Letztes Update: 8. März 2025, 21:27
Eine lange Tradition hat die Postautolinie von Nesslau über die Schwägalp nach Urnäsch; die Postautolinie dient als Zubringer zur Säntisbahn, welche 1935 erbaut und seither mehrfach umgebaut wurde. Die Passstrasse wurde zeitgleich erbaut, um die Luftseilbahn anzubinden, und wird somit seit ihrem Bau auch durch eine Postautolinie bedient. Die Strecke hat, um die bisweilen grossen Frequenzen abzudecken, schon verschiedene Grossfahrzeuge inkl. Gelenkbusse erlebt – bis heute fahren aber auch ganz klassische Standardbusse wie dieser Citaro der Regie Nesslau auf der Strecke (im Hintergrund ein Neoplan-Doppelstöcker der Linie 790 Nesslau–Buchs).
Die Strecke auf St. Galler Seite trägt seit Ende 2013, als die passübergreifende Linie (welche schon damals vor allem noch auf dem Papier existierte) aufgrund der geänderten S-Bahn-Fahrpläne definitiv gebrochen wurde, die Nummer 792. Sie bedient auch die Ortschaft Ennetbühl, Teil der Gemeinde Nesslau (bzw. bis Ende 2004 Krummenau), welche am Morgen und Abend noch einzelne Kurz-Kurse zur Erschliessung erhält – im Bild hat der erste Pass-Kurs, welcher im Winter noch im Halbdunkeln verkehrt, gerade das Dörfchen verlassen und das Flüsschen Luteren überquert…
…um in Kürze den Weiler Rietbad zu erreichen. Eine Schwefelquelle im Gebiet wurde vom Mittelalter bis 1988 genutzt – das dann abgebrannte Kurhaus wurde jedoch nicht wieder aufgebaut, und heute ist das Gebiet für seine ausgedehnten Langlaufloipen bekannt. Der Skilift ist hingegen seit Jahren ausser Betrieb und die Konzession inzwischen erloschen – die Werbung an der einstigen Talstation hingegen war Anfangs 2024 noch immer vor Ort. Der Doppelstockbus – aktuell wird die Mehrheit der Kurse doppelstöckig bedient, weil sie mit den Kursen der Linie 790 Nesslau–Wildhaus verknüpft sind – ist auf dem Rückweg nach Nesslau, im Hintergrund ist bereits das Ziel der meisten Schwägalp-Reisenden, der 2502 Meter hohe Säntisgipfel, zu sehen.
Die Kurz-Kurse fahren ab dem Rietbad noch bis zum alten Gasthaus Seebensäge unterhalb einer bewaldeten Steilstufe weiter – dahinter ist die Linie nur noch eine Touristenlinie. Kurz vor der Haltestelle Bernhalde/Lutertannen wird bereits die 1000-Meter-Marke geknackt, und die Verschnaufpause für den Bus auf der schmucken Hochebene währt nur kurz…
…bevor die letzten rund 350 Höhenmeter zur Säntisbahn in Angriff genommen werden. Auf der Fahrt wechseln sich Wälder und kleine Moorgebiete wie hier beim Schiltmoos ab…
…und immer prägt die eindrückliche Säntis-Wand die Szenerie. Trotz ihrer steilen Felsen kann die Flanke im Sommer auch durchwandert werden – der Weg ist als normaler Bergweg klassiert, sollte aber vor allem von Leuten mit Höhenangst oder Schwindel nicht auf die leichte Schulter genommen werden.
Kurz vor der offiziellen Passhöhe sinkt die Strasse nochmals leicht ab, bevor sie auf 1299 Metern mit derjenigen aus Urnäsch zusammentrifft. Die letzten 50 Höhenmeter fahren die Busse aus Urnäsch und Nesslau parallel (aber eigentlich nie gleichzeitig) – parallel zur Strasse besteht eine Art Überlaufparkplatz, und an sonnigen Sonntagen wäre hier an eine idyllische Bus-Foto nicht mehr zu denken – an diesem Samstag war das Glück hingegen auf der Seite des Fotografen.
Die Säntis-Talstation hat ihr Gesicht in den letzten Jahren massiv gewandelt – das etwas angejahrte alte Hotel wurde durch einen architektonisch hochwertigen Bau ersetzt, der Ende 2015 eröffnet wurde. Anfangs Januar 2019 erreichte dann eine Lawine das Gebäude, welches in seiner Struktur unbeschädigt blieb – seither geniesst der Lawinenschutz höhere Priorität, und im Jahr 2026 wird die bestehende Luftseilbahn ersetzt, deren unterer Masten ebenfalls lawinengefährdet ist. Fast gleich alt wie das Hotel ist der Anhängerzug, welchen PostAuto nach einer Phase von Doppelstock- und Gelenkbussen wieder beschafft hat: Er verkehrt auf der Linie 791, welche Urnäsch stündlich, im Sommer neuerdings sogar ohne Taktlücken und mit Verdichtung zum Halbstundentakt, erschliesst.
Nicht immer ist das Fahrgastaufkommen auf die Schwägalp gross – bei Betriebspausen der Säntisbahn und bei schlechtem Wetter gelangte während einigen Jahren sogar ein Solaris-Midibus von PU Abderhalden hier zum Einsatz. Das Fahrzeug diente dem PU im Abendverkehr zwischen St. Gallen, Herisau und Urnäsch, war aber am gleichen Ort stationiert wie das Regiefahrzeug für die Linie 791 und konnte somit durch die Regie-Chauffeure kurzfristig «entlehnt» werden. Vor 2014 gelangten die Busse aus Urnäsch im Durchlauf sogar noch nach Nesslau – hier erreicht der Bus gerade die Passhöhe auf Talfahrt.
Während der Höhenunterschied auf Nesslauer Seite ohne eigentliche Kehren überwunden wird, sind für den steilen Abstieg ins Appenzellerland – 400 Höhenmeter alleine auf den ersten knapp 2 Kilometer Luflinie – vier Kehren notwendig. Hier rollt ein Setra 315NF – die Fahrzeuge waren von 2005 bis 2017 in Nesslau aktiv – durch die Kehrenserie talwärts.
Etwas unterhalb davon entstand Anfangs 2024 diese Winterliche Aufnahme vom Anhängerzug – der Bus wird in Kürze die Steinfluh erreichen, wo im Winter ein schöner Schlittelweg endet. Auf Bergfahrt wird spätestens dort bei gutem Schlittelwetter auch die letzte Ecke des Anhängerzugs mit Schlittlern und ihren Sportgeräten gefüllt sein.
Noch weniger voll ist der Buszug dagegen beim Hotel Rossfall, dem letzten Hotel in Urnäsch (oder dem ersten auf der Schwägalp, je nach Betrachtungsweise). Effektiv ist das Dorf Urnäsch nie ganz vorbei…
…denn typisch für das Appenzellerland reicht die Streusiedlung, unterbrochen durch die Schlucht zwischen Rossfall und Chräzerli, bis hinauf zur Schwägalp. Trotzdem fahren auf der Linie 791 ausschliesslich Kurse für Touristen – die Schüler, welche sich ab Urnäsch bis zum Rossfall verteilen, werden nicht mit dem Linienbus befördert, der im Winter erst gegen 8 Uhr zum ersten Mal fährt. Der Anhängerzug macht bei der Haltestelle Hofbach gerade zum ersten Mal Halt, um einige lokale Gäste einzuladen – zuvor hat er das Dorf Urnäsch, bekannt für sein Ortsbild und vor allem für sein lebendiges Brauchtum, durchquert.
Endstation der Linie ist beim Bahnhof der Appenzeller Bahnen, wo sich die Züge seit 2013 planmässig kreuzen. Inzwischen sind die Pendelzüge aus den 1980er- und 1990er-Jahren durch niederflurige Stadler-Triebzüge ersetzt – wielange die erste Generation neuzeitlicher Anhängerzüge noch auf der Linie im Einsatz steht, ist dem Autoren aktuell nicht bekannt. Jedenfalls kann das Zugfahrzeug bei geringer Nachfrage auch ohne seinen Anhänger eingesetzt werden, wie dieses Foto zeigt.