Letztes Update: 1. November 2023, 10:12
Das Rafzerfeld, eine weite Ebene oberhalb des Rheins im Züricher Unterland, wird durch ein warmes Mikroklima verwöhnt – hier wachsen beispielsweise Melonen und Spargeln. Gleichzeitig ist es aber auch eine begehrte Wohngegend, und alle angrenzenden Dörfer sind in den letzten Jahren stark gewachsen. Das machte auch ein verbessertes Busnetz notwendig, welches seit Dezember 2015 am ebenfalls neuen Bushof Hüntwangen-Wil Anschluss an die S9 herstellt. Im Vordergrund der Ortsbus Eglisau, dahinter die Linie 545 nach Rafz und 546 nach Wasterkingen.
Der Bahnhof Hüntwangen-Wil erschliesst die beiden Dörfer nicht direkt, sondern liegt mehrere Kilometer abseits nahe der Grenze zu Eglisau. Den Anschluss stellten die Busse der lokalen Genossenschaft HWW (Busbetrieb Hüntwangen-Wil-Wasterkingen) sicher, welche im Stunden- (oder in der HVZ im Halbstunden-)takt einen Rundkurs über die drei Dörfer fuhr. Dabei passieren die Busse, die inzwischen (seit Ende 2012) gelb sind und vom PU ABSN aus Stadel betrieben werden, auch die grosse Hüntwangener Kiesgrube.
Bis im Dezember 2015 wurde die Fahrtrichtung des Rundkurses mit der Liniennummer definiert: Die Busse der Linie 546 fuhren via Wasterkingen – Hüntwangen – Wil (Foto im Zentrum von Wil ZH)…
…während die Linie 545 in umgekehrter Richtung unterwegs war. Bereits 2012 wurde ein gelber Midibus für den Ortsbus Eglisau an HWW abgeliefert, welcher am Wochenende auch auf den Linien 545 und 546 fuhr – hier im Anstieg von Wil zum Lirenhof, zwischen den zwei Dörfern fahren die Busse über einen Hügelzug, was direkter ist als die Fahrt über die Kantonsstrasse.
Im Dezember 2015 wurde das Bahnkonzept im Unterland überarbeitet, und die S-Bahnen (neu ist es die S9 aus Zürich statt die S5 und die S22) sauber vertaktet. Dies ermöglichte auch die Überarbeitung des alten und etwas komplexen Rundkurs-Systems. Neu fährt die Linie 545 stündlich (in der HVZ halbstündlich) ab Hüntwangen-Wil über Hüntwangen und Wil weiter nach Rafz; PU auf der Linie ist neu Motrag aus Flaach, welcher die Busse in Rafz teils mit der Linie 670 nach Winterthur verknüpft.
In Rafz wird über eine lange Stichfahrt auch der nördliche Dorfteil bedient, wobei pro Richtung zwei Zwischenhalte bedient werden und beim Altersheim Peteracker gewendet wird – die Aufnahme entstand bei der Haltestelle Bleiki. Mit dem neuen Konzept entfallen sowohl die nachmittäglichen Ortsbus-Kurse (Linie 674 Bahnhof – Peteracker) als auch die Bedienung mit der Südbaden-Bus-Linie Rafz – Jestetten in der Hauptverkehrszeit.
Ebenfalls verschwunden ist mit dem neuen Konzept die Bedienung von Wasterkingen mit der Linie 545 – das Bild an der Haltestelle Ausserdorfstrasse entstand 2013. Heute fahren Midibusse der Linie 546 stündlich (HVZ halbstündlich) von Hüntwangen nach Wasterkingen und zurück.
Bis Ende 2015 war in der Hauptverkehrszeit eine gewisse Fantasie notwendig, um die Bedienung von Wasterkingen sicherzustellen, denn die Fahrzeit der Linie 545 reichte in der Hauptverkehrszeit nicht aus dafür. Während einigen Jahren wurde für die Stichfahrt ab Hüntwangen ein Kleinbus der Firma Taxi Schmid, Eglisau, eingesetzt, der unverkennbar aus Zürich stammt. (Später wurde das Dorf in der HVZ durch SüdbadenBus bedient, die eine internationale Linie Hüntwangen-Wil – Hohentengen anbot. Die Linie wurde Ende 2015 mangels Frequenzen eingestellt).
Früher eine eigenständige HWW-Linie war der Ortsbus Eglisau, welcher das vom Bahnhof entfernte historische Städtchen an den öffentlichen Verkehr anband. Zuerst mit einem Kleinbus, später mit einem Midibus wurde in der Hauptverkehrszeit 1-2x pro Stunde bis Schlafapfelbaum gefahren, wobei die Busse den historischen Dorfkern auf schmalen Gassen durchquerte. Der MAN-Midibus, 2012 noch an HWW geliefert, stellt bereits die vierte Fahrzeuggeneration auf der Linie dar.
Auch rund um den Bahnhof Eglisau, der ursprünglich komplett auf der grünen Wiese an der Verzweigung der Bahnstrecken Bülach – Schaffhausen und Bülach – Zurzach gelegen war, entstanden in den letzten Jahren grosse Neubauquartiere. Ihren direkten Busanschluss ins Zentrum haben sie allerdings 2015 verloren – die Ortsbusse starten neu am Bushof Hüntwangen-Wil, da dort bessere Anschlüsse möglich sind.
Neu fährt der Ortsbus Eglisau deshalb ab Hüntwangen-Wil ins Zentrum und dann bergwärts bis zur Endhaltestelle Breitistrasse, die nahe dem Bahnhof Hüntwangen gelegene frühere Endhaltestelle Schlafapfelbaum wird am Anfang der Linie bedient. Gefahren wird grundsätzlich stündlich, was aufgrund der Frequenzen und der neu in beide Richtungen guten Anschlussituation in Hüntwangen-Wil ausreicht.
Die historische Rheinbrücke am Stadtrand wird heute nur noch von der zweiten Ortsbuslinie, jener nach Tössriedern, befahren. Auch diese führte ursprünglich ab dem Bahnhof Eglisau in die kleine Aussenwacht mit ihren umgenutzten Höfen und neuen Ein- und Mehrfamilienhäusern und wurde nun an Hüntwangen-Wil angebunden. Die Linie 542 zum Schlafapfelbaum, hier noch mit einem originalen HWW-Midibus, befährt die Brücke nicht mehr.
Während die Linie 542 per Ende 2015 auf Stundentakt ausgebaut wurde, beschloss der ZVV gleichzeitig einen Abbau der Tössriederer Linie, das Mittagsangebot wurde gestrichen. Die Gemeindeversammlung bewilligte daraufhin einen Kredit, um das Angebot auf den ganzen Tag auszudehnen, was rund 140‘000 Franken pro Jahr kosten sollte. Da die Kurse praktisch nicht genutzt wurden, wurden diese Zusatzkurse schon nach einem Jahr wieder gestrichen – vormittägliche Winteraufnahmen wie hier im Dezember 2015 sind nicht mehr möglich. Im Hintergrund taucht der Weiler Tössriedern aus dem Dunst auf.