Letztes Update: 31. Oktober 2023, 11:05
Mit rund 95 Kilometern Streckenlänge zählt die Linie von Thusis nach Bellinzona zu den längsten Regionallinien von PostAuto, wobei offiziell in Mesocco die Liniennummer wechselt; eine Schnellbuslinie verbindet parallel Bellinzona mit Thusis und führt weiter bis Chur. Der Startpunkt ist auf dem Bahnhofplatz von Bellinzona, wo die Eilkurse insbesondere auch die schnellen Züge von/nach Lugano und Milano anbinden; 2018 wurde hier ein neuer Bushof in Betrieb genommen, welcher allerdings die Vorgaben des Behindertengleichstellungsgesetzes mit Pauken und Trompeten verfehlt…
Die Regionalkurse starten heute übrigens nur noch zur Hauptverkehrszeit in Bellinzona, während der Nebenverkehrszeiten beginnen und enden sie am Bahnhof Castione-Arbedo, welcher mit der S-Bahn ab Bellinzona staufrei in wenigen Minuten erreichbar ist. Hier, am Abzweigepunkt der früheren Schmalspurbahn von Bellinzona nach Mesocco, wurde ein moderner und weitläufiger Umsteigeknoten für die Busse erstellt.
In Mesocco enden die Kurse beim "Bahnhof" unterhalb der Kirche. Tatsächlich war das weitläufige Areal bis 1971 ein Bahnhof; Damals wurde der Personenverkehr auf der Linie Bellinzona - Mesocco der Rhätischen Bahn eingestellt und durch einen Postautobetrieb ersetzt. Güter- und Museumszüge verkehrten noch bis 2013 nach Grono, etwa auf halbem Weg gelegen. In Mesocco hat man sich dagegen längst an den stündlichen, seit Dezember 2020 werktags sogar halbstündlichen Bus gewohnt.
Der Fluss Moesa begleitet die Linie auf der ganzen Fahrt, die weitestgehend auf der gut ausgebauten Kantonsstrasse verläuft. Auf diesem Abschnitt kommen auch Niederflurfahrzeuge zum Einsatz, so am 26.6.2013 bei San Vittore. Im Hintergrund der Viadukt der stillgelegten Schmalspurbahn.
Nur drei mal überqueren die Busse bis Mesocco die Moesa, zwei mal in San Vittore; Während der alte Dorfkern im Hintergrund am rechten Ufer an der Kantonsstrasse liegt…
…fahren die Busse eine Schleife vorbei am ehemaligen Bahnhof, wohin sich das gefühlte Zentrum in den letzten Jahrzehnten langsam verlagert hat. Mit dem definitiven Abbruch der Bahnanlagen ist die frühere enge Unterführung weggefallen – in welche Richtung sich das ehemalige Bahnhofsareal entwickeln soll, lässt sich aber noch nicht ablesen.
In Grono, eine halbe Stunde von Bellinzona entfernt, endeten bis 2020 die damaligen Verdichtungskurse. Dagegen hat dieser Lion's Regio der Bündner Regie (welche nebst zahlreichen Schnellkursen täglich einen Umlauf bis Castione-Arbedo bedient) schon fast zwei Stunden Fahrt hinter sich, als er am 8.10.2011 beim Regionalen Alterszentrum kurz vor Sonnenuntergang noch die letzten Sonnenstrahlen im engen Talgrund einfängt.
Noch liegen im Sommer 2013 die Schienen der Bahnstrecke von Castione-Arbedo nach Cama. 42 Jahre nach der Einstellung des Personenverkehrs fahren seit Oktober 2013 auch keine Museumszüge mehr ins Misox - die Gemeinden haben die Bedeutung ihrer Touristen-Attraktion nicht erkannt und andere Ziele mit dem Trassee... Zwischen Grono und Leggia passiert am 26.6.2013 ein Citaro die etwas verwahrlosten, aber noch immer befahrbaren Schienen der Ferrovia Mesolcinese.
Auch wenn die Felswände steil sind, ist das Misox bis Cabbiolo mit einem ebenen und durchaus bebaubaren Talgrund gesegnet. Erst danach beginnt die Steigung - auf den letzten 15 Minuten Fahrt bis Mesocco legen die Busse mit 350 Metern etwa doppelt so viel Höhendifferenz zurück wie auf den 45 Minuten von Bellinzona bis hierher. So hat der O404 auch bereits den Grossteil des Abstiegs von Mesocco nach Bellinzona abgehakt, als er die moderne Haltestelle am 26.6.2013 ohne Halt passiert...
Das Dörfchen Soazza wird von Kantonsstrasse und Autobahn links liegen gelassen; Trotzdem bedienen die stündlichen Kurse das Dorf mit einer kurzen Stichfahrt zum alten Bahnhof regelmässig - und seit einigen Jahren sogar wieder planmässig ohne vorherige Bestellung über einen Knopf an der Haltestelle... Am 26.6.2013 hat der Volvo gerade die Mittägliche Fahrt nach Bellinzona und zurück begonnen, im Hintergrund im Schatten ist noch das gigantische Castello von Mesocco sichtbar.
Reiseziel Thusis: Ab Mesocco fahren zweistündlich Regionalkurse weiter über die San-Bernardino-Autostrasse nach Thusis, wo die Kurse bei der Postautostation neben dem RhB-Bahnhof enden. Am 7.8.2010 hat ein Lion's Regio gerade das Ziel seiner Reise erreicht, er wartet nun eine Stunde zwischen Bündner Regie-Wagen auf die Rückfahrt in den Süden.
Den engen, aber sauber restaurierten Dorfkern von Mesocco kriegen nur die Reisenden mit dem Postauto zu sehen; Die Nationalstrasse umfährt das Nadelöhr grossräumig. Am 26.6.2013 durchfährt ein Lion's Regio, von Thusis kommend, das Dorf talwärts und wird im Kürze den Bahnhof erreichen.
Gleich nach dem Dorfkern wechseln auch die Postautos auf die Nationalstrasse; Die alte Passstrasse wäre zwar auch für Postautos befahrbar, aber nicht wintersicher - ausserdem geht der Fahrplan mit den beidseitig guten Anschlüssen nur dank der A13 auf. Auf dem grossen Viadukt unterhalb Pian san Giaccomo erklimmt am 26.6.2013 ein Lion's Regio die 850 Höhenmeter bis zum Dörfchen San Bernardino, im Hintergrund ist Mesocco gerade im Schatten einer Wolke verschwunden...
Einen Sonderstatus geniesst das Dörfchen Pian San Giaccomo auf halber Höhe zwischen Mesocco und San Bernardino. Beim einzigen Restaurant der einstigen Alp- und heutigen Ferienhaussiedlung befindet sich eine Haltetaste, die rechtzeitig vor Abfahrtszeit gedrückt werden muss. Ein Signal an der A13 zeigt dem Chauffeur den Haltewunsch an - andernfalls fährt er ohne zu bremsen an der Ausfahrt vorbei Richtung San Bernardino oder, wie im Bild der Setra 315GT, Mesocco. Aufnahme am 26.6.2013, im Hintergrund ist die weitere Strassenführung bis San Bernardino zu erkennen.
San Bernardino hat sich vom einst wichtigen Relais am Fuss der Passes zum Ski- und Wandertourismus-Dorf gewandelt - die Nationalstrasse entpuppt sich als Fluch und Segen gleichzeitig, macht sie doch viele Zwischenstops überflüssig, verbessert aber gleichzeitig die Erreichbarkeit des Ortes vom Norden her... Beim Hotel Postillon, in den 70ern neu erbaut, warteten jahrzehntelang die Postautos ihre Reservezeiten ab…
…und erst vor kurzem wurden die Busse mit dem Bau einer neuen Haupthaltestelle aus dem Dorf verbannt. Vor allem für die Eilkurse verkürzt sich die Reisezeit mit dem Halt nahe der Autobahnausfahrt weiter, zumal die Schneeräumig im engen Ortskern nicht immer ganz einfach war.
Nach dem Dorf San Bernardino verschwinden die Kurse sogleich im 6.6 Kilometer langen Strassentunnel, welches den Pass wintersicher unterquert. Am anderen Ende wird Deutsch gesprochen, die Bündner Talschaft Rheinwald zählt zu den Gebieten, welche im Rahmen der Einwanderung der Walser «eingedeutscht» wurden. Bei Hinterrhein fährt ein Eilkurs Richtung Chur über die Autostrasse; die alte Landbrücke links im Bild trug einst die Hauptlast des Passverkehrs, welcher schon im Mittelalter über Saumwege abgewickelt wurde, und weit im Hintergrund sind die Lüftungsbauwerke und Raststätten beim Tunneleingang zu erkennen.
Nur im Sommer fahren auch Postautos über die alte, bereits im frühen 19. Jahrhundert erbaute Passstrasse, welche aufgrund ihrer gut erhaltenen Stützmauern und der eindrücklichen Linienführung mit sehr ausgeglichener und geringer Steigung durchaus als Meisterleistung bezeichnet werden kann. Oberhalb der Alp de Mucia ist der Solaris-Midibus, welcher seit 2021 vom PU TPM, Mesocco, auf den Pass-Kursen eingesetzt wird, unterwegs bergwärts; die Mehrheit des 400-Meter-Aufstiegs ist bereits geschafft…
…und in Kürze das kleine Seelein auf der 2066 Meter über Meer gelegenen Passhöhe erreicht. Beim Restaurant ist eine kurze Pause eingerechnet, wobei die Aussicht im Vergleich zu den bewusst touristisch angelegten neueren Passstrassen beschränkt ist. Die Pause dient aber auch dazu, die Anschlüsse in San Bernardino und Hinterrhein zu verkürzen, womit diese durchaus einen praktischen Nutzen erfüllt. Bis 2020 waren die passquerenden Kurse übrigens die Domäne der Regie Thusis, erst mit der Fahrplanumstellung Ende 2020 wurde die sehenswerte Linie zur PU-Strecke.
Auf der Nordseite ist der steilste Anstieg direkt oberhalb des Dorfes Hinterrhein angelegt, wo in einer Kehrenserie rund 250 Höhenmeter überwunden werden. Die Eindrückliche Konstruktion ist allerdings heute fast unfotografierbar im Wald verwachsen; oberhalb der Waldgrenze wird die Steigung dann flacher, und die Busse fahren über eine Moorlandschaft bergwärts zur Passhöhe. Nicht wirklich sehenswert, aber sehr markant sind die beidseits des Passes erbauten Lüftungskamine für den Strassentunnel.
Nun aber zurück zur Hauptlinie. Während auf der Südseite die Autostrasse nur zwischen Mesocco und San Bernardino benützt wird und ansonsten den Eilkursen vorbehalten ist, fahren auf der Nordseite auch die Regionalkurse über lange Strecken auf der Schnellstrasse, welche abschnittsweise parallel zur "alten" (ebenfalls verschobenen) Hauptstrasse gebaut ist. Im Bild ist ein Regionalkurs unterwegs mit Ziel Bellinzona und wird in Kürze Nufenen erreichen.
Der einzige Abschnitt, der von Eil- und Regionalkursen auf der alten Kantonsstrasse gefahren wird, ist derjenige zwischen Splügen und Medels; da in Splügen das Dorf deutlich abseits der Schnellstrasse liegt, wäre der Rückweg von der Haltestelle Post länger als die direkte Fahrt über die Kantonsstrasse. Im alt-ehrwürdigen Dorf wurden früher die Pferde gewechselt, und viele Hotels zeigen von der früheren Bedeutung als Knotenpunkt zwischen Splügen- und San-Bernardino-Route. Beim heutigen Regionalkurs mit Ziel Thusis musste hingegen eine Minute Haltezeit reichen, er überquert nun den Hinterrhein mit Ziel Schnellstrasse.
Auch die folgenden Kilometer bleibt der Bus auf der A13, selbst die Haltestelle in Sufers ist direkt an der Ausfahrt gebaut, und wie in Nufenen und Medels wird das eigentliche Dorf auch von den Regionalkursen nicht durchfahren. Dafür bedienen die zweistündlichen "langsamen" Eilkurse auf Reservation auch Sufers - die schnellen Eilkurse hingegen, im Bild ein MAN Lion's Regio aus Chur, fahren zwischen Thusis und Splügen ohne Halt.
Unterhalb des in den 1960er-Jahren aufgestauten Sufner Sees weist die Schnellstrasse ein starkes Gefälle auf, gilt es doch bis Andeer mit der Sufner Schmelzi und der Roflaschlucht gleich zwei Talstufen mit zusammen rund 450 Höhenmetern zu überwinden. Der Setra 415H im Bild hat den Abstieg gerade erst begonnen und überquert wenig unterhalb der Staumauer den Hinterrhein auf einem imposanten Viadukt. Links im Bild ist der Überlaufkanal des Sees noch zu erkennen, der sich bei Hochwasser in einen eindrücklichen künstlichen Wasserfall verwandelt und auch die Brücke in einen Wassernebel einhüllt...
Zum nächsten Mal verlassen die Regionalkurse die A13 in Andeer, um die Haltestellen Post und Bad im mustergültig erhaltenen Dorfkern zu bedienen. Der Badekurort ist auch ein kleiner Postauto-Knoten, beginnen und enden hier doch die Kurse von PU Mark nach Juf und Wergenstein. Am frühen Morgen hat dieser Setra 415H mit einem Regionalkurs die Haltestelle Post erreicht, im Hintergrund folgt ein Wagen von PU Mark, Andeer, welcher die zahlreichen Reisenden ins Avers mitnimmt.
Der Nachbarort Zillis ist wie Andeer weitherum bekannt - allerdings nicht bei Kur-Touristen, sondern vor allem bei Kulturinteressierten: Die Kirche St. Martin weist nicht nur ein beträchtliches Alter auf (schon 831 wurde das Gebäude erstmals erwähnt), sondern ist vor allem wegen seiner in den Jahren 1109 bis 1114 bemalten Kirchendecke weltberühmt. Für die Busse ist das Dorf hingegen "nur" ein Zwischenstop, auch der Regionalkurs mit Ziel Thusis wird kaum mehr als eine Minute im Dorf verbringen.
Auch die zweistündlichen "langsamen" Eilkurse bedienen Zillis und Andeer. Während in Zillis die Post bedient wird, fahren die Busse in Andeer auf der "alten Umfahrung" am Dorf vorbei und bedienen dort die Haltestelle Tgavugl in der Nähe des Heilbads. Kurz zuvor ist ein Iveco Crossway Pro des PU TPM, Mesocco (welcher sich die Eilkurse seit dem Ausstieg der Regie Bellinzona mit der Churer Regie aufteilt) unterwegs mit Ziel Bellinzona.
Im Winter fahren Eil- und Regionalkurse planmässig über die A13 an der Viamala-Schlucht vorbei nach Thusis; in der Sommersaison hingegen durchqueren die Regionalbusse die Viamala auf der alten Kantonsstrasse und bedienen dabei auch den Eingang zu eindrücklichen Treppenanlage, auf welcher Touristen bis zum Grund dieser tiefsten Schlucht der Schweiz steigen können. Auf der 1823 erbauten Strassenführung wirkt das Postauto über dem hohen Abgrund klein...
Nur einzelne (werktägliche) Zusatzkurse bedienten bis 2020 oberhalb von Andeer die an der alten Strasse gelegenen Haltestellen Bärenburg und Roflaschlucht, bevor sie bei der Einfahrt Avers/Rofla wieder die A13 erreichen und bis Splügen über diese Schnellstrasse fahren. Oberhalb des Ausgleichsbeckens Bärenburg entstand diese Aufnahme eines Setra 415H der Regie Thusis; er fährt an diesem Tag den mittäglichen Schülerkurs Thusis - Hinterrhein - Thusis. Seit April 2021 bedienen alle Regionalkurse die beiden Haltestellen.
Während für die Regionalkurse in Thusis Endstation ist, fahren die Eilkurse von dort noch weiter bis in die Kantonshauptstadt Chur. Das Angebot wurde in den letzten Jahren deutlich ausgebaut und besteht heute aus ungefähr stündlichen Verbindungen, wobei jede zweite als "schneller" Eilkurs nur Thusis, Splügen und San Bernardino bedient. In Chur belegen die Eilkurse, hier ein Setra 415H, den vordersten Platz neben dem Kundenzentrum, sind sie doch als eigentliche "Intercity-Verbindung" auch der schnellste Weg in den Süden...