Letztes Update: 1. November 2023, 10:13
Einige Gegenden des Kantons Zürich werden von ausgedehnten Postauto-Netzen überspannt; eine davon ist das Knonaueramt (oder im Volksmund „Säuliamt“). Das dortige Netz lässt sich in verschiedene Teile splitten, einer davon bedient das Umland des Bahnhofs Bonstetten-Wettswil. Das dortige Netz entstand aus der ursprünglichen Linie 220, welche den Bahnhof und die beiden namensgebenden Dörfer direkt mit Zürich-Wiedikon verband – auf dieser älteren Aufnahme wartet ein NAW BU5-25 des PU Stutz neben einem Bus der Linie 235 auf seine Abfahrt am einzigen Zürcher Postauto-Bahnhof.
Die Linie 220 existiert auch heute noch – allerdings nur noch im reduzierten Ausmass. Mit dem Ausbau der S-Bahn im Dezember 2015 wurde das Ziel verfolgt, die Reisenden möglichst rasch auf diese zu führen und parallele Buslinien aufzuheben. Die Buslinie 220 bleibt nur noch in der Hauptverkehrszeit bestehen, da sie wichtige Zürcher Arbeitsplatzgebiete bedient – neu halbstündlich und mit Gelenkbussen. Hier ein Bus auf der Rückfahrt nahe des Goldbrunnenplatzes, die Linie führt auf dem städtischen Abschnitt parallel zu den Tramlinien 9 und 14.
Während die S-Bahn ab Zürich den Umweg über Altstetten und Urdorf fährt, führt die Buslinie direkt über die „Passhöhe“ der Waldegg (immerhin 589 m.ü.M. und so fast 200 Meter über Zürich) ins Reppischtal, nur um gleich über den nächsten Hügelzug die kleine einst moorige Ebene bei Bonstetten zu erreichen. Dieser zweite „Mini-Pass“, im Volksmund „Whisky-Pass“ genannt, besteht aus immerhin drei Kehren, welche für den Einsatz von Gelenkbussen ab Ende 2015 extra ausgebaut wurden – wenn ein Postauto die Kehren befährt, muss der übrige Verkehr mit einer Lichtsignalanlage gestoppt werden. Hier ein Bus auf der abendlichen Fahrt nach Zürich.
Der Bahnhof Bonstetten-Wettswil selbst wurde bereits im Rahmen der dritten S-Bahn-Teilergänzung zum modernen öV-Knoten ausgebaut. Am Bushof begegnen sich heute sechs Buslinien, aufgrund der unterschiedlichen Ausrichtung sind aber selten mehr als drei Busse im Einsatz. Im Bild einer der letzten Wochenendkurse der Linie 220 vor Einführung des neuen Konzeptes – Standardbusse sind auf der Linie 220 heute nicht mehr zu sehen.
Ab dem Whiskypass führt die Buslinie 220 über Wettswil zum Bahnhof und dann als Rundkurs durch Bonstetten. Neu wird die Schlaufe Bahnhof – Bonstetten durch die Linie 228 durchgehend halbstündlich bedient, in der HVZ durch die Linie 220 zum Viertelstundentakt ergänzt. Das Dorf Bonstetten ist in den letzten Jahrzehnten dank S-Bahn und Autobahnanschluss stark gewachsen, neue, aber durchaus passende Architektur prägt das Aussehen – hier unweit des Dorfplatzes.
Bis Ende 2015 wurde der Rundkurs nach Bonstetten je nach Kurs im Uhrzeiger- oder Gegenuhrzeigersinn bedient. Heute wird die Linie konsequent im Gegenuhrzeigersinn befahren, Aufnahmen wie hier unweit der Haltestelle Isenbach gehören damit der Vergangenheit an.
Auch der Abschnitt Bonstetten-Wettswil – Wettswil der Linie 220 musste natürlich ersetzt werden – hier ist es die Linie 229, welche das Dorf bis und mit der Haltestelle Heidenchilen anschliesst. Da der Rundkurs, ebenso wie der der Linie 228, nur knapp 10 Minuten dauert, reicht für die beiden Linien ein einziges Fahrzeug aus. Der MAN-Standardbus hat soeben am neuen Wendeplatz bei der Endstation gewendet und fährt nun zurück Richtung Dorfzentrum und Bahnhof; links unten ist die Bahnstrecke in Richtung Zürich zu erkennen.
Bereits seit längerem existiert in Wettswil auch ein klassischer Ortsbus – ursprünglich durch einen Sprinter bedient, setzt der PU Stutz heute Midibusse des Typs Solaris 8.9LE oder MAN A66 ein. Die Strecke ist als Rundkurs ausgestaltet, welcher rund 20 Minuten dauert und auch die am sonnigen Südhang gelegenen Quartiere erschliesst. Nach der Durchquerung des Ortszentrums hier im Bild…
…nimmt der Bus die Steigung in Richtung Beerimoos in Angriff und durchquert die Villenquartiere des wie sein Nachbardorf stark gewachsenen Wettswil.
Zuoberst beim Beerimoos mit seinem Weiher verläuft auch die Landiker Linie 227 – diese Verbindet Bonstetten-Wettswil mit dem Nachbarbahnhof Birmensdorf via Stallikon, Sellenbüren und Landikon. Tagsüber wird mit einem Midibus gefahren…
…welcher in Birmensdorf etwas abseits der übrigen Buslinien auf einer Seitenstrasse hält. Die Linie, einst mit der Linie 237 geführt, war in den letzten Jahren ein Politikum und immer wieder einstellungsbedroht – im Moment sieht es wieder besser aus, und dank effizienten Verknüpfungen kann die Linie relativ günstig bedient werden.
In Spitzenzeiten wird heute sogar ein Standardbus eingesetzt, da der Midibus dann für die Verdichtete Linie 205 (Bonstetten – Arni) benötigt wird. Im Bild ist der Bus unterwegs in Richtung Birmensdorf, er hat gerade die Bahnlinie Bonstetten-Birmensdorf unterquert und erreicht in Kürze den Weiler Landikon, wo er die Buslinie 220 im rechten Winkel kreuzt. Im Hintergrund der Zürcher Hausberg Uetliberg, der in Tat und Wahrheit auf dem Gebiet der Reppischtaler Gemeinde Stallikon liegt.
In Spitzenzeiten nimmt die Linie 227 auch weiterhin die Strecke der früheren Linie 237 und bedient dabei in Stallikon den Weiler Aumüli und in Bonstetten das Sonnenberg-Quartier. Der MAN A20 hat die letzten Häuser von Bonstetten bereits hinter sich gelassen und erreicht in Kürze die "Passhöhe" vor dem Abstieg ins Reppischtal. Der Blick reicht über die obersten Häuser von Bonstetten bis ins Aargauische Islisberg.
Eine relativ junge Linie ist die heutige Linie 205, welche Bonstetten-Wettswil mit Arni im Aargauischen Kelleramt verbindet. Die Linie wendet dort ausserhalb des Ortskerns bei der Haltestelle Stockacker, wo Anschluss an die Linien Zürich – Oberlunkhofen – Muri / - Affoltern besteht. Die Busse der Linie 205 warten die kurze Wendezeit abseits der Hauptstrasse ab, hier im Bild der einzige Solaris Urbino 8.6 des PU Stutz.
Unterwegs erschliesst der Bus das ebenfalls Aargauische Islisberg, eines der vielen aussichtsreichen Dörfer am Hügelzug des Mutschellen, welche ohne Rücksicht auf architektonische Verluste mit unzähligen Einfamilienhäuschen überbaut wurden. So ist das Dorf von 157 Einwohnern im Jahr 1980 auf heute gut 650 Einwohner angewachsen, welche stündlich, in der Hauptverkehrszeit halbstündlich mit dem Bus erschlossen sind – allerdings bisher nur werktags, denn am Sonntag ruht der Betrieb der Linie 205.
Die Strasse zwischen Bonstetten und Islisberg ist nach wie vor sehr eng, die Haupterschliessung des Dorfes erfolgt mit der Strasse ab Arni. Der Einsatz von Standardbussen wäre zwar in Ausnahmefällen möglich, kommt aber in der Regel nicht vor. Der Bus im Bild ist unterwegs ab Bonstetten bergwärts und hat kürzlich die Haltestelle Letten passiert. Das Dorf ist im Hintergrund noch sichtbar.
Im Frühling 2009 wurde der Uetliberg-Autobahntunnel zwischen Zürich und Wettswil eröffnet; Damit auch der öffentliche Verkehr vom Milliardenprojekt profitieren konnte, wurden drei Schnellbuslinien eingeführt, welche Zürich mit dem Knonaueramt und dem Mutschellen verbinden. Die Linie 200 führt dabei direkt nach dem Tunnel zum Bahnhof Bonstetten-Wettswil – anfänglich stündlich und nur von Montag bis Freitag, inzwischen an sieben Tagen pro Woche und mehrheitlich halbstündlich.
Die Linie bedient im Gegensatz zur S-Bahn die Sihltaler Quartiere der Stadt Zürich; von dort wäre die Reise via Tram und S-Bahn ins Knonaueramt eine halbe Weltreise. Der Gelenkbus im Bild hat vor wenigen Minuten die Starthaltestelle Bahnhof Enge/Bederstrasse verlassen und erreicht nun, die Gleise der Tramlinien 5, 13 und 17 überquerend, die Haltestelle Saalsporthalle.
Mit erschlossen wird dabei auch die Sihlcity, ein riesiger und annähernd autofreier Komplex aus Einkaufszentrum, Restaurants und Multiplex-Kino auf dem Areal einer ehemaligen Papierfabrik. Die öV-Erschliessung des Areals ist mustergültig, aber etwas komplex – so fahren einige der Busse direkt im Untergrund des Gebäudes ab. Der Bus der Linie 200 hat vor wenigen Metern die Autobahn verlassen und den direkten Weg in die ansonsten der Anlieferung und den Mietern vorbehaltene Tiefgarage genommen, wo er die Haltestelle Zürich, Sihlcity, zum Aussteigen bedient.
Am Bahnhof Enge in Zürich beginnen und enden die Busse der Linie 200 nicht auf dem Bahnhofplatz (bzw. Tessinerplatz, wie er offiziell heisst), sondern an der Haltestelle Bederstrasse, welche auf einer Strassenbrücke über den Gleisen liegt und mit Treppen bzw. Lift direkt an die Perrons angeschlossen ist. Die Wendezeit wird auf einer Quartierstrasse neben dem Bahnhof abgewartet; von dort kehrt dieser MAN-Gelenkwagen nun ohne Fahrgäste zurück, bereit für die Rückfahrt ins "Säuliamt". Kurz vor der Haltestelle passiert er den äussersten Flügel des markanten Bahnhofsgebäudes von 1927.
Ab Bonstetten-Wettswil fahren die Busse der Linie 200 weiter bis zum Bahnhof Affoltern am Albis und ermöglichen nebst den Linien 235/225 und 215 eine dritte Direktlinie nach Zürich. In Affoltern ist die Linie zeitweise mit der 215 verknüpft, welche über Jonen und Birmensdorf nach Zürich Wiedikon fährt. So ergibt sich ein fast-Rundkurs mit rund eineinhalb Stunden Fahrzeit.
Zwischen Bonstetten-Wettswil und Affoltern fährt die Linie 200 praktisch parallel zur S-Bahn. Trotzdem werden auch zusätzliche Gebiete erschlossen: Dank der neuen Haltestelle Bonstetten, Dorfstrasse, erhält seit Ende 2015 auch das Dorfzentrum Zugang zum Schnellbus. In Hedingen hingegen besteht der Vorteil der Linie 200 ausschliesslich in der direkten Verbindung zum Sihlcity, liegt doch die Haltestelle Güpf im Bild nur wenige Meter vom S-Bahnhof entfernt.