Letztes Update: 7. September 2024, 21:12
Ab dem Bahnhof Porrentruy führen acht Buslinien in das Umland des «Pruntruter Zipfels», auf Französisch etwas charmanter «Ajoie» genannt. Seit Dezember 2021 werden sie wie alle kantonal-jurassischen Postautolinien nach einer Ausschreibung unter dem Brand «MobiJU» vermarktet, am nett gesagt «etwas angestaubt» wirkenden Bushof treffen die modernen Busse auf die bisherige Infrastruktur. Auf dem dritthintersten Platz starten die Busse der Linie 172 in Richtung Norden nach Beurnevésin, und führen zuerst mal vorbei am Obstbrand-Museum «Oh Vergers d’Ajoie» stadtauswärts…
…wobei die Aussenquartiere rasch einer sehr ländlichen Athmosphäre Platz machen. Das Dörfchen Coeuve wird mit einer kurzen Schlaufenfahrt bedient…
…und entlang dem Karstflüsschen Coeuvatte erreichen die Busse Damphreux mit seiner ziemlich eindrücklichen Kirche. Wie das Bild zeigt, kamen einst vor allem im Schülerverkehr auch grössere 15-Meter-Busse zum Einsatz; mit dem neuen Ajoie-Fahrplankonzept mit durchgehendem Halbstundentakt in Hauptverkehrszeiten kann darauf verzichtet werden.
Nahe des Dorfes liegen mittelalterliche ehemalige Fischteiche, welche zu einem schönen Vogelschutzgebiet verwilderten und sich mit einer kleinen Wanderung erkunden lassen. Sie sind im Bild rechts versteckt – der Bus ist unterwegs zurück Richtung Porrentruy.
Ziel der Linie ist üblicherweise Beurnevésin; das Dorf liegt nicht weit vom Endpunkt Bonfol der CJ-Normalspurlinie Porrentruy–Bonfol entfernt, mit dem es aber nicht verknüpft ist. Der Bus hat sein Ziel in Kürze erreicht und ist unterwegs über eine kleine Anhöhe zwischen Lugnez und Beurnevésin nahe der franzöischen Grenze (wobei diese in der Ajoie schon aufgrund der charakteristischen Form eigentlich nie weit weg ist).
Vier tägliche Kurse – nach einer nicht ganz nachvollziehbaren Logik (zwei Vormittags, einer nachmittags, einer abends nach Ende der Hauptverkehrszeit) – werden seit Ende 2023 ab Beurnevésin nach Bonfol, dem Endpunkt der einzigen normalspurigen Bahnlinie der CJ, verlängert (allerdings ohne dort einen Anschluss zu bieten). Neben dem heute massiv überdimensioniert wirkenden CJ-Bahnhof erreicht der Bus sein Ziel – in einigen Jahren werden hier halbstündlich Flirt-Triebzüge wenden, was die grossen Perronanlagen mindestens teilweise erklärt.
Am Wochenende wurde über die Linie 172 zeitweise auch das kleine Montignez (rund 250 Einwohner) angebunden, wobei das kleine Dörfchen über viele Jahre einen Linienbetrieb ausschliesslich an Schultagen und PubliCar-Bedienung in der übrigen Zeit kannte. Erst mit den Änderungen in der Schulplanung und bei der Bedienung der SBB-Halte zwischen Delémont und Boncourt wurde die Linie 191 (neu 81) weiterentwickelt und wird heute auch mit grösseren Fahrzeugen bedient; ein Iveco-Kleinbus reicht aber mindestens in den Schulferien für die Linie weiterhin aus. Das Fahrzeug erreicht soeben den Endpunkt der Linie bei der Kirche von Montignez.
Hauptzweck der Linie war der Schülertransport, befindet sich doch die Schule für Schüler aus Montignez mehrheitlich in Buix, für Gymnasiasten gar in Porrentruy. Der Kleinbus hat beim Bahnhof Schüler zu beiden Zielen abgeladen und quert nun auf einer schmucken Brücke das Flüsschen «Allaine». Für einmal sind die Barrieren im Hintergrund geöffnet; aufgrund der langen Schliesszeiten vor der Abfahrt mussten gelegentlich Reisende auf der «falschen» Seite aussteigen und illegal die Gleise queren, um den Zug zu erwischen.
Per Ende 2015 wurde die Linie nach Montignez aufgewertet; Grund dafür war die Verschiebung der Schule von Buix nach Coutemaîche, beide Teil der 2009 zusammen mit Montignez geschaffenen Fusionsgemeinde Basse-Allaine. Die Linie fuhr nun anstatt nach Buix über Grandgourt durch das Dorf Courtemaîche zum dortigen Bahnhof; damit konnte auch das etwas entfernt gelegene Dorf angebunden werden. Mit 2.5 Kurspaaren morgens, 3 abends und einem am Mittag konnte erstmals ein regulärer Betrieb auch in den Schulferien geboten werden. Aufgrund der gestiegenen Schülerzahlen war nun ein Midibus nötig, der im Herbst 2015 in Form eines Solaris Urbino 8.9LE geliefert wurde; bereits ein Jahr zuvor, Ende 2014, wurde die Linie vom pensionierten PU Stucki an den neuen PU Froidevaux, Charmoille, übertragen.
Für die Schüler wird im Dorf Courtemaîche auch eine kleine Zusatzrunde gefahren, um die Schulanlage anzubinden. Vor der neoklassiszistischen Pfarrkirche aus 1855 erreicht der Solaris, nachdem er seine Schüler aufgeladen hat, wieder die Hauptstrasse…
…auf der er kurz darauf den 1968 erbauten Viadukt der «Panzerbahn» nach Bure unterquert. Die Anlage mit bis zu 45 Promille Steigung wurde erbaut, um den in Bure gelegenen Waffenplatz an das Bahnnetz anzubinden; planmässiger Personenverkehr fand auf der 4.5 Kilometer langen Strecke aber nie statt. Die ÖV-Anbindung von Bure erfolgt mit einer Postautolinie ab Porrentruy.
Bei Grandgourt überquert die Buslinie das Flüsschen Allaine auf dieser pittoresken Brücke; Auf dem Bild ist praktisch der ganze Weiler sichtbar, der nur aus wenigen Häuschen bestand. Im Rahmen der Wiederinbetriebnahme der grenzüberschreitenden Linie Boncourt – Delle – Meroux (Belfort) wurde die daneben liegende SBB-Haltestelle, die nie behindertengerecht ausgebaut wurde, aufgehoben, womit die Linie 191 nun die ganze Linienerschliessung des Weilers übernommen hat.