Letztes Update: 13. Mai 2023, 6:44
Am Bahnhof Sisikon der SBB-Gotthardbahn beginnt die eindrückliche Busfahrt ins 700 Meter höher gelegene Riemenstalden. Über mehrere Jahrzehnte fuhren die Postautos des lokalen PU Gisler, Riemenstalden, die Linie, bis sie Ende 2022 mangels PU-Nachfolge an die Auto AG Schwyz überging. Nur zwei planmässige Kurse pro Tag wurden zu PostAuto-Zeiten bei entsprechenden Anmeldungen gefahren, im Kursbuch wurde aber explizit auf die Möglichkeit von zusätzlichen Fahrten hingewisen. Zum Einsatz kamen zwei Toyota Hiace – Die Aufnahme zeigt den älteren der beiden Wagen am 11.9.2010 am kleinen Regionalbahnhof am Urnersee.
Direkt hinter der Kantonsstrasse beginnt auch gleich die Steile Bergfahrt ins Tal – die mit zahlreichen Beschränkungen versehene Strasse kann zwar auch mit grösseren Fahrzeugen befahren werden, allerdings hätten diese in der kleinen Postauto-Garage keinen Platz gefunden und wären für den grössten Teil des Jahres überdimensioniert gewesen. So nahmen die zuletzt kleinsten Linien-Postautos der Schweiz die Strasse unter die Räder – hier bei Dorni oberhalb des Dorfs.
Auf den ersten zwei «Zickzacks» der Bergfahrt wird mehrfach eine berüchtigte Dorni-Runse gequert, welche nach zwei verheerenden Hochwassern für viel Geld verbaut wurde. Bei schönem Wetter stehen die Tore in den Schutzwällen offen, bei starken Gewittern hingegen muss die Strasse gesperrt werden, um dafür Schäden für das Dorf zu vermeiden.
An schönen Tagen mussten oft beide Fahrzeuge fahren und gelegentlich auch mehrere Fahrten durchgeführt werden. Bei Binzenegg verlassen die Busse den Vierwaldstättersee und fahren taleinwärts…
…um oberhalb einer eindrücklichen Schlucht den Boden des Tals zu erreichen. Auch hier waren Schutzbauten notwendig, um die Strecke befahrbar zu halten – hinter der kleinen Galerie bei Chämlezen wird in Kürze der flachere Talboden erreicht, der sich oberhalb der Schlucht bildet.
Auf gut 1000 Metern wird dann das Dorf Riemenstalden erreicht. Nebst einer kleinen Schule gehört auch das Restaurant Kaiserstock zum Ensemble, wo eine weitere Familie Gisler ihre Gäste auf hohem Niveau mit saisonnalen und lokalen Spezialitäten bewirtet.
Die gefühlte Mehrheit der Postauto-Fahrgäste fuhren aber ab dem Dorf, wo in der alten Post die Basis von PostAuto-Betrieb und zugehörigem Bergbauernbetrieb liegt, weiter…
…bis zur Endhaltestelle Chäppeliberg. Ab hier führt eine kleine Luftseilbahn bergwärts bis Spilau, nahe der SAC-Lidernenhütte gelegen und Ausgangspunkt für zahlreiche Wanderungen und Bergtouren. Die Buslinie endet hier, in der Herbstsaison aufgrund der Betriebszeiten meist schon im Schatten. Ende 2022 endete dann auch die lange Geschichte der Postautolinie – mit der Auto AG Schwyz gibt es immerhin eine Nachfolgelösung, die das kleine Schwyzer Bergdorf weiterhin ans urnerische Sisikon (es besteht keine direkte Strassenverbindung in den Kanton Schwyz) anbindet.