Letztes Update: 29. Juni 2025, 20:33
Eine wechselvolle Geschichte hatten über die letzten Jahre die Postautolinien im Solothurner Bezirk Gäu; als einzige Konstante zieht sich der Betreiber durch: Seit 1964 bereits ist das Reise- und Transportunternehmen Wyss aus Boningen Postautohalterin bzw. -Unternehmerin in der Region. Die heutige Linie 127, seit Dezember 2021 in dieser Form im Angebot, ist allerdings erstaunlich ähnlich zur ursprünglichen Linie 127, welche über die letzten 15 Jahre verschiedentlich umgestaltet wurde. Seit Dezember 2024 beginnt die Linie nämlich nach einem dreijährigen Intermezzo wieder am Bahnhof Olten inmitten von Bussen des lokalen Busbetreibers BOGG.
Neu an der Linie ist allerdings die Führung über die vor wenigen Jahren eröffnete «Entlastungsstrasse Region Olten» (ERO) – um diese zu erreichen, bedienen die Busse hinter dem Stadtzentrum auch das Neubaugebiet Olten Südwest, in einer alten Kiesgrube gelegen – und nach wie vor nur teilweise überbaut. Der Bus hat soeben die Entlastungsstrasse über eine eigene Buszufahrt – eigentlich für die BOGG-Linie 507 – verlassen und erreicht nun das moderne Siedlungsgebiet.
Die Umfahrungsstrasse selbst unterquert das Stadtzentrum mit einem kurzen Tunnel und führt danach vorbei an Olten Südwest und Wangen bei Olten in Richtung Mittelgäu. Die Buslinie 127 passiert so auch den Bahnhof Wangen bei Olten ohne Halt, bevor sie dann bei Kappel die Entlastungsstrasse verlässt.
Vor Einführung der heutigen Linienführung begann und endete die Linie 127 während drei Jahren am Bahnhof Aarburg-Oftringen, mit S-Bahn-Anschluss von Olten (und weiter). Während dieser drei Jahre wurde die Linie grossmehrheitlich halbstündlich bedient – allerdings führte die fehlende Direktanbindung an den Zentrumsort Olten zu Kritik durch die Gemeinden, weshalb letztlich auf die heutige Linienführung umgeschwenkt wurde. Da dafür ein zusätzliches Fahrzeug notwendig ist, wurde allerdings vom Halbstunden- zurück auf den Stundentakt gewechselt, lediglich zur Hauptverkehrszeit fährt die Linie 127 heute noch halbstündlich.
Nochmals zuvor – also bis Dezember 2021 – führte die Linie 127 ab Aarburg weiter nach Olten. So oder so fuhren die Busse dann über die Aarebrücke vor der eindrücklichen Kulisse des Schlosses Aarburg. Nicht weniger eindrücklich ist das Naturschauspiel der «Aarewaage», das sich unter der Brücke abspielt: durch ein natürliches «Hafenbecken» vor dem Schlossfelsen ergibt sich hier ein grossräumiger Wirbel, der den Eindruck erweckt, dass die Aare hier flussaufwärts fliesst. Der ältere MAN A20 lässt sich davon nicht beeindrucken und fährt über den Fluss in Richtung Gäu.
Die Fahrt führt ab Aarburg zuerst vorbei am grossen Aare-Kraftwerk nach Boningen; das Dorf ist auch Sitz des PostAuto-Unternehmers und besteht aus mehreren Ortsteilen. Im Bild ist ein Bus unterwegs bei der Haltestelle Lindenplatz in Richtung Olten.
Im Dezember 2009 wurde das zuvor lange geltende Konzept der Linien im Gäu erstmals angepasst – neu war es die Linie 126, welche Olten mit Boningen und Wolfwil verband. Erstmals wurde dabei auch ein Versuch gewagt, Kurse nicht bis ins Zentrum Olten zu führen – zahlreiche Verdichtungskurse verkehrten fortan ab Boningen über Kappel SO nach Hägendorf, wo eine Kurzwende durchgeführt wurde. Den Anschluss nach Olten stellte nun der Busbetrieb Olten-Gösgen-Gäu (BOGG) sicher. Im Bild erreicht einer der zusammen mit der Neukonzeption 2009 nachbeschafften MAN A21 gerade von Kappel kommend die Endhaltestelle Solothurnerstrasse. Ab Ende 2015 fuhren alle Kurse der Linie 126 wieder nach Olten – das übrige Konzept wurde aber vorerst kaum angepasst. Seit Dezember 2024 fahren nun auch die «neuen» 127er ab der Entlastungsstrasse über Kappel nach Boningen…
…und von dort wie eh und je weiter der Aare entlang (aber immer ausserhalb Sichtdistanz) durch den Solothurner Bezirk Gäu – nächstes Dorf ist das langgezogene Strassendorf Fulenbach, das im Wesentlichen entlang von zwei Hauptstrassen entstanden und gewachsen ist. Im Bild ist ein Citaro-Facelift-Standardbus – er war stets der einzige des PU – unterwegs in Richtung Olten. Für die näher an der Aare gelegenen Ortsteile besteht als Alternativverbindung auch die S-Bahn ab dem auf der anderen Aareseite (und im Kanton Aargau) gelegenen Bahnhof Murgenthal.
Bei der Post Wolfwil besteht schon seit langem ein kleiner Bus-Knoten. Früher wie heute ist es die Linie 127, die von Fulenbach kommend weiter nach Kestenholz fährt – und die Linie 126, welche den Anschluss über Neuendorf an die Bahn sicherstellte. Zwischenzeitlich fuhr die Linie 126 weiter über Neuendorf nach Oensingen und eine Linie 127 stellte den Anschluss über Kestenholz sicher. Bei der Post besteht ein Wendeplatz, welchen die Linie 126 benötigte, um ab Fulenbach weiter nach Neuendorf zu gelangen, und daneben eine Aussengarage des PU. Heute ist jedoch der Umsteigepunkt beim Schulhaus wichtiger, wo ein Eckanschluss von der Linie 127 aus Fulenbach auf die Linie 126 nach Wolfwil und umgekehrt besteht. Hier wartet ein MAN-Gelenkbus beim Schulhaus als 126er auf den – vor allem für Schüler wichtigen – Anschluss aus Boningen und Wolfwil.
Heute führt die Linie 127 wieder wie schon bis 2009 über eine kleine Anhöhe beim Dorf Kestenholz weiter ins Dünnerntal und nach Oensingen. Von 2009 bis 2018 wurde der Abschnitt von der «neuen» Eilkurs-Linie 127 bedient: Diese führte ab Olten als Eilkurs entlang des BOGG nach Egerkingen, weiter über Neuendorf nach Wolfwil und dann schliesslich über Kestenholz nach Oensingen. Am Morgen war auf der Linie bis 2013 auch noch dieser Doppelstock-Autobus auf der Linie im Einsatz, um die grossen Schülermassen zu befördern. Der Bus wurde anschliessend durch einen Gelenkbus ersetzt.
Während die Eilkurse der Linie 127 in Oensingen bei der immer etwas provisorisch wirkenden BOGG-Haltestelle südlich des Bahnhofs endeten, fährt die «neue alte» 127 in Oensingen durch das Dorf (hier bei der Haltestelle Post mit der Neu Bechburg im Hintergrund)…
…zur Nordseite des Bahnhofs, wo sie zusammen mit dem Ortsbus und den HVZ-Linien ins Thal zwischen SBB- und OeBB-Bahnhof Endet. Die Anschlüsse sind auf den Fernverkehr abgestimmt, welcher je stündlich exakt um 30 Minuten versetzt Richtung Biel und Olten – Zürich fährt.
Zwischen Olten und Neuendorf, wo die Eilkurse der Linie 127 parallel zu den BOGG-Regionalkursen fuhren, bedienten die Postautos nur einige wenige Haltestellen in den Zentren; dazwischen, etwa hier unweit der BOGG-Garage in Wangen, fuhren die Kurse ohne Halt. Während der Doppelstöcker am Morgen hier eingesetzt wurde, reichten am Nachmittag Standardbusse auf, der Doppelstöcker wurde auf der Linie 126 benötigt. Der Citaro im Bild wurde von der Regie Laufen geerbt, um die letzten Setra-213UL-Hochflurbusse (welche anfangs ebenfalls auf dem Eilkurs zu sehen waren) zu ersetzen. Die heutige Linie 127 führt – wie weiter oben gezeigt – unterhalb dieser Stelle hindurch auf der neuen Entlastungsstrasse parallel zur Bahnlinie.
In Neuendorf ergab sich mit dem 2009 eingeführten Konzept ein kleiner Busknoten, hier traf sich die Linie 127 mit den BOGG-Bussen – und ebenso mit der Linie 513 Oberbuchsiten – Hägendorf, welche von 2009 bis 2018 durch BOGG und PostAuto gemeinsam betrieben wurde. Heute führt hier wieder die Linie 126 durch, welche wie schon bis Ende 2009 Wolfwil über Neuendorf mit Egerkingen verbindet.
Von 2009 bis 2018 wurde diese Anbindung durch die Linie 126 gewährleistet, welche von Olten kommend ab Wolfwil über Neuendorf, Egerkingen und Oberbuchsiten nach Oensingen führte. Ab 2018 wurden diese Kurse dann wieder «abgekoppelt» und als Ersatz für die eingestellte Eilkurs-Linie ab Wolfwil über Kestenholz nach Oensingen geführt, womit sich quasi ein Rundkurs Oensingen – Egerkingen – Wolfwil – Oensingen ergab. Sowohl Standard- als auch Gelenkbusse waren auf diesen Runden unterwegs – hier passiert ein Standardbus die Haltestelle Migrosstrasse, gelegen bei der Abzweigung zum grossen Migros-Verteilzentrum als einer der grössten Logistikbetriebe der (aufgrund ihrer Nähe zum wichtigsten Autobahnkreuz der Schweiz) sehr durch diese Branche geprägten Region.
Wenig später passiert ein Gelenkbus den Bahnhof Egerkingen, wo die Buslinie mit den Regionalzügen Olten – Solothurn – Biel verknüpft war und ist. Die Buslinie bedient anschliessend die Dörfer Egerkingen…
…und Oberbuchsiten, welche beide am Jura-Südfuss deutlich oberhalb der Bahnhöfe gelegen sind. Heute wird die Spange Wolfwil – Neuendorf – Egerkingen Oberbuchsiten wieder durch die «alte» Linie 126 (wobei diese bis Ende 2009 oftmals schon in Neuendorf endete und gar nicht bis Wolfwil fuhr) bedient.
Im Gegensatz zur früheren Linie 126 bedient die «neue» Linie seit Ende 2021 Oensingen nicht mehr, sondern fährt ab Oberbuchsiten zum Bahnhof hinunter mit Anschluss an die S-Bahn von und nach Solothurn. Die Linie 126 fährt von Montag bis Freitag halbstündlich und mit Gelenkbussen, insbesondere aufgrund der grossen Pendlerströme zu den Logistikbetrieben. Nur am Samstag wird stündlich und mit Standardbus gefahren.
Einzelne Kurse der Linie 126 fahren von Neuendorf auch über das Dorf Niederbuchsiten nach Oberbuchsiten. Es handelt sich dabei um Schülerkurse, welche das wichtige Schulzentrum der Kreisschule Gäu in Neuendorf anbindet. 2023 wurde diese Anlage fertiggestellt, sie umfasst auch eine grosszügige Halteanlage für die Linienbusse, hier ein Gelenkbus der Linie 126.
Auch die Schülerfrequenzen zwischen Neuendorf und Wolfwil sind beträchtlich, sind doch auch die Gemeinden Wolfwil, Fulenbach und Boningen an die Schule angeschlossen. Nebst der Verbindung zum Migros-Verteilzentrum sind also auch die Schulen ein weiterer Grund für den Gelenkbuseinsatz auf der Linie – der Bus hat soeben Neuendorf verlassen und fährt nun über eine relativ schmale Verbindungsstrasse über die Anhöhen des so genannten Mittelgäus vom Obergäu ins Aaregäu. Nach wie vor sind diese historischen Gebietsnamen lokal in Gebrauch – politisch relevant ist heute nur noch das Gäu als Gesamtes, nämlich als Bezirk innerhalb des Kantons Solothurn.
Ebenfalls einige Zeit – etwa von 2009 bis 2015 – bediente PostAuto-Unternehmer Wyss auch einen Umlauf der BOGG-Linie 513 Hägendorf – Neuendorf – Oberbuchsiten. Zum Einsatz kamen dort stets Standardbusse – hier ist ein Fahrzeug am ziemlich antiquierten (und in den letzten 15 Jahren auch nicht wesentlich modernisierten) Bahnhof Hägendorf zu sehen. Die Linie wird heute wieder alleine durch den BOGG bedient.