Letztes Update: 1. November 2023, 10:29
Per Mai 2001 konnte die SBB dem bisherigen Betreiber PostAuto anlässlich einer Ausschreibung die auf diesen Zeitpunkt hin deutlich ausgebauten Buslinien am Kerenzerberg und im Glarner Unterland abnehmen; per Ende 2019 zogen sich die Bundesbahnen dann aus dem Geschäftsfeld Bus zurück, weshalb die Linien, nun zusammen mit den Postauto-Linien im Mittelland, erneut ausgeschrieben wurden. Nachdem die unterlegenen BUS Ostschweiz / Autobetrieb Sernftal das Verfahren durch alle Instanzen weiterzogen, konnte die Betriebsübergabe schliesslich Ende 2021 mit zwei Jahren Verzögerung stattfinden, wobei sich vorerst nicht viel änderte: Als PU bleibt der vorherige SBB-Subunternehmer Niederer im Amt, und die meisten Fahrzeuge wurden vorerst übernommen, da nach dem Abschluss des Rechtsverfahrens die Zeit für eine Neubeschaffung zu knapp war. Entsprechend werden hier auch einige Fotos aus SBB-Zeit verwendet. Die beiden «zurückgewonnenen» Linien 511 und 512 starten am Bahnhof Ziegelbrücke neben der PostAuto-Linie 524 (Ziegelbrücke – Pfäffikon) und den Bussen des Autoverkehrs Weesen-Amden…
…und überqueren sogleich die Linth, um ins «Dorf» Ziegelbrücke zu gelangen. Im Gegensatz zum auf St. Galler Boden gelegenen Bahnhof sind die Busse nun in der Gross-Fusionsgemeinde Glarus Nord unterwegs, deren erste frühere Gemeinde Niederurnen nach wenigen Minuten erreicht ist. Nahe der Haltestelle Ziegelbrückstrasse ist dieser Citaro unterwegs auf der Linie 512 – hinter dem Fotografen folgt die enge Durchfahrt durch den Ortskern von Niederurnen.
Nieder- und Oberurnen teilen sich zusammen einen Bahnhof, den wohl einzigen in der Schweiz mit einem «und» im Namen. Da der Bahnhof aber ausserhalb des Siedlungsgebietes liegt, werden die Busse gut genutzt, was während der ganzen Woche einen Halbstundentakt in Kombination der Linien 511 und 512 ermöglicht. Davon profitieren beispielsweise auch die Sportanlagen rund um den SGU/LinthArena-Komplex, zwischen Näfels und Oberurnen gelegen. Hier ist ein Bus der Linie 511 unterwegs in Richtung Ziegelbrücke.
Am Bahnhof Näfels-Mollis nehmen die Buslinien 511 und 512 den Anschluss aus der «Hauptstadt» Glarus ab, wofür die Busse ein paar Minuten stehen bleiben; für Nieder- und Oberurnen besteht kurz zuvor an der Haltestelle Näfels Post Anschluss auf die Buslinien 501 und 502 nach Netstal und zum Glarner Kantonsspital.
Die Linie 512 führt ab hier weiter in den zweiten namensgebenden Ort Mollis, wo bei der Haltestelle Vorderdorf in einer kurzen Schlaufenfahrt gewendet wird. Die benutzten Strassen sind relativ schmal – trotzdem wird morgens ein Kurs gar mit Dreiachser gefahren, da dieser anschliessend Kantonsschüler über die Linie 501 weiter nach Glarus bringt. Im Bild ist hingegen ein klassischer Standard-Citaro, aus der SBB-Flotte geerbt, unterwegs zurück nach Ziegelbrücke, nachdem er vor wenigen Metern die Haltestelle Vorderdorf verlassen hat.
Im Gegensatz zur 512 bedient die Linie 511 den Ortskern mit der Kirche Mollis und nimmt dann die Steigung auf die Anhöhe des Kerenzerbergs in Angriff. Dieser ist kein wirklicher Pass, sondern umfährt mit seinen fast 300 Höhenmetern den untersten, sehr felsigen Teil des Walensee-Ufers – erst mit dem Bau der neuen Kantonsstrasse 1964, der wiederum die Verlegung der Bahntrassee in einen Tunnel (1960) bedingte, wurde auf «Talhöhe» eine Strassenverbindung geschaffen. Früher war der Pass an schönen Tagen im Winter und Sommer oft zugestaut und an einen pünktlichen Busverkehr nicht zu denken... Heute fährt die Linie 511 stündlich über den «Pass», hier wenig oberhalb Mollis mit Blick taleinwärts.
Auf dem Hochplateau des Bergs liegen Filzbach, als Ferienort mit verschiedenen Infrastrukturen ausgerüstet: Ein Sportzentrum von nationaler Bedeutung, ein Seminarhotel und eine Sesselbahn mit Sommerrodelbahn locken zahlreiche Gäste an den Berg. Beim Sportzentrum ist hier auch der Setra, noch zu SBB-Zeiten, unterwegs in Richtung Mühlehorn. Ebenfalls in Filzbach liegt die Garage des PU Niederer, von hier aus werden die Unterländer Buslinien bedient.
Zweites Dorf auf dem Plateau ist das kleinere Obstalden; dazwischen bietet sich eine schöne Aussicht über den tiefblauen Walensee und auf die gegenüberliegenden Berggipfel der Churfirsten. Der Setra hat vor Kurzem Obstalden verlassen und fährt nun bergwärts zurück nach Filzbach.
Seit 2013 wird auch der Abschnitt von Obstalden hinunter nach Mühlehorn stündlich bedient; Grund ist, dass mangels funktionierendem Anschluss von der in Mühlehorn haltenden S4 auf die Züge ins Glarnerland Mühlehorn eine alternative Verbindung in den Rest der Gemeinde Glarus Nord benötigte. Vom kleinen Dorf am Walensee führt eine ebenfalls in den 1960er-Jahren deutlich ausgebaute Strasse aufs Hochplateau, hier wenig oberhalb des Dorfes mit Blick auf die Kirche und die imposanten Felswände, welche den dazwischen liegenden Serenbachfall – einer der höchsten Wasserfälle der Schweiz – verbergen.