Letztes Update: 1. November 2023, 10:16
Balsthal ist Standort eines relativ kleinen Regiebetriebes, welcher mit einer (seit 2015 praktisch reinen) MAN-Flotte aus Standard- und Gelenkbussen drei Buslinien bedient – am Wochenende gelangt aus Boningen auch PU Wyss hierher mit dem Thalbus. Am (in der Aufnahme noch nicht fertig umgebauten) Bahnhof Balsthal warten hier zwei inzwischen in den Aargau verkaufte Citaro-Standardbusse auf die Abfahrt nach Gänsbrunnen bzw. zum Passwang – da die Kilometer-Leistung der Balsthaler Fahrzeuge aussergewöhnlich hoch ist, werden die Wagen jeweils nach 5-8 Jahren zu „gemütlicheren“ Regien weitergegeben.
In Spitzenzeiten fahren die Busse teilweise direkt Oensingen; um die knappen Anschlüsse in Balsthal und die (nach einer schlechten Phase wieder gut ausgelastete) Oensingen-Balsthal-Bahn zu entlasten, fahren dann die Busse aus Ramiswil und Welschenrohr stündlich weiter bis zum Bahnhof Oensingen, wo dieser MAN A21 unterwegs ist.
Diese Linie 129 führt ab dem Bahnhof Balsthal als einzige nicht durch den historischen Ortskern, sondern über den Ortsteil Thalbrücke ins Umland; der Anschluss aus Oensingen wird am dortigen, eigens dafür aufgewerteten Halt der OeBB hergestellt, was für die Fahrplangestaltung ein grosser Vorteil ist und eine Kurzwende in Gänsbrunnen ermöglicht. Der Bus hier hat also den Bahnhof Balsthal kurz vor dem .30-Knoten verlassen und eilt nun an die Haltestelle heran, um die Reisenden aus Oensingen abzuholen.
Die Buslinie durch das Dünnerntal hat eine relativ komplexe Linienführung; zwar führt eine gut ausgebaute Kantonsstrasse durch das ganze Tal, die Dörfer liegen aber meist abseits. Dieser Lion’s City hat nun zuerst Laupersdorf direkt an der Kantonsstrasse bedient und fährt nun auf Matzendorf zu, wo es eine erste Schlaufe durch das Dorf zu fahren gilt.
Die zweite Stichfahrt führt nur wenige Kilometer später nach Aedermannsdorf, wobei hier die Umwegsumme gute zwei Kilometer beträgt. Der Bus mit Ziel Gänsbrunnen hat die kleine Dorfrundfahrt nun gerade hinter sich und fährt vor bei an der Haltestelle „Staatsstrasse“ zurück zu derselbigen – nur um sie nach 2 Kilometern in Herbetswil ein drittes Mal zu verlassen…
…wobei hier wenigstens keine Stichfahrt, sondern nur eine kurze Schlaufe durch den Dorfkern vollführt wird.
Schliesslich geht die Fahrt über Welschenrohr nach Gänsbrunnen, wo Anschluss an die SBB-Züge auf der einstigen Linie der SMB (Solothurn-Moutier-Bahn) von und nach Solothurn besteht. Solange deren Weissensteintunnel noch befahrbar ist (die Sanierung ist umstritten), besteht so eine schnelle Verbindung in die Kantonshauptstadt ohne den Umweg über Oensingen (rund 30 Minuten länger…). Der Bus hat soeben vor dem Bahnhofsgebäude gewendet und den Weg zurück nach Welschenrohr und weiter in Angriff genommen.
Bis Welschenrohr wird die Strecke am Sonntag auch von den Kleinbussen der „Naturpark-Bus“-Linie auf die Tannmatt befahren. Diese lassen im Gegensatz zu den „grossen“ Bussen die vielen Dorf-Schlaufen aus und ermöglichen so die schnellstmögliche Fahrt nach Welschenrohr – allerdings nur im Sommer und, eben, nur am Sonntag… Hier ist der damals noch eingesetzte Sprinter von PU Vögelin im Herbst 2015 unterwegs talwärts oberhalb des im abendlichen Dunst und Gegenlicht zu erahnenden Dorfkerns – seit Saison 2019 wird der Naturpark-Bus vom Boniger PU Wyss bedient.
Die Strasse auf die Tannmatt ist schmal, und auch für den kleinen Sprinter ist Kreuzen nur an wenigen Stellen möglich. Die Fahrt führt über eine recht ansehnliche Fels-Passage oberhalb der Wolfsschlucht, wobei die Strecke im herbstlichen Nebel schon fast etwas mystische Züge annimmt. Der Nebel ist, je nach Wetterlage, auch im Thal ein alter Bekannter und schafft es manchmal…
…auch das Ziel der sonnenhungrigen Wanderer, die Tannmatt, einzuhüllen. Bei ziemlich trister Lage und so viel Nebel, dass die Bäume zu regnen beginnen, ist der Bus aber nicht etwa leer – er hat soeben rund 15 Wanderer in der Hoffnung, die Grenze zu knacken, hier hoch gebracht.
Seit der Saison 2018 fährt der Naturparkbus nicht mehr einfach eine Stichfahrt auf die Tannmatt, sondern eine Rundfahrt über verschiedene Bergrestaurants in der Umgebung. Dadurch ergeben sich neue Möglichkeiten für Ausflüge, gerade auch bei zweifelhafter Witterung – die Zeiten für den Bus sind so gelegt, dass sowohl Wanderer als auch Restaurantbesucher attraktive Kombinationen erhalten. So fährt der Bus neu auch eine Stichfahrt über den ländlichen Weiler Mieschegg…
…zum hinteren Brandberg auf 1162 Metern über Meer, wo im aktuellen Fahrplan offiziell die Linie endet. Die Strassen sind auch hier oben sehr schmal, wie das Foto von Sarah Keller zeigt – der Bus wird nach der Kurzwende weiterfahren zur Oberen Tannmatt, die im Hintergrund bereits sichtbar ist…
…und von dort dann talwärts nicht zurück nach Welschenrohr, sondern direkt nach Herbetswil, zu dessen Gemeindegebiet auch Brandberg und Tannmatt gehören. Beim Weiler Wäscheten hat der Bus den Grossteil des Höhenunterschiedes bereits hinter sich – über der Fluh im Hintergrund befindet sich der Linienendpunkt der zweiten NaturparkBus-Strecke.
Dieser befindet sich, ebenfalls seit 2018, beim Restaurant Güggel auf rund 1200 Metern über Meer am Sunnenberg (Gemeinde Aedermannsdorf). Der seit langem bio-zertifizierte Hof bietet – wie könnte es in dieser Gegend auch anders sein – ein gemütliches Bergrestaurant an… Der Sprinter hat dort soeben gewendet und fährt nun über den langen Grat der zweiten Jurakette zurück Richtung Balsthal (Foto: Sarah Keller)…
…wobei sich auch schöne Blicke ins Guldental und weiter zur dritten Jurakette (Passwangkette) ergeben.
Die frühere Endstation, der Brunnersberg, wird in Kürze ebenfalls passiert – die vielen Höfe sind oft von Familien bewohnt, welche auch Kinder in die Talschulen schicken und so einen gewissen Schulbusverkehr generieren. Dieser wird aber nicht durch Postauto abgedeckt – und am Wochenende gibt es trotz Nebel keine Schüler (mehr).
Die Strasse zum Brunnersberg ist auch nicht uninteressant, und bietet eindrückliche Ausblicke auch nach Süden, so von diesem letzten Strassenabschnitt kurz vor der früheren Endstation. Der Sprinter hat seine (an diesem Tag sogar über 20) Fahrgäste ausgeladen und fährt nun mit etwas weniger Fahrplandruck zurück nach Balsthal.
Auch diese Strasse passt „wie angegossen“ für den Sprinter, und spätestens unterhalb der Abzweigung Bremgarten wird klar, weshalb auch bei diesem schönen Wetter kein grösseres Fahrzeug eingesetzt werden kann: es geht einfach nicht. An einer vergleichsweise breiten Stelle (der Fotograf muss ja neben dem Bus noch Platz haben…) entstand diese Aufnahme im Nebel…
…der auch an diesem Tag die Wanderer wieder bergwärts drängte. So viele, dass ein zweites Fahrzeug her musste, in Form des Reserve-Kleinbusses der Regie Balsthal. Nach dem Sprinter fährt so auch noch der Iveco beim Gasthaus Alpenblick (Kleinbrunnersberg) bergwärts, der Blick reicht über das komplett mit Nebel zugedeckte Mittelland bis zu den nur schemenhaft erkennbaren Zentralschweizer Alpen!