Letztes Update: 1. November 2023, 10:08
Das Val d’Anniviers, eine bekannte Ferienregion südlich des Walliser Rhonetals, wird per öV ab Sierre erschlossen; seit der Fusion des lokalen PU Epiney, Ayer, mit PU Pfammatter, Sierre, ist für das ganze Netz der PU Transports Sierre-Anniviers et Regions (TSAR) zuständig. Am in den 2010er-Jahren neu gebauten Bushof auf der Rückseite des Bahnhofs Sierre startet etwa alle 1.5 Stunden ein Bus in Richtung Vissoie, flankiert von den Postautos nach Vercorin und der Marty-Busse nach Varen – und längerfristig auch der Busse der SMC, welche die Hänge nördlich von Sierre erschliessen (derzeit ist eine dafür notwendige Strassenbrücke im Umbau). In der Hochsaison stehen oft zwei Postautos bereit für die Fahrt ins Tal, in Randstunden und in der Zwischensaison reicht hingegen ein Fahrzeug wie dieser Evadys, der am frühen Morgen hier die Anschlüsse aus Brig und Lausanne abwartet.
Die Strecke ins Val d’Anniviers hat den Ruf, eine der eindrücklichsten im Wallis zu sein – bereits nach wenigen Minuten beginnt der Anstieg, der die Busse vom Autobahnkreisel bei Chippis über mehrere Kehren ins 400 Meter höher gelegene Niouc bringt. An mehreren Stellen ist die Strasse direkt in den Fels gehauen, hier unterhalb der Ruine Beauregard. Im Hintergrund ist die Stadt Sierre und der Südhang von Crans-Montana zu sehen.
Auch wenn der erste Anstieg in Niouc bereits geschafft ist, bleibt die Fahrt spannend – denn auf dem Weg ins Tal hinein sind mehrere felsige Seitentäler zu queren, und nicht überall sind die engen Passagen bereits ersetzt – Higlight ist der Einschnitt von Les Pontis, wo der Bus 200 Meter über dem Talgrund die senkrechten Felsen mit einer nicht immer 2-spurigen Strasse quert. Kaum zu glauben, dass die Stützmauern bereits um 1850 erbaut wurden!
In Vissoie weitet sich das Tal langsam auf – es ist, nach gut einer halben Stunde Fahrt, das erste eigentliche Dorf an der Strecke. Am Postplatz trennen sich die Wege, und je nach Zeit und Wochentag fährt das Postauto weiter nach Zinal, Grimentz oder Chandolin, während für die jeweils anderen beiden Ziele umgestiegen werden muss. Auf dieser Aufnahme von 2021 treffen sich hierhi alle drei Fahrzeugtypen des TSAR-Parks; der Crossway links fährt nach Grimentz, der Setra 415H in der Mitte nach Zinal und der Evadys rechts nach Chandolin, was auch der jeweiligen geographischen Richtung entspricht. Daneben steht ein MAN-Midibus für den Skibus in St-Luc abgestellt, welche nur an Spitzentagen zum Einsatz kommt – dahinter würde der neben dem Postgebäude sichtbare vierte Überlandbus zur Fahrt nach Sierre sichtbar.
Unsere Fahrt führt zuerst weiter in Richtung Zinal, dem eigentlichen Val d’Anniviers nach. Auf der Fahrt entlang dem östlichen Abhang werden mehrere Dörfer passietr, unter anderem Mission oder, hier im Bild, Ayer, wo der frühere PostAuto-Unternehmer Epiney seinen Sitz hatte.
Die einzige Steilstufe des Tals nach Vissoie wird oberhalb von Ayer überwunden, wo der Talfluss „La Navisence“ eine kleine Schlucht durchfliesst. Das Gefälle wird auch für die Wasserkraft genutzt, wofür bei Mottec oberhalb der Steilstufe auch ein Ausgleichsbecken angelegt wurde.
Beim Dorf Zinal, auf 1675 Metern über Meer gelegen, ist Endstation für die Busse. Am Eingang des Dorfes, das erst mit der Einführung der Bergbahnen um 1960 überhaupt eine richtige Strasse erhielt, wenden die Busse vor der Post und unweit der Talstation der Luftseilbahn. Zinal ist aber nicht nur Skigebiet, sondern auch Ausgangspunkt für unzählige Bergtouren im Sommer, wobei hier auch die Nähe zu Zermatt, das in einer Tagesetappe erreichbar ist, eine Rolle spielt…
Um nach Grimentz zu gelangen, muss nach der Abfahrt in Vissoie die Talseite gewechselt werden. Mit jeweils mehreren Kehren gelangt der Bus zum Ausgleichsbecken im Talgrund und dann hoch nach Mayoux, wo zumindest im Sommer auch eine Strassenverbindung nachVercorin besteht. Hier begegnet uns auf dem Bild einer der drei Volvo 8700, der Blick fällt zurück auf Vissoie, das im Hintergrund an der anderen Talseite liegt.
Im Gegensatz zur Fahrt nach Zinal, die relativ wenig Höhenunterschied überwindet, sind zwischen den Dörfern St-Jean und Grimentz erneut mehrere Kehren zu überwinden; hier ist einer der drei Evadys-Autobusse auf Bergfahrt wenig unterhalb des Dorfs zu sehen. Auf diesem Abschnitt fahren auch einzelne Navettes-Kurse, welche die untenliegenden Dörfer an das Skigebiet anbinden.
In Grimentz selbst wenden die Busse bei der Talstation der Gondelbahn, welche die Skifahrer ins Skigebiet Bendolla/Becs de Bosson führt; seit dieser Aufnahme wurde hier eine zweite Luftseilbahn ergänzt, welche ins Skigebiet von Zinal führt; seither beginnen und enden die Linienkurse etwas von der Station entfernt, da der Platz hier für die Wende von Standardbussen nicht mehr ausreicht. Das Dorf selbst erlangte vor einigen Jahren eine zweifelhafte Berühmtheit als Gemeinde mit dem höchsten Zweitwohnungsanteil der Schweiz. Wenngleich der Bauboom nach der Annahme einer entsprechenden Initiative zurückgegangen ist, stehen in Grimentz ausserhalb der Skisaison über 75% der Gebäude leer…
Nur in der Saison besteht mit den Navettes eine direkte Verbindung zwischen den Ferienorten von Zinal und Grimentz – wobei mit der Eröffnung einer neuen Bahn auf die Saison 2015/2016 die Bedeutung der Verbindung abgenommen hat, da für Skifahrer neu auch eine Verbindung über das Skigebiet möglich ist. Auf dieser älteren Aufnahme erreicht einer der Navettes gerade das Dorf Grimentz, er wird, wie die meisten der (nicht im Takt fahrenden) Navettes nach St-Jean weiterfahren.
Im Sommer geht es von Grimentz auch bergwärts weiter: Drei Mal pro Tag fährt der Bus aus Sierre dann weiter bis zur Moiry-Staumauer. Auf rund 2250 Metern gelegen, ist der Staudamm Ausgangspunkt für weitläufige Bergwanderungen und die Linie entsprechend beliebt – selbst auf der letzten Bergfahrt des Tages sind noch Fahrgäste, welche wohl eine der umliegenden SAC-Hütten zum Ziel haben.
Nicht nur die Linienkurse aus Sierre, auch die vier Navettes, welche in der Hochsaison Grimentz mit Zinal verbinden, fahren weiter bis Moiry, sondern auch die Navettes Zinal – Grimentz, welche danach auch weiter dem See entlang…
…und bis auf 2389 Meter über Meer zum Gletscher-Parkplatz unterhalb des Lax de Chateaupré fahren. Hier, rund 1800 Höhenmeter über Sierre, herrscht dank des noch immer mächtigen Moiry-Gletschers auch im Hochsommer ein angenehm kühles Klima. Wenn auch immer noch (zu) viele Motorfahrzeugfahrer selbst anreisen, sind die Busse während der Feriensaison gut belegt und die Linie somit sehr erfolgreich.
Doch zurück nach Vissoie. Die dritte und letzte Nebenlinie, die hier abzweigt, führt an die östliche Talflanke hinauf nach St-Luc und Chandolin. Im Gegensatz zu den sanft ansteigenden Strecken nach Zinal und Grimentz wird hier von den Bussen einiges mehr abverlangt: Im von Ferienhäusern durchsetzten lichten Wald erklimmen die Busse in gut 10 Minuten 450 Höhenmeter bis St-Luc, hier bei der Abzweigung zu den Ferienhäusern von Les Caïds.
St-Luc selbst ist der älteste der drei grösseren Ferienorte im Tal, und noch heute zeugt das bereits 1883 (!) eröffnete Hotel Bella Tola von der Vergangenheit als Ferienort der englischen Elite. Heute ist das Dorf Ausgangspunkt ins Skigebiet Bella Tola…
…das man sich mit dem auf 1900 Metern über Meer gelegenen Chandolin, dem kleineren und ursprünglicheren der beiden Orte teilt, Hier ist dann auch Endstation der Buslinie, der Setra 415H hat soeben gewendet und fährt nun die schmale Dorfstrasse zurück zu den etwas unterhalb gelegenen Talstationen des Skigebietes.