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80.790/795/797/410/411 Obertoggenburg-Werdenberg

Letztes Update: 8. März 2025, 21:17

Der Bahnhof Nesslau-Neu St. Johann wurde 1912 durch die Bodensee-Toggenburg-Bahn erreicht – Pläne für eine schmalspurige Linie weiter über Wildhaus nach Buchs wurden hingegen trotz vorhandener Konzession nie umgesetzt. Damit blieb der Bahnhof über Jahrzehnte Umsteigepunkt für ÖV-Reisende in die Obertoggenburger Dörfer – und bescherte der bereits 1918 ganzjährig motorisierten Poststrecke gute Frequenzen. Nebst den spärlichen Kursen der Linie 791 zur Schwägalp fahren heute meist Doppelstöcker im Halbstundentakt ab Nesslau weiter talaufwärts…

…wobei diese seit Dezember 2013 auch stündlich Wattwil erreichen. Die Verlängerung wurde mit Einführung des Halbstundentaktes notwendig, weil die Infrastruktur der heutigen Südostbahn (die BT ging 2001 zusammen mit der «alten» Südostbahn in der heutigen gleichnamigen Bahn auf) keinen Halbstundentakt ermöglicht. Am Bushof von Wattwil wartet einer der sechs in Nesslau beheimateten Alexander-Dennis Enviro 500MMC auf seine Abfahrt Richtung Obertoggenburg – tagsüber wären zuweilen deutlich mehr, nämlich bis zu vier Busse gleichzeitig am Bahnhof.

Erst seit Ende 2022 fahren die Postautos durch das Dorf Ebnat-Kappel und bedienen dort den Bahnhof sowie die damit überhaupt erst mit dem ÖV erschlossene Haltestelle Gieselbach – zuvor hatte die Gemeinde den Halbstundentakt nur mit dem «Stadtbus» des BLWE Richtung Wattwil, aber nicht in Richtung Obertoggenburg. Der Citaro – gelegentlich schwimmt noch ein Einstöcker in den Umläufen Wildhaus–Wattwil mit – ist auf Talfahrt unterwegs und erreicht sogleich die Haltestelle Bahnhof, wo in dieser Fahrtrichtung auch der Umstieg auf den BLWE-Bus nach Wattwil mit diversen Unterwegshalten möglich ist.

Der eigentliche Grund für den Postauto-Einsatz hier ist tatsächlich der Bahnhof Krummenau, dessen zweites Gleis schon gegen Ende der 1990er-Jahre abgebaut wurde, heute aber Bedingung für einen Bahn-Halbstundentakt wäre (wenn auch natürlich nicht in der Ausführung von 1912). Im Gegensatz zu Ebnat-Kappel wird Krummenau bereits seit Ende 2010 durch eine kurze Schlaufenfahrt ab der Kantonsstrasse bedient, der Doppelstöcker wird diese sogleich absolvieren. Nur im Jahr 2010 fuhren die Busse der Linie 790 am Dorf vorbei – für die Fahrplanjahre 2010-2013 wurde die Verdichtung zum Halbstundentakt ohnehin nur mit wenigen Kurspaaren in der Hauptverkehrszeit angeboten.

Zwischen Wattwil und Wildhaus wechseln sich steilere Passagen und lange Schwemmebenen ab, die die junge Thur hier in die Voralpen modelliert hat. Nach einer ersten Steilstufe und dem Dorf Stein wird bei Mühlewies eine durchaus eindrückliche kurze Schlucht durchquert, die an die jurassischen Klusen erinnert. Im Bild nicht sichtbar ist, dass hinter den Stützmauern der Strasse ein schöner Teil des Felsriegels zur Baustein- und Kiesgewinnung abgebaut wurde. Die Aufnahme von 2010 zeigt einen Citaro von PU Abderhalden, Wildhaus, auf Fahrt talauswärts Richtung Wattwil – der lokale PU wurde Ende 2009 mit den neuen Zusatzkursen nach Wattwil beauftragt und führte diese bis zur Einführung des integralen Halbstundentaktes Ende 2013 durch.

Der oberste Teil des Toggenburgs ist stark touristisch geprägt – die drei Dörfer Alt St. Johann, Unterwasser und Wildhaus verfügen je über ein Skigebiet, die während langer Jahre auch im Aboverbund betrieben wurden – heute allerdings kochen der Chäserrugg inkl. der durch Fusion 2008 integrierten Sellamatt sowie die Sportbahnen Wildhaus jeweils ihre eigenen Süppchen, was der Attraktivität des Gebietes einen wesentlichen Dämpfer gegeben hat. Fusionstechnisch erfolgreicher waren die Gemeinden Wildhaus und Alt St. Johann, welche seit 2010 eine Einheit bilden. Der Citaro hat gerade das unterste der Dörfer, Alt St. Johann, in Richtung Wattwil verlassen – im Hintergrund geben die Wolken nach einem kurzen Sommergewitter den markanten Wildhauser Schafberg frei.

In Unterwasser startet die Standseilbahn zum Iltios, bereits 1934 erbaut und seit 1972 als zweite Sektion mit einer Luftseilbahn zum 2261 Meter hohen Chäserrugg ergänzt. Das Skigebiet versucht sich in den letzten Jahren mit einer lokalen modernen Architektur und zahlreichen Gastro-Angeboten zu positionieren, was durchaus erfolgreich ist. Neustes Beispiel ist die neue Iltios-Bahn, 2024 erbaut – sie wurde dazu genutzt, auch eine Bushaltestelle zu erreichten, womit die Talstation nun von den dreien die am besten durch den ÖV angebundene ist. Der Doppelstöcker auf dem Weg nach Nesslau hat die Kante gerade verlassen und fährt nach einer kurzen Schlaufenfahrt weiter zur Post und talauswärts.

Weniger gut angebunden ist die Talstation der Sesselbahn Thur–Oberdorf, dem Einstieg ins Skigebiet Wildhaus. Von der Haltestelle Lisighaus ist sie zwar in einem kurzen Fussweg zu erreichen, der allerdings dummerweise 33 vor allem bei eisiger Strasse mit Skischuhen nicht ganz einfach zu bezwingende Höhenmeter überwindet. Der Skibus ist für ÖV-Nutzer keine Abhilfe, ist er doch aufgrund der schmalen Strasse maximal ein Midibus und kann kaum zusätzliche Kurzstrecken-Reisende aufnehmen. Während einiger Saisons wurden immerhin die Kurse zwischen dem Rheintal und Wildhaus bis zur Haltestelle Lisighaus verlängert, um die Anreise für Nutzer aus dem Rheintal zu verkürzen – ein solcher Kurs hat gerade bei der Haltestelle gewendet und fährt nun weiter Richtung Buchs.

Auf dem Postplatz Wildhaus ist seit Ende 2024 (wieder) Endstation für die Busse aus Wattwil/Nesslau und dem Rheintal. Schon einmal, im Fahrplanjahr 2024, wurde dies so praktiziert – der damals neu zur Viertel- und Dreiviertelstunde statt zur vollen Stunde stattfindende Taktknoten Buchs führte zu dieser Idee. Da die geplante Linienführung der Rheintaler Kurse bis Alt St. Johann bereits im Februar aufgegeben werden musste (aus Fahrzeitgründen) und der Druck aus der Bevölkerung für erneut direkte Kurse zu gross wurde, wurden die Linien 790 und 795 bereits nach einem Jahr wieder zusammengeschlossen, allerdings mit längerer Standzeit in Wildhaus (die wiederum Kritiker auf den Plan rief). Nun wurden die Linien erneut gebrochen – Grund waren unter anderem die stark unterschiedlichen Frequenzen der beiden Äste. Während auf der Linie 790 Richtung Toggenburg nun mehrheitlich Doppelstöcker verkehren, fahren vier eCitaro-Elektrobusse die Linie 797 Richtung Rheintal (weshalb nicht die 2014 genutzte Nummer 795 «recycelt» wurde, entzieht sich der Kenntnis des Autoren), die Busse begegnen sich halbstündlich bei der Post Wildhaus.

Die Fahrt hinunter ins Rheintal – geographisch gesprochen (politisch wird der Teil rund um Buchs «Werdenberg» genannt) – führt über rund 600 Höhenmeter mehrheitlich durch das enge und schattige Simmitobel. Das geologisch anspruchsvolle Gebiet macht viele Schutzbauten notwendig – die Mehrheit der «Landschaft» in dieser Aufnahme oberhalb Schutzgunten ist künstlich modelliert und stabilisiert. Für die eCitaro ist die trotzdem relativ gut ausgebaute Strasse eine gute Gelegenheit, um die Batterien auf Talfahrt aufzuladen.

Der Talboden wird bei Gams erreicht, die untersten Meter werden mit zwei Kehren und einer schönen Aussicht auf das hier drei Länder umfassende Tal überwunden. Den Doppelstöckern mit ihrer beeindruckenden Geräuschkulisse trauern hier allenfalls Ausflügler, sicher aber keine Anwohner nach – wer die Fahrzeuge kannte, kann sich auch das warme Klima im Neoplan-Dosto, der sich hier an einem wolkenlosen Sommertag bergauf arbeitet, vorstellen. Auf der steilen Bergfahrt nach Wildhaus wurde bisweilen die Klimaanlage abgekoppelt, weil die Restleistung nicht für den notwendigen Strom ausreichte…

In Gams besteht stündlich Anschluss an die Linie 411 von Bendern über Gams nach Sennwald – wobei die Linie 790 talwärts fahrend den Anschluss Sennwald–Buchs und Wildhaus–Bendern sicherstellt, bergwärts in umgekehrter Richtung.

Bis Ende 2007 war dieser Anschluss eine reine PostAuto-Angelegenheit – damals gelangten 17 Buslinien im Sarganserland und Werdenberg nach einer Ausschreibung zur BUS Sarganserland-Werdenberg, einer Tochtergesellschaft der damaligen Rheintalbus AG und (nur ganz am Anfang) ÖBB. Längst ist «BSW» eine Marke der stark gewachsenen BUS Ostschweiz AG (BOS) und die hohen Wellen, die der Wechsel damals geworfen hat, verebbt – und auch in einem gelben Werdenberg wäre die Zeit des NAW BH4, den PU Tinner bis zum erzwungenen Ende im Dezember 2007 auf der damaligen Linie 411 eingesetzt hat, vorbei. Der Bus ist unterwegs bei Gasenzen, im Hintergrund das auffällige, 1926 Meter hohe «Hochhus».

Seit Ende 2014 gelangen wieder einzelne Postautos bis Sennwald – und zwar am späten Abend: Dann wird die Linie 790 zwischen Gams und Wildhaus nur noch stündlich bedient, und der in Gams endende Kurs fährt auf die Linie 411 durch. So gelangen zweimal pro Abend Postautos zur Post in Sennwald (hier im Bild), während einmal ein blauer BOS-Bus, in der Regel ein Urbino 8.9LE, nach Wildhaus hochfährt.

Zwischen Gams und Buchs bedient die Linie 790 weitgehend Agglomeration – nur noch kurze Überlandabschnitte liegen zwischen den drei Gemeinden. Den längsten, den knappen Kilometer zwischen dem Gamser Quartier Widen und dem Grabser Feld, hat der Citaro von PU Abderhalden bereits hinter sich, als er die Post Grabs erreicht. Der PU, der von 2009 bis 2013 die Wattwiler Zusatzkurse betrieb, fuhr im Fahrplanjahr 2014 die Linie 795 zwischen Wildhaus und Grabs, bevor er sich Ende 2014 aus PostAuto-Diensten zurückzog. Noch heute bedient das Familienunternehmen hingegen die Sportbuslinien in Wildhaus.

Auch in Grabs startete bis Ende 2007 eine weitere Postautolinie – PU Heeb aus Grabs bediente mit einem NAW BH4-23 die Linie 412 zum Grabserberg und weiter zur Voralp. Zusammen mit der Linie wechselte auch der PU als Stammchauffeur danach zum BSW, musste sein alpines Arbeitstier allerdings gegen regelmässig wechselnde Midibusse eintauschen. An einem der letzten PostAuto-Betriebstage der «langen» Saisonstrecke zur Voralp erklimmt hier der NAW die Steigung hinauf zum Grabserberg, das Rheintal wird langsam vom Nebel eingehüllt, der (ausser bei Föhnlagen) auch hier ein treuer Begleiter im Herbst ist.

In Grabs liegt auch das Spital der Region, eines der über die letzten Jahre deutlich dezimierten Kantonsspitäler von St. Gallen. Die Busse müssen für das Spital, das 1907 noch weitab der späteren Hauptstrasse erbaut (und später nie an eine besser erschlossene Lage gezügelt wurde) wurde, extra eine Schlaufe durchs Quartier fahren, was in örtlichen Bevölkerung für wenig Freude sorgt. Immerhin endete Ende 2024 der Einsatz von Doppelstockbussen wie auf dieser Aufnahme von Urs Heuberger.

Kurz vor dem Endpunkt der Linie und bereits auf Buchser Boden passieren die Busse den Werdenberger See mit dem Schloss und Städtchen Werdenberg als Kulisse. Die «kleinste Stadt der Schweiz» (mit 55-60 Einwohnern je nach Perimeter) ist ein wichtiges Touristenmagnet in der ansonsten eher von Wanderern als von klassischen Kulturtouristen besuchten Gegend – im Bild fährt ein Setra-Niederflurbus von PU Tinner, Sennwald, am See vorbei. Die Linie 410, welche bis Ende 2013 die Linie 790 im Talabschnitt zum Halbstundentakt verdichtete, welchselte kurz nach dieser Aufnahme vom Herbst 2007 ebenfalls zu BSW.

Endpunkt der Linie ist schliesslich der Bahnhof Buchs, mit seinem halbstündlichen Knoten. Der moderne Bushof beherbergt nebst den zwei Bahnersatz-Linien 300 (nach Altstätten) und 400 (nach Buchs), einer Ortsbus-Durchmesserlinie und einer Berglinie von BOS/BSW auch die Linie 12 von LIEmobil, die den Bahnknoten viertelstündlich an den Liechtensteiner Busknoten Schaan anbindet.