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90.182/572/577 Hauptlinien Region Tiefencastel/Julier

Letztes Update: 1. November 2023, 10:31

Tiefencastel, an der Albulabahn Chur – St. Moritz glegen, ist schon seit langen Jahren Umsteigepunkt zu verschiedenen PostAuto-Linien; aber erst seit Ende 2022 ist der Bahnhof ein systematischer Umsteigeknoten zwischen den beiden Verkehrsträgern – zuvor führte die Fahrt von Chur in den Oberhalbstein oft durchgehend per Bus über die Lenzerheide. Diese durchgehende Verbindung wird heute saisonnal vereinzelt angeboten – im Bild ist einer der verbliebenen durchgehenden Kurse, geführt mit einem der komfortablen Setra 415H der Regie, an der vordersten Position auf dem engen Bahnhofplatz zu sehen. Dahinter stehen ein Kurs der Linie 572 Richtung Filisur, ein Kurs der Linie 571 nach Mon und der Gegenkurs der Linie 182 nach Lenzerheide. Für die durchgehenden Kurse Chur – St. Moritz muss das ganze Fahrplangefüge durchbrochen werden – in «normalen» Stunden würde stattdessen ein Bus der Linie 577 nach Bivio fahren.

Die Verbindung Lenzerheide – Tiefencastel wird – mit Ausnahme von den Wochenenden in der Zwischensaison – halbstündlich bedient. Es überlagern sich die Kurse der «klassischen» Linie 182 Lenzerheide – Tiefencastel – Oberhalbstein mit denjenigen der Linie 572 Lenzerheide – Tiefencastel – Filisur. Diese Ende 2022 neu eingeführte Linie wird von PU Bossi, Tiefencastel, bedient (mit einzelnen Ausnahmen zwischen Lenzerheide und Tiefencastel durch PU Reptrans) – im Bild erreicht ein Bus von Vaz/Obervaz kommend (die Linie 184 dorthin ist mit Linie 572 verknüpft) die PostAuto-Station und biegt neben einem ebenfalls von PU Bossi betriebenen Skibus dort ein. Die Station ist logistisch ähnlich herausfordernd wie diejenige in Tiefencastel – zwar ist die kleine Halle in beide Richtungen befahrbar, stehen aber tatsächlich Busse auf beiden Spuren, ist kein Überholen mehr möglich; die Busse sollten deshalb bereits bei der Ankunft richtig sortiert werden…

Bis Lantsch/Lenz führen die Busse auch parallel zur Linie 183 Lenzerheide – Davos, wobei die bis Ende 2022 zeitgleiche Führung nun um rund 10 Minuten gestaffelt erfolgt. Noch im früheren Regime ist hier ein Setra 415H der Regie Davos unterwegs Richtung Davos, gefolgt von einem Volvo 8900LE von PU Reptrans mit Ziel Bivio.

Zwischen Lantsch/Lenz und Tiefencastel ist dann ein beträchtlicher Höhenunterschied zu überwinden – auf der Fahrt wird auch die Ferienhaussiedlung Vazerol bedient. Ab den 2010er-Jahren bis Ende 2022 wurde hier ein ungefährer Stundentakt Chur – Tiefencastel in der «halben» Fahrlage (mit nur 2-stündlichem IC-Anschluss von/nach Zürich) angeboten, ergänzt durch die wenigen Direktkurse Chur – Bivio ( - St. Moritz) um etwa eine halbe Stunde versetzt ab dem Churer Hauptknoten – in der abendlichen Hauptverkehrszeit gelangte auch noch ein einzelnes Kurspaar aus Savognin bis zur Lenzerheide. Im Bild ist ein Wagen der Regie Chur auf einem Kurs Chur - Tiefencastel kurz vor der Endhaltestelle zu sehen; die Qualität der Strasse in dem Abschnitt leidet unter den Rutschbewegungen im Bereich des Dorfs Brienz/Brinzauls.

Während die Kurse der Linie 182 heute in Tiefencastel vom RhB-Zug Chur – St. Moritz überholt werden (und somit Anschlüsse Lenzerheide – St. Moritz und Chur – Savognin ermöglichen), fährt in der anderen halben Stunde kein Zug von Thusis nach Tiefencastel. Stattdessen wird diese Verbindung von der Linie 577 angeboten, welche den in Thusis wendenden Halbstunden-RE anbindet. Die Linien 182 und 577 werden zusammen von der Regie Chur (ab der Aussengarage Lenzerheide) und von PU Reptrans, Salouf (ab seinen Garagen in Salouf und Bivio) bedient – im Bild verlässt ein Bus von PU Reptrans, der vier der fünf Umläufe bedient, die zur vollen Stunde (noch) schwach besetzte Postautostation in Thusis.

Die Fahrt von Thusis nach Tiefencastel folgt weitgehend der bahnparallelen Hauptstrasse durch die Schynschlucht, wobei auch die Solisbrücke der Rhätischen Bahn zu sehen ist; Zwischenhalte werden keine bedient – im Bild ist ein Volvo 8900LE unterwegs bergwärts und wird in Kürze das Dorf Alvaschein in einem Tunnel unterqueren.

In Tiefencastel bestehen dann wechselseitige Anschlüsse zwischen den Linien 577 Thusis – Tiefencastel - Savognin ( - Bivio) und 572 Lenzerheide – Tiefencastel – Filisur. Die beiden Linien führen zuerst parallel bis zur Post – etwas ausserhalb des engen Dorfkerns von Tiefencastel gelegen – und verzweigen sich danach.

Wir folgen zuerst der Linie 572, welche ursprünglich nur Tiefencastel mit Filisur in unregelmässigem Takt verband. Heute fährt die Linie systematisch stündlich – bedient wird zuerst das Dorf Surava, dessen gleichnamiger Bahnhof seit den 1990er-Jahren nicht mehr bedient wird, bevor die Kurse neuerdings bergwärts abzweigen und über die Kantonsstrasse Tiefencastel – Davos das Dorf Alvaneu erreichen. Zuvor wird aber der neue Anschlusspunkt Crappa Naira auf «grüner Wiese» (Eher: im grünen Wald) angebunden, wo auf die Buslinie 183 in Richtung Brienz/Brinzauls und Lenzerheide umgestiegen wird. Planmässig begegnen sich die Busse nicht direkt am Knoten; dadurch bleibt dem Fahrgast eine kurze Wartezeit zwischen Wald und Kieswerk ohne jegliche Infrastruktur – vielleicht ist dies auch mit ein Grund, dass die Umsteigeverbindung bei unserem Besuch nur von uns genutzt wurde…

Im Dorf Alvaneu besteht dann auch noch ein Anschluss in die «gleiche» Richtung nach Schmitten, Wiesen und Davos, bevor die Busse der Linie 572 die enge Strasse hinunter zum (ehemaligen) RhB-Bahnhof Alvaneu und in den Ortsteil Alvaneu Bad nehmen. Mit dem Einsatz von grösseren Iveco-Midibussen mit 10.8 Metern Länge und Normalbreite ist bei starkem Schneefall ein Umweg zurück nach Surava notwendig, um sicher nach Alvaneu Bad zu gelangen – auf der «alten» 572 mit schmaleren MAN-Midibussen wurde die Strasse auch bei zweifelhafter Witterung befahren. Im Bild hat einer der Busse gerade Alvaneu Dorf mit Ziel Tiefencastel verlassen – die «alte» Linie 572 bediente in jedem Fall die Strecke Tiefencastel – Alvaneu Bahnhof und fuhr dann abwechselnd nach Alvaneu Dorf oder Filisur weiter.

Bis 2011 wurde die Linie 572 gar von noch kleineren Fahrzeugen bedient, welche die Strecke teilweise nur auf Voranmeldung bedienten. Im Bild ist einer von zwei Iveco-Kleinbussen bei der grossen Anlage des Bades Alvaneu – inklusive Golfplatz und entsprechend luxuriöser Gastronomie – unterwegs in Richtung Filisur…

…wo die Busse damals wie heute den Anschlussknoten zur vollen Stunde mit Zügen nach Chur, St. Moritz und Davos bedienen. Beim damals (2010) noch ziemlich frisch umgebauten Bahnhof Filisur wartet ein ebenfalls bis 2011 eingesetzter Sprinter-Kleinbus auf die Abfahrt nach Tiefencastel zurück. Da heute mehr Fahrzeit verfügbar ist, wird nun auch eine Schlaufe durch den sehenswerten und sehr engen Dorfkern von Filisur gefahren – paradoxerweise mit deutlich grösseren Fahrzeugen.

Die Linien 182 und 577 nehmen in Tiefencastel hingegen die autobahn-ähnlich ausgebaute Umfahrung und fahren dann durch einen längeren Tunnel durch den «Crap Ses», den Felsvorsprung, der dem zu deutsch Oberhalbstein genannten Gebiet «Surses» den Namen gibt. Erstes Dorf ist Cunter, wo ein schlanker Busanschluss auf die andere Talseite nach Parsonz und Salouf (auch dieses hat einen Deutschen Namen, Salux, welcher aber wenig gebräuchlich ist) besteht.

Zusammen mit mehreren Nachbargemeinden zur Gemeinde Surses fusioniert, ist das nächste Dorf, Savognin, das touristische Zentrum der Region, mit dem bekannten Pioniergebiet der maschinellen Beschneiung („Savognin schneit für sie“) vor allem auch das einzige grössere Skigebiet im Tal. Bis hier besteht heute ein PostAuto-Halbstundentakt – noch bis Ende 2022 war das Dorf knapp stündlich an die «Aussenwelt» angebunden. Hier endet von Lenzerheide kommend heute üblicherweise die Linie 182 – die Busse fahren nach einer Pause als Linie 577 zurück nach Tiefencastel und weiter nach Thusis – weiter fährt bergwärts nur die Linie 577, talwärts nur die 182. (Würden die Linien «logisch» weitergeführt, würde eine je 40-minütige Standzeit in Savognin und Bivio resultieren).

Zuerst einmal folgt nach Savognin wieder eine ruhigere Strecke, der Bus erreicht über das exotisch klingende Tinizong, Verwaltungszentrum der Fusionsgemeinde Surses, die oberhalb der Strasse gelegene Ortschaft Rona und überquert dann die weite Schwemmebene, die der Talfluss Julia hier geschaffen hat. Kurz darauf wird die Szenerie aber wieder wilder…

…und führt eine Schlucht hinauf nach Sur, dem Ausgangspunkt für die Wanderung zur sehenswerten Moor-Hochebene der Alp Flix. Dabei passiert man auch das Dorf Mulegns, welches aufgrund seiner lärmigen Ortsdurchfahrt und seiner Schattigen Lage im Talgrund auch schon bessere Tage gesehen hat. Der einstige Etappenort für die Kutschenreisenden mit seinem heruntergekommenen Post-Hotel wird von den modernen Reisenden meist ohne Halt durchfahren…

Zwei Kehren führen schliesslich hinauf auf den grossen Erddamm des Marmorera-Stausees. Der See, welcher 1954 die gleichnamige Ortschaft unter sich begraben hat, gehört den Elektrizitätswerken der Stadt Zürich und spült Kanton und Gemeinden über Wasserkonzessionen namhafte Finanzbeiträge in die Kassen - ganz abgesehen davon, dass er im Herbst ein wunderbares Naturschauspiel bietet. Während sich die Lärchen im fast schwarzen Wasser spiegeln, ist dieser Setra 415H unterwegs als Julier-Express nach St. Moritz.

Endstation für die Taktkurse ist schliesslich Bivio, einziger mehrheitlich Italienischsprachige Gemeinde Mittelbündens und nebst Savognin das zweite, aber deutlich kleinere Skigebiet im Surses. Hier hat der PU Reptrans aus Salouf ganzjährig zwei Busse stationiert, welche ab hier planmässig zwei von fünf Umläufen der Linie 182/577 bedienen – bis Ende 2022 gelangten die Busse auch zweimal täglich nach Chur, während Regiewagen fünfmal bis Bivio gelangten. Vereinzelt begegneten sich hier sogar deren zwei: Der MAN links im Bild ist vor einer Stunde angekommen und wird später zurück nach Chur fahren; der Setra nimmt in Kürze die Fahrt über den Julier in Angriff.

Auch die Anzahl der Kurse über den Julierpass wurde Ende 2022 ausgebaut – bisher fuhren im Sommer drei durchgehende Kurse Chur – St. Moritz (davon einer als «Expresskurs»), in der Zwischensaison auf 0 bis 1 reduziert. Heute kommen noch Kurse nur zwischen Bivio und St. Moritz dazu, die neu saisonnal noch zwei direkten Kurse fahren zwischen Lenzerheide und Chur beschleunigt. Dieser Setra 313UL hat als abendlicher Kurs Chur – St. Moritz das letzte Dorf vor dem Pass verlassen und fährt vor der Kulisse der in den 1980er-Jahren neu erbauten Feriensiedlung Plaz bergwärts Richtung Passhöhe; der erste Kurs St. Moritz Chur und der letzte abends werden unverändert von der Regie St. Moritz gefahren.

Im Gegensatz zu Albula- und Flüelapass, welche im Winter gesperrt werden, bleibt der Julierpass (bis auf einzelne extreme Lawinentage) für den Verkehr ganzjährig geöffnet. Bei guter Witterung gibt es so wunderbare Fotomotive wie hier auf der Passhöhe – der Holzturm – inzwischen durch eine grössere Konstruktion ersetzt - ist Teil des Kulturfestivals Origen, welches kürzlich für seine Leistungen zur Erhaltung des Tals mit dem Wakkerpreis des Schweizerischen Heimatschutzes ausgezeichnet wurde.

Gerade bei stürmischem Wind ist allerdings die Strasse kaum sauber zu halten, weshalb gelegentlich ein Schneeketten-Obligatorium gilt. Davon sind selbstverständlich auch Postautos nicht ausgenommen, und so heisst es hier unterwegs: 10 Minuten Pause. Die Zeitreserven sind allerdings grosszügig, sind doch bei schlechter Witterung auch weniger Reisende unterwegs.

Die Julier-Passtrasse ist dabei klar als alte Konstruktion zu erkennen, sind doch die Steigungen relativ bescheiden und zahlreiche Kehren vor allem auf der steileren Nordseite notwendig, um die Passhöhe zu erklimmen. Diese sind in zwei längeren Serien zusammengefasst, eine untere im Bereich Suracqua (beim oben abgebildeten Werksdienst-Posten), und eine obere kurz vor der Passhöhe. Auf dieser ist der Setra 415H aus St. Moritz mit dem einzigen morgendlichen Kurs nordwärts unterwegs talwärts; in der letzten Saisonwoche im Oktober sind die Vorboten des Winters mit der leichten Zuckerung an den Hängen bereits zu erkennen. Der Fotograf steht beim Restaurant La Veduta unterhalb der Passhöhe – auf der eigentlichen Passhöhe steht nur ein improvisiertes Bistro.

Auf der Nordseite ist die Strecke deutlich flacher – bis zur Abzweigung Lei Tscheppa werden auf 5 Kilometern nur gerade rund 200 Höhenmeter überwunden, Kehren sind dafür nicht notwendig. Bei der Alp Güglia (der Name Güglia ist die rhätoromanische Schreibweise des Passes) ist ein Setra 415H aus Chur mit dem ersten der beiden morgendlichen «Südfahrer» unterwegs talwärts ins Engadin.

Erst kurz vor dem Talboden sind noch ein paar Kehren notwendig, um schliesslich das berühmte Oberengadin mit seinen Seen zu erreichen. Im Bild ist das Postauto beim hier angesiedelten Elektrizitätswerk unterwegs talwärts und erreicht in Kürze die neue Umfahrungsstrasse von Silvaplana. Am absolut windstillen Morgen spiegelt sich der Piz Corvatsch im Silvaplanersee; die ersten Skipisten am Berg sind bereits beschneit...

Im Engadin endet die Passstrasse bei der Ortschaft Silvaplana, am Ufer des gleichnamigen Sees zwischen St. Moritz und dem Malojapass gelegen. Über lange Jahre fuhren die Busse direkt durch den engen Dorfkern und boten an der Post Anschlüsse an den Engadinbus in alle Richtungen – mit der Eröffnung der Umfahrung Silvaplana im Sommer 2018 wurden die Busse aus dem Dorf verbannt, heute fahren die Postautos direkt über die Umfahrungen Silvaplana und Champfèr nach St. Moritz Bad, wo Anschlüsse an die lokalen Buslinien bestehen. Hier eine ältere Aufnahme noch von der alten Linienführung von einem MAN Lion’s Regio – zwischen 2007 und 2014 DAS Standardfahrzeug der Regie Chur – auf der nachmittäglichen Rückfahrt nach Chur. Noch hat der Bus mehr als 2 Stunden Fahrt vor sich…

Die Kurse enden schliesslich beim Bahnhof St. Moritz, von wo aus die RhB-Züge zurück nach Chur oder über den Bernina nach Poschiavo und Tirano fahren. Für die Busse aus Chur gibt es hier eine mehrstündige Pause, nur in Ausnahmefällen wird eines der Fahrzeuge spontan für einen Beiwagen nach Maloja beigezogen. Bei schönem Wetter eine willkommene Pausenzeit für den Chauffeur – bei Schlechtwetter, wie auf dieser Aufnahme vom Herbst 2011 wohl eher Pflicht als Kür...