im 20-Minuten-Takt hierhin. Das Postauto der Linie 411 bleibt hingegen auf der anderen Talseite und fährt weiter in Richtung Chippis – dazwischen gibt es für die meisten Kurse eine kurze Stichfahrt in den Ecoparc Daval. Dieses 20 Hektaren grosse Gebiet soll nachhaltige und innovative Industrie und Gewerbe anziehen und auch neue Masstäbe bezüglich nachhaltiger Flächennutzung setzen – ob dies an einer über weite Tageszeiten nur stündlich per ÖV angebundenen Lage überhaupt nachhaltig sein kann, ist die andere Frage…

Wenig nachhaltig war und ist dagegen die über Jahrzehnte in Chippis beheimatete Aluminium-Giesserei, deren Emmissionen zeitweise bis ins Goms Mess- und spürbar waren. 1986 wurde die 1908 erbaute Fabrik auf dem Gemeindegebiet definitiv stillgelegt, aber erst 2018 abgebrochen. Der industrielle Charakter der Gegend ist aber bis heute spürbar – nicht nur wegen der schönen Stahlbrücke, die nach wie vor beim Ortsausgang die Rhône überspannt. Die Alu-Industrie hat auch die Demografie im Dorf geprägt, das – trotz Lage in einer wachsenden Agglomeration – seit den 1980er-Jahren und dem Niedergang der Alu-Industrie kein wesentliches Bevölkerungswachstum mehr verzeichnete.

Am Bahnhof von Sierre bzw. dem südlich davon auf dem Dach eines Parkhauses neu eröffneten Bushof begegnen die Busse der Linie 411 dann wieder jenen der Linie 412, die systematisch von Standardbussen bedient wird. Die Linie führt im 1.5-Stunden-Takt nördlich der Rhône nach Sion und ist somit ein eigentlicher Ersatz für die SBB-Regionalzüge, welche zwischen den beiden Städten nur noch die in den 2000er-Jahren wiedereröffnete Haltestelle St-Léonard bedienen.

Auch im Dorf Noes halten seit den 1980er-Jahren keine Züge mehr. Die Anbindung an Sion geschieht mit der Buslinie 412, hier unweit des Dorfkerns unterwegs – nach Sierre wird durch die Stadtbuslinie 1 ein 20-Minuten-Takt angeboten.

Beim früheren Bahnhof Granges-Lens überqueren die Busse kurz die Rhône, um in Granges die Haltestelle Grand-Canal anzubinden. So bestehen gelegentlich auch Zufallsanschlüsse an die Linie 411 und an die Berglinie 414 nach Lens. Der Iveco Crossway, an diesem Tag ersatzweise im Einsatz, hat die Schlaufe durch das Dorf bereits hinter sich und rollt zurück zur rechtsufrigen Hauptstrasse…

…welche ihn weiterbringt bis St-Léonard. Die Gemeinde erhielt in den 2000er-Jahren ihren Bahnhof als Haltestelle wieder zurück und wird heute halbstündlich durch die SBB bedient. Eine eigene Stadtbuslinie von und nach Sion wurde mit der Neukonzeption der Buslinie 412 eingestellt…

…es verbleiben allerdings einzelne Zusatzkurse in der Hauptverkehrszeit, welche das Quartier Uvrier westlich des Bergbachs Lienne bedienen. Obschon direkt an St-Léonard angrenzend, gehört dieses zur Stadt Sion; passend dazu kam bei diesem Foto ein Standardbus der für den Sittener Stadtbus «Bus Sédunois» vorgesehenen Flotte auf dem Zusatzkurs zum Einsatz.