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62.33x Oberes Maggiatal (Linien ab Cevio/Bignasco)

Letztes Update: 1. November 2023, 10:21

Das Maggiatal, welches zwischen Locarno und Ascona in den Lago Maggiore mündet, wird von den Verkehrsbetrieben FART halbstündlich mit Gelenkbussen bedient. Die hinteren Seitentäler sind allerdings eine andere Welt, mit einem dichten, aber wenig befahrenen Postautonetz, welches von PU Vedova, Cevio, bedient wird. Im Hauptort Cevio, abseits der Hauptstrasse auf dem Dorfplatz, starten die Busse von und nach Bosco Gurin – heute oft nur noch mit einem Kleinbus geführt, bei schönem Wander- oder Skiwetter aber auch mal mit Midibussen.

Bosco Gurin, zuhinterst im gleichnamigen Tal am Fuss des (von italienisch benennten Gipfeln umgebenen) Wandfluhhorns gelegen, lebt heute vor allem vom Tourismus, wobei dieser nicht nur im Sommer, sondern mit kleinem Skigebiet auch im Winter für Aufkommen sorgt. Bekannt ist die Ortschaft aber auch als einzige deutschsprachige Gemeinde im Kanton, da hier von den älteren Einwohnern noch ein eigenständiger Walserdialekt gesprochen wird.

Auf halbem Weg zum Ziel liegt das kleine Dörfchen Cerentino, weit oberhalb des felsigen Talgrunds an der Verzweigung von Valle di Bosco und Valle di Campo gelegen. Vom grösseren Fahrzeug der Linie nach Bosco Gurin…

…kann hier zeitweise auf den Kleinbus umgestiegen werden, welcher seine Reisenden ins dünn besiedelte Valle di Campo bis zur Endstation Bosco Gurin bringt. Im Bild bedient der Sprinter gerade die Haltestelle Piano, im Hintergrund thront das Dorf Campo auf einer Grasnarbe. Das Tal lebt, wie viele Seitentäler des Maggiatals, hauptsächlich von den Kraftwerken, sind doch hier die meisten Berge mit Wassertunnels durchstochen und mit – teils unterirdischen – Ausgleichsbecken bestückt.

In Bignasco war früher Endstation für die Maggiatalbahn, welche das Tal bis in die 1963 mit Locarno verband. Noch immer steht hier das alte Depot der Trams, heute sind Gelenkbusse der FART hier stationiert. Postautos führen von hier weiter bergwärts nach San Carlo und Fusio, hier ein Neoplan der Linie nach San Carlo bereit zur Abfahrt.

Die einzige ganzjährige Postautolinie ist diejenige nach Fusio, welche über fast eine Stunde durch das Lavizzara-Tal aufwärts führt und dabei rund 800 Höhenmeter überwindet. Im hinteren Teil der Linie, ab Peccia aufwärts, ist die ÖV-Funktion der Linie praktisch obsolet, und für die wenigen Einwohner fährt der erste Bus morgens talauswärts um 9 Uhr und der letzte nach Hause verlässt Bignasco kurz nach 16 Uhr. Es sind vor allem Touristen, die diesen Streckenabschnitt nebst den kaum 50 verbliebenen und mehrheitlich älteren Einwohner noch benützen – zumindest wenn das Wetter passt. Bei schlechterem Wetter warten die Midibusse die Wendezeit vor dem schmucken Bergdorf auch mal ungestört von Passanten ab.

Im Winter wird im Lavizzara-Tal fast nur noch mit Kleinbussen gefahren, die steile und enge Strasse kann so viel besser bewältigt werden, auch wenn die engsten Stellen inzwischen so ausgebessert sind, dass sie auch mit den Midis in einem Zug befahren werden können. Die Aufnahme aus dem Archiv des PostAuto-Unternehmers entstand in Mogno, das kleine Dörfchen ist vor allem bekannt für seine von Mario Botta entworfene Kirche, die im Sommer nebst der eindrücklichen Landschaft der zweite Grund ist, dass sich zahlreiche Touristen ins Tal hinauf chauffieren lassen.

Während die Bundesstatistik in Fusio immerhin noch rund 35 Einwohner auflistet, ist der Weiler Camblee heute gar nicht mehr ganzjährig bewohnt, wenngleich die vorhandene Infrastruktur zumindest bei einzelnen Gebäude noch auf eine Nutzung als Ferienhaus hindeutet. Ohne den einsteigenden Fotografen würde der Beulas-Midibus – die Fahrzeuge haben in den 2010er-Jahren die unzuverlässigen Cacciamali ersetzt – wohl ohne Halt durch den kleinen Weiler fahren, der mit seinen flachen Alpweiden eine kurze Verschnaufpause zwischen zwei steileren Abschnitten ermöglicht.

Erschliessungstechnisch interessant ist die Linie durchs Lavizzara-Tal eigentlich erst ab Peccia abwärts, dort teilt sich das Tal, und entsprechend besteht auch eine zweite Buslinie, die den anderen Ast – hydrologisch gesehen das oberste Maggiatal – bedient. Zuunterst im Dorf nimmt hier ein Cacciamali TCI840, aus Fusio kommend, die Reisenden vom Kleinbus aus Piano di Peccia auf, um dann gut besetzt Richtung Bignasco zu fahren. In Peccia sind auch einige Fahrzeuge über Nacht stationiert, ist die Distanz zur Hauptgarage in Cevio doch beträchtlich.

In Piano di Peccia, im Seitental Valle di Peccia gelegen, befinden sich weitere Anlagen der Kraftwerke. Die kleine Nebenlinie wird heute wieder ganztägig bedient, nachdem in den Zehnerjahren nach einer Sparrunde vorübergehend nur noch im Bedarfsverkehr gefahren wurde. Am Wochenende werden noch 2 Kurspaare angeboten, nach einigen Jahren mit reinem Saisonbetrieb immerhin wieder ganzjärig. Tatsächlich leben an dieser Nebenlinie heute mehr Einwohner als am obersten Abschnitt der Hauptlinie von Peccia nach Fusio – wegen der deutlich kleineren touristischen Bedeutung genügt aber ganzjährig ein Kleinbus. Auf dieser Aufnahme, zur Verfügung gestellt durch den PU, verlässt der im Frühling 2021 neuste Bus der Flotte die Endhaltestelle talwärts und überquert dabei schon ein erstes Mal die Maggia.

Bei starkem Schneefall müssen die Busse übrigens teils in enge Tunnels ausweichen, um die Ortschaften überhaupt noch erreichen zu können, da die breitere Strasse «aussenrum» verschüttet ist. Als an diesem schönen Wintertag der Chef die Kamera zückte, war die Lawinengefahr wohl geringer – der Sprinter ist unterwegs bei San Carlo (übrigens nicht das einzige im Maggiatal, was gelegentlich für Verwirrung sorgt).

Bei Menzonio im unteren Abschnitt der Linie führt die Buslinie über ein Stück direkt der Maggia entlang, welche hier mit ihren grossen, geschliffenen Felsen fast so einladend ist wie an den touristischen Hotspots weiter unten im Tal. Dass bisweilen das Wasser etwas rar ist, hat zum Fotozeitpunkt nicht nur mit der Entnahme für zahlreiche Kraftwerke, sondern auch mit dem trockenen April 2021 zu tun. Der Bus ist unterwegs taleinwärts, weiter oben am Hang sind die Häuschen von Margonègia zu erkennen, eine der vielen Alpsiedlungen, welche an teils unvorstellbaren Orten die Hänge des Lavizzaratals zieren.

Auch einige der ganzjährig bewohnten Dörfer liegen oberhalb der Hauptstrasse und müssen in kurzen Stichfahrten erreicht werden. Während Menzonio relativ leicht erreichbar ist, ist das kleine Brontallo, inzwischen zu einer Art Rustico-Hotel weiterentwickelt, nur über mehrere sehr enge Kehren erreichbar – der Beulas hat das Dorf gerade bedient und rollt nun wieder talwärts. Im Gegensatz zu den kleineren, aber etwas unhandlichen Cacciamali können die hochbeinigen Spanier die Kehren in einem Zug befahren.

Die Busse der FART fahren heute ab de einstigen Bahn-Endstation in Bignasco weiter über den Fluss nach Cavergno, wo sich auch die beiden in Bignasco startenden Postautolinien verzweigen. Auf Talfahrt können die Reisenden bereits hier auf den Gelenkbus aussteigen – der Cacciamali-Midibus fährt deshalb bereits ziemlich leer durch den Ortskern gegen Bignasco.

Im Gegensatz zu den anderen Talschaften des hinteren Maggiatals hatte das Val Bavona weniger Glück: Seit 2008 wohnen hier ganzjährig so wenige Leute, dass das ganzjährige Postauto gestrichen wurde. Seither fährt noch im Sommer viermal täglich ein Bus nach San Carlo, wo die Luftseilbahn nach Robiei Touristen anlockt, welche im Basodino-Gebiet wandern und bergsteigen wollen.

Die Abwanderung hat das Tal so stark getroffen, dass viele Gebäude heute kurz vor dem Zerfall stehen – es sei denn, Leute den Städten kaufen die Rustici und rüsten sie zu Ferienhäuschen um. So können die urtümlichen Ortsbilder wenigstens teilweise erhalten werden – hier ein Bus beim Weiler Sonlerto, dem letzten Dorf vor dem steilen Anstieg zur Talstation San Carlo. Waren es bei der Umstellung auf Saisonbetrieb nicht mehr ganz die erforderlichen 50 Anwohner, sind heute nur noch knapp 20 Einwohner ganzjährig im Tal gemeldet.

Nebst ursprünglichen Dorfbildern hat das Bavonatal aber auch eine wunderschöne Landschaft zu bieten – und obschon viele Gewässer in Stauseen gefasst und durch Stollen in die Kraftwerke geleitet werden, gibt es auch den einen oder anderen intakten Wasserfall im Tal zu bewundern. Die Aufnahme entstand wenig unterhalb des Dörfchens Foroglio. Foto: Rudy Vedova.