Letztes Update: 1. November 2023, 20:45
Der Bahnhof Rheinfelden im Aargauer Fricktal ist Knotenpunkt eines ausgedehnten Busnetzes, das neben der 14’000-Einwohner-Stadt auch das Umland an die hier haltenden Fernverkehrszüge der SBB anbindet. Während der Regionalverkehr traditionsgemäss in PostAuto-Hand war, gelangte der Stadtbus Ende 2009 im Zuge eines Linientausches von der AAGL zu PostAuto. Durch verschiedene Linienverlängerungen führt der einstige Stadtbus heute auch bis in den Nachbarkanton hinein – tatsächlich als Stadtbus bezeichnet werden kann eigentlich heute nur die Linie 86, welche hier in Pole-Position am Bahnhof wartet.
Die Linien 84 und 85, welche ab dem Bahnhof Westwärts führen, folgen hingegen der Kantonsstrasse in Richtung Basel – hier im Bereich des «Strandbads» im hier aufgestauten Rhein…
…und bedienen die Grosssiedlung Augarten, zwischen 1971 und 1977 unter Federführung der damaligen Ciba-Geigy (als wichtiger Arbeitsgeber der Region) gebaut. Die für damalige Zeit wegweisende Siedlung mit über 1'000 Wohneinheiten und heute rund 3'000 Bewohnern wird seit wenigen Jahren auch durch die S-Bahn Basel angebunden, der Bus fährt hingegen direkt ins Zentrum der Siedlung, wo sich nebst Einkaufsmöglichkeiten auch das Quartierzentrum im historischen Waldhof befindet. Während die Linie 85 ausserhalb der HVZ mit Standardbus bedient wird und hier wendet, fährt die Gelenkbuslinie 84 stets weiter…
…und bedient kurz darauf schon die nächste Grosssiedlung namens Liebrüti. Durch Ciba-Geigy-Konkurrentin Hoffmann-La-Roche erbaut, ist die Siedlung etwas kleiner mit rund 900 Wohnungen und 2000 Einwohnern. An der Haltestelle Liebrüti bieten die Busse der Linie 84 auch Anschluss an die AAGL-Linie 72 nach Liestal…
…welche vor dem Linientausch 2009 teilweise durch PostAuto betrieben wurde und bis Ende 2022 noch die Nummer 83 trug. Im letzten Betriebsjahr mit PostAuto-Beteiligung ist hier auf einem mittäglichen Umlauf ein Mercedes-Benz O405 von PU Wohlgemuth, Hochwald, zu sehen, welcher ebenfalls einzelne Fahrten auf der Linie durchführte.
Die Linie 84 führt dagegen ab Liebrüti zum Bahnhof Kaiseraugst mit S-Bahn-Anschluss von und nach Basel. Bis Ende 2022 war hier Endstation, seither fahren die Busse ein kurzes Stück weiter durch das benachbarte Augst BL (Kaiseraugst gehört noch zum Aargau)…
…bis zum neuen Busknoten Stundeglas, wo diverse Anschlüsse an das Netz der Autobus AG Liestal (AAGL) bestehen. Während die durchfahrenden Gelenkbuslinien ihre Haltestellen direkt an der Hauptstrasse haben, wurde für die hier wendenden Linien eine eigene Haltebucht erbaut.
Die tagsüber und am Wochenende im Augarten wendende Linie 85 wird in Spitzenzeiten mit Gelenkbussen bedient und verlängert bis zum Bahnhof Pratteln, wo wiederum gute Anschlüsse in weitere Richtungen bestehen – wie die Linie 84 bedient sie auch die Arbeitsplätze der Firma Hoffmann-la-Roche, welche von diesem zusätzlichen Anschluss stark profitieren (und welche vor Einführung der «echten» Postautolinie in den Genuss eigener Arbeiterkurse von PostAuto kamen). In Pratteln beginnen und enden die Busse hinter dem Bahnhof, da die Fahrt durch das Zentrum auf die Hauptseite zu viel Zeitverlust verursacht.
Kommen wir zur «echten» Ortsbuslinie 86 – diese verbindet viermal pro Stunde den Bahnhof mit den östlichen Stadtteilen und hat damit auch eine grosse Bedeutung für die Kurgäste der Stadt. In einem Rundkurse bedient die Linie denn auch als erstes das Thermalbad, das heute noch den ab Mitte des 19. Jahrhunderts beginnenden Badetourismus weiterführt und nebst der Brauerei Feldschlösschen wohl die bekannteste Einrichtung der Stadt ist (wenngleich wirtschaftlich ursprünglich nur ein Nebenprodukt der ebenfalls bis heute bedeutenden Salzgewinnung).
Auch das erste Salinen-Areal wird heute mit dem Stadtbus angebunden, allerdings ist die «alte Saline» heute eine Wohnsiedlung, ruhig hinter einem Wäldchen gelegen – der Solaris-Standardbus hat die Stichfahrt gerade absolviert und fährt nun weiter zur Reha-Klinik, ebenfalls ein Teil des rund um die Bäder entstandenen Gesundheitskomplexes.
Auf dem Rückweg zum Bahnhof durch relativ ruhige Einfamilienhäuser- und Villengebiete, hier unweit der Haltestelle Spitalhalde; ein starker Gegensatz zu den Grossiedlungen westlich der Stadt. Genau dorthin wird der Bus im Anschluss fahren – in den Nebenverkehrszeiten wechselt jeder zweite Kurs der viertelstündlichen Linie 86 weiter auf die Linie 85, da die Fahrzeit der Linie 86 knapp zu lang für einen Viertelstundentakt mit einem Fahrzeug ist.
Die Linie 88 ab Rheinfelden bedient das durch den Ortsbus nicht bediente Regionalspital (von wo aus die Reha-Klinik über eine lange Treppe ebenfalls erreichbar ist – die stündliche Linie ist aber kein Ortsbus für Rheinfelden, sondern eher für das benachbarte Möhlin. Die Linie fährt denn auch vom Regionalspital aus weiter…
…ins Dorf Möhlin, aufgeteilt in zwei Ortsteile Ober- und Niedermöhlin. Bereits vor mehr als 10 Jahren wurde der Abschnitt Rheinfelden–Möhlin von der früher durchgehenden Linie Rheinfelden–Wegenstetten abgetrennt und bedient nurmehr den Ortsteil Niedermöhlin, hier bei der Haltestelle Post.
Beim Bahnhof Möhlin legen die Busse nur einen kurzen Halt ein, wobei Anschluss von und nach Basel besteht. Anschliessend fahren die Busse weiter…
…in den nördlich der Bahn gelegenen Ortsteil Riburg, den Standort der ersten Salinen in der Umgebung. Während der Abschnitt bis zum Bahnhof fix stündlich bedient wird, fahren auf dieser Ortsbus-Strecke in Hauptverkehrszeiten zusätzliche Kurse, hier im Ortszentrum Riburg…
…und binden vor allem das grosse Gewerbegebiet Bäumlimatt an den ÖV an. Bis zu drei Mal pro Stunde hält zu Spitzenzeiten der Bus an einer der drei Haltestellen mit den recht phantasielosen Namen – in Nebenverkehrszeiten ist das Gebiet durch den ÖV nicht erschlossen.
Stattdessen fahren dann die Busse in den Bata-Park, benannt nach einem der früheren grossen Schuhhersteller der Schweiz, der hier bis in die 1990er-Jahre produzierte und dessen Werk ein Wohndorf integriert hatte. Heute ist das Areal ein Gewerbe- und Wohngebiet mit (leider nur stündlichem) Busanschluss – die alten Bauten sind grossteils erhalten, was dem Gebiet ein ganz eigenes Flair gibt.