Letztes Update: 1. November 2023, 9:56
Lange Jahre waren die PostAuto-Linien über die Zentralalpenpässe Aushängeschild von Postauto; Später etwas in Vergessenheit geraten, gelangten die Linien nach der Jahrtausendwende mit neuen ausgeklügelten Rundfahrten zu neuem Glanz. Diese Galerie beschreibt die Pässe Furka, Grimsel und Susten und beginnt vor der Post Meiringen, welche via-à-vis des Bahnhofs liegt und Ausgangspunkt mehrerer hauptsächlich (aber nicht nur) touristischer Buslinien ist. Im bereits etwas älteren Bild (Integro und NAW sind beide inzwischen verschwunden) warten die Kurse für den Sustenpass sowie für die Vierpässefahrt (welche als erstes über den Grimsel führt) auf ihre Abfahrtszeiten bzw. auf die Ankunft der Züge aus dem Unterland.
Danach kann die Fahrt losgehen – als erstes gilt es, den Kirchet zu überwinden – der Felsriegel entstand in prähistorischer Zeit durch einen Bergsturz und wurde später von der Aare in einer tiefen und eindrücklichen Schlucht, der als Touristenattraktion bekannten und Beliebten Aareschlucht, durchschnitten. Die Strasse hingegen führt über Willigen und danach über den Felsriegel, auf dessen Südseite in drei Kehren wieder der Talboden erreicht wird. Mit dem letzten abendlichen Kurs über den Grimselpass ist dieser Setra 412UL des bis 2018 hier tätigen PU AVG Autobetriebe unterwegs talwärts…
…nach Innertkirchen. Das Dorf ist ab Meiringen halbstündlich mit der Meiringen-Innertkirchen-Bahn erreichbar, weshalb über den Kirchet kein Postauto-Regionalverkehr mehr angeboten wird. Beim neuen Zentrum «Grimseltor» mit Bahn- und Bushaltestellen sowie Tourismuszentrum beginnen dann aber auch die Buslinien 171 und 172 nach Gadmen bzw. Guttannen, welche parallel zur jeweiligen Passlinie die Talschaften erschliessen und ganzjährig betrieben werden.
Nach rund 15 Minuten Fahrt ist Guttannen erreicht – die 250-Einwohner-Gemeinde auf rund 1000 Metern über Meer war lange Zeit die flächenmässig grösste der Schweiz, erst die Grossfusionen in Glarner- und Bündnerland verdrängten es auf die hinteren Ränge. Die grosse Gemeindefläche wird über einen einzigen Bach entwässert, der die Infrastruktur der Gemeinde bisweilen arg in Mitleidenschaft zieht – so wurde im Sommer 2005 die Aare durch einen Murgang umgeleitet und verwüstete einen Ortsteil, und in Lawinenwintern ist das Dorf regelmässig von der Aussenwelt abgeschnitten – 1999 sogar während mehreren Wochen. Bei schönem Wetter ist dies kaum zu ahnen - im sommerlichen Dorfzentrum ist dieser MAN A66 als Regionalkurs unterwegs.
Im Winter ist in Guttannen bzw. im kurz dahinter liegenden Weiler Breitwald Endstation für jeglichen öffentlichen Verkehr. Weiter ins Grimselgebiet kommt man aber teilweise mit den «halböffentlichen» Stollen- und Seilbahnen der Kraftwerke Oberhasli (KWO). Im Sommer hingegen fahren auch die Regionalkurse ab Guttannen weiter bis Handegg; an der einstigen Kraftwerkszentrale liegt heute ein schönes Hotel/Restaurant – und die Talstation der Gelmerbahn, der bis 2017 steilsten Standseilbahn der Welt mit 106% Steigung! Durch die kurze Schlucht unterhalb ist dieserMAN A66 unterwegs bergwärts beim Handeggfall…
…kurz darauf öffnet sich das Tal wieder zu einer kleinen Schwemmebene auf ca. 1400 Metern über Meer. Der Setra 415H ist unterwegs als Dreipässefahrt – er ist morgens in Andermatt gestartet und hat bereits Furka- und Grimselpass überquert. Nach einer Mittagspause in Meiringen wird er danach über den Sustenpass zurück zu seinem Ausgangspunkt fahren.
Die weitere Landschaft bis zum Grimsel ist durch die hier offen sichtbaren Tiefengesteine wie Granit etc. geprägt, der Grimsel ist der felsigste der fünf Zentralalpenpässe. Oberhalb Gerstenegg ist dieser Setra 412UL unterwegs als Beiwagen und wir in Kürze den Räterichsboden-Stausee auf 1767 Metern über Meer erreichen – der Stammkurswagen, ein Citaro LE, ist im Hintergrund unterhalb der Steilstufe bei der Kraftwerkszentrale Gärstenegg zu erkennen.
Noch eine Staustufe höher folgt dann der Grimselstausee mit einer Dammkronenhöhe von (derzeit) 1912 Metern über Meer. Die Busse bedienen auch den Grimsel-Hospiz, auf einer Felskuppe auf der anderen Seite des (östlichen) Staudamms. Das historisch wirkenede Gebäude wurde erst in den 1930er-Jahren im Zuge des Staudammbaus neu errichtet – die Busse erreichen das Gebäude mit Stichfahrt über den Staudamm (wobei im Zuge des Ausbaus der Stauanlagen im Sommer 2019 auf die Stichfahrt verzichtet werden muss). Der Setra 415H im Bild ist als Vierpässefahrt unterwegs…
…und wird, sobald er die Hauptstrasse wieder erreicht hat, den letzten Anstieg zum Grimselpass auf 2164 Metern über Meer in Angriff nehmen. Am Totensee gibt es für die Reisenden der Pässefahrten meist eine Pause, die für ein paar Schritte zu den Aussichtspunkten oder für einen Kaffee reichen. An einem Nachmittag im 2007 treffen sich zwei inzwischen ausrangierte Fahrzeuge: Ein MB Integro aus 1999 und der bereits 1996 gelieferte Neoplan 4026/3-Doppelstöcker.
Der Abstieg nach Gletsch gestaltet sich deutlich steiler als die Nordrampe: für die ersten 400 Höhenmeter nach Gletsch hinunter beträgt die Luftlinie nur knapp einen Kilometer, die Strasse wurde dafür in mehreren Kehren in den steilen Abhang gebaut. Ein Iveco Crossway – die PostAuto-Regie vermietet vier dieser Fahrzeuge für die Sommersaison an die Zentralalpen-PU – ist im Bild unterwegs talwärts…
…und wird in Kürze Gletsch mit dem Grand-Hotel Glacier du Rhône erreichen. Von seinem einstigen Glanz hat das Haus, dessen Ursprünge in den 1830er-Jahren liegen, viel eingebüsst – der Bau des Furka-Basistunnels 1982, der Schwund des heute von Gletsch aus nicht mehr sichtbaren Rhonegletschers und die generell ändernde Freizeitgestaltung der früheren Gästeschichten haben dem ehrwürdigen Haus zugesetzt. Als Mittagspausenort der Dreipässefahrt hat das Selbstbedienungsrestaurant im Erdgeschoss immerhin noch eine Bedeutung für den Postautoverkehr – dieser «normale» Passkurs Meiringen – Oberwald – Meiringen hält dagegen nur zwei Minuten in Gletsch und nimmt danach die Talfahrt nach Oberwald unter die Räder.
Das oberste Dorf im Goms, westliches Portal des Furka-Basistunnels, ist geprägt durch den Autoverlad durch die Furka mit den relativ grossen Warteräumen und Bahnhofsanlagen. Die Vierpässefahrt geht von hier weiter über den Nufenenpass in den Tessin; ab hier werden durch PU Seiler, Ernen, morgens auch zusätzliche Wandererkurse auf die drei angrenzenden Pässe gefahren. Vom Furkapass kommend, hat der Crossway den letzten der drei Morgenkurse absolviert, er fährt nach dem kurzen Ausstiegshalt in die Pausenabstellung. Relativ neu, nämlich seit 2010, befindet sich in Oberwald auch die Endstation der Dampfbahn Furka Bergstrecke – mit viel Fronarbeit haben Verein, Stiftung und Aktiengesellschaft gemeinsam die 1981 stillgelegte alte Furkabahn wieder aufgebaut und betreiben diese mit Dampf- und auch Dieselzügen…
…wobei letztere durch die Rottenschlucht zwischen Oberwald und Gletsch auch das Postauto ergänzen können. Auf diesem landschaftlich besonders eindrücklichen Abschnitt überwinden Bahn und Strasse zwischen Lawinenzügen und Wildbächen 400 Höhenmeter. Der Crossway von PU Flück, Brienz, ist mit einem Passkurs unterwegs talwärts nach Oberwald; die Steilstufe wird von der Furka-Bergstrecke mit einem Zahnrad-Kehrtunnel überwunden, ganz im Hintergrund ist auf der unteren Ebene ein Dampfzug unterwegs talwärts.
Das Postauto fährt über den Furkapass zweimal täglich, mit einem zusätzlichen Wandererkurs am Morgen zwischen Oberwald und der Passhöhe. In Gletsch passiert ein Setra 415H, in der Sommersaison 2019 in Airolo stationiert, das «blaue Haus», die frühere Dependance des Glacier du Rhône und heute Unterkunft für die «Fronarbeiter» der Dampfbahn. Der Rhonegletscher ist seit etwa 2010 nicht mehr sichtbar.
In Muttbach entstand diese Aufnahme des talwärts fahrenden O303 von PU Mattli, Wassen. Wenige Meter hinter dem Fotografen liegt die Kreuzungsstation Muttbach-Belvedere der Dampfbahn – danach geht die Fahrt durch den 2 Kilometer langen Scheiteltunnel unter der Passhöhe hindurch.
Die Busse hingegen erreichen nach weiteren Kehren das Hotel Belvedere auf 2271 Metern über Meer, der eigentliche Höhepunkt und Kaffeehalt der Furkafahrt. In den 1860er-Jahren, als die Furkapassstrasse gebaut wurde, wurde bewusst eine Kehre mit Blick auf den Rhonegletscher gebaut, entstand das Hotel 1882 – inzwischen ist der Bau seit mehreren Jahren geschlossen, und der Rhonegletscher nur noch knapp sichtbar. Die Eisgrotte, die früher direkt von der Kehre zu erreichen war, ist heute ein längerer Fussmarsch entfernt und der darüberliegende Teil wird mit weissen Plastikfolien vor zu starker Sonneneinstrahlung geschützt… die Mittagspause der Dreipässefahrt ab Airolo, die früher hier eingeplant war, findet heute in Gletsch statt.
Die eigentliche Passhöhe auf 2429 Metern über Meer ist hingegen reichlich unspektakulär, ein von Grashängen gesäumter Übergang ohne Infrastruktur. Der Integro von PU Mattli, Wassen, hat kurz angehalten, um ein paar Wanderer auszuladen, und fährt nun weiter auf seiner Dreipässefahrt. Foto: Silvio Jenny.
Hotels gibt es dann allerdings gleich mehrere auf der Talfahrt nach Realp – welche deutlich schlechter ausgebaut ist als die Walliser Seite des Passes. Von Realp kommend, passiert der O303 als erstes das «Galenstock» auf 1995 Metern über Meer. Es folgen vor der Passhöhe noch die Hotels Tiefenbach und Furkablick.
Nach Realp, dem eigentlichen Ausgangsort der Furkapassstrasse, führt die Postautolinie weiter nach Andermatt; dort besteht Anschluss an die Bahn über den Oberalppass oder durch die Schöllenenschlucht – aber auch ein die weitere Passfahrt über den Sustenpass nach Meiringen. Der Setra 412UL ist an diesem Tag als Beiwagen für die Vierpässefahrt unterwegs – er wird bis zum Sustenpass weitgehend leer unterwegs sein und dort dann Wanderer für die letzte Rückfahrt des Tages nach Meiringen mitnehmen.
Die Verbindung Andermatt – Göschenen ist nur deshalb Teil der Sustenpass-Linie, weil sie für die Pässerundfahrten ohnehin befahren werden muss – der erste Morgenkurs beginnt beispielsweise erst in Göschenen. Neben dem in jenem Jahr für die Göscheneralp-Linie angemieteten MAN-Midibus steht ein Integro von PU Mattli, Wassen, bereit zur Abfahrt – danach wird er zuerst der Gotthardstrasse bis ins tiefer gelegene und für seine Kehrtunnels bzw. die dadurch von drei Ebenen sichtbare Kirche bekannte Wassen folgen. Erst dort beginnt die Sustenstrasse…
…welche auf der Urner «Ostrampe» dem Verlauf des wilden und ursprünglichen Meientals folgt. Die Strasse wurde erst 1945 fertiggestellt und zählt somit zu den neueren Passstrassen im Land – für ihren Bau wurden vor allem internierte Flüchtlinge eingesetzt, was sich in einigen Details wie ungewöhnlichen Querschnitten der Stützmauern erkennen lässt. Der Bus hat soeben das Meien-Dörfli durchfahren und wird in Kürze Färnigen passieren. Weniger als 50 Personen leben noch ganzjährig im Tal, eine ÖV-Erschliessung gibt es nur im Sommer mit den Sustenpass-Kursen, auch die Schule wurde 2002 geschlossen. Im Winter, wenn die zahlreichen Seitenbäche sich in Lawinenzüge verwandeln, ist das Tal oft von der Aussenwelt abgeschnitten, selbst der Fussweg zwischen den Weilern ist dann nicht mehr immer möglich.
Bei Berg-Ausflüglern ist das Meiental sehr beliebt. Wanderer und Bergsteiger werden von den an den Hängen und in den Seitentälern gelegenen SAC-Hütten angezogen, welche nach kurzem Fussmarsch eine Übernachtungsmöglichkeit und oftmals auch Klettergärten bieten. Bei der Galtestelle Gorezmettlen hat der Setra 415H, unterwegs als Dreipässefahrt hinunter nach Göschenen, den gleichnamigen Bach überquert; die Haltestelle ist Ausgangspunkt für die Wanderung zur Sewenhütte, welche auf 2150 Metern über Meer auf einem Felsvorsprung thront.
Nach kurzem Aufstieg ist dann der Sustenpass erreicht, als einziger der fünf Zentralalpenpässe wird die Passhöhe mit einem kurzen Tunnel unterquert. Wie schon beim Furkapass ist auch hier die Passhöhe nur pro Forma der Höhepunkt; am kleinen See gibt es eine Verschnaufpause… (Foto: Silvio Jenny)
…bevor der erste Teil des Abstiegs mit Blick auf eine wunderschöne Gletscherlandschaft folgt. Stein- Steinlimmi- und Taleggligletscher reichen längst nicht mehr bis in den Talgrund, sind aber noch immer eindrücklich anzuschauen. Auf einer der Felsformationen könnten geübte Augen die Tierberglihütte, auf 2'800 Metern über Meer gelegen und mit einem blau-weiss markierten Alpinwanderweg erreichbar, erkennen.
Der längere «Gipfelhalt» erfolgt dann planmässig an der Haltestelle Steingletscher auf 1865 m.ü.M., am Morgen muss hier auch zwischen den jeweils hier wendenden Kursen aus Göschenen und Meiringen umgestiegen werden. Der namensgebende Gletscher war schon 1945 bei der Eröffnung der Strasse nicht direkt sichtbar, versteckte sich aber nur wenige Meter hinter dem Berghaus hinter einem Moränenwall.
Die Strasse auf der Berner Seite wurde bereits 1817 erstmals gebaut, im Zuge der Bau des Urner Abschnittes 1938-1945 aber ebenfalls komplett neu und mit Blick auf touristische Bedürfnisse angelegt. Beim «Feldmooshubel» wird erstmals der Blick frei auf das Gadmertal…
…das die Busse beim Weiler Obermaad, mit 1209 m.ü.M. ziemlich genau tausend Meter unterhalb der Passhöhe gelegen, erreichen. Bis hierhin fahren die Lokalkurse ab Innertkirchen, welche oft mit Midibussen geführt werden.
Die Fahrt durch das Gadmertal gestaltet sich danach recht gemütlich, auch hier gibt es aber einzelne Steilstufen zu überwinden; so etwa zwischen Furen und Nessental, wo auch die Talstation der Triftbahn liegt. Wie viele touristische Anlagen im Haslital und seinen Seitentälern gehört auch sie dem Kraftwerksbetreiber KWO; die einstige Dienstbahn wurde in den 2000er-Jahren für den Publikumsverkehr geöffnet. Der Triftgletscher im gleichnamigen Seitental bedrohte aufgrund der starken Schmelze ab etwa 2006 den Weiler Nessental: ein Abbruch der Gletscherzunge hätte den durch den Rückzug gebildeten Gletschersee überlaufen lassen und nach ca. 15 Minuten zu einer grossen Flutwelle im Tal geführt. Eine Neubeurteilung 2017 hat ergeben, dass diese Gefahr nicht mehr akut ist – der eine oder andere Gadmer dürfte seither wieder ruhiger schlafen…