Letztes Update: 12. Oktober 2023, 21:36
Ab dem Busknoten Schiers führen zweieinhalb Buslinien an die rechten Abhänge des Prättigaus, welche seit Ende 2013 Teil der Regie Prättigau bzw. deren Schierser Standort sind, bis dahin aber durch PU Wilhelm, Stels, bedient wurden. Die Linien können durchwegs nur mit Kleinbussen bedient werden – wie etwa jene nach Stels, zu der der Bus rechts im Bild in Kürze aufbrechen wird.
Die Linie 213 umfasst eigentlich zwei Strecken – einen Rundkurs von Schiers über Montagna und Pusserein zurück nach Schiers, und die Strecke nach Schuders und zurück. Auf ersterem ist im Bild ein älterer Sprinter 416CDI unterwegs er passiert gerade den Weiler Ottenacher auf Bergfahrt.
Die Rückfahrt führt die Kleinbusse des Rundkurses dann über Pusserein und Maria zurück nach Schiers – der Bus ist hier zwischen Maria und Montagna beim Hof Jaruschgel unterwegs talwärts und wird in Kürze seine Rundfahrt fertig haben und wieder die Bergfahrtsroute erreichen. Die Rundkurse ab Schiers wurden zu Zeiten des PU Wilhelm teilweise auch durch den benachbarten PU Luk gefahren, um dessen Umläufe auszulasten.
Hingegen war in Schuders vor der Übernahme durch PU Wilhelm auch noch der lokale PU Frey tätig. Die Integration in PU Wilhelm dürfte etwa 2006 stattgefunden haben. Die Kurse nach Schuders verlassen in Unterpusserein den Rundkurs und überqueren die Salginatobelbrücke – die 1929 durch Robert Maillart entworfene und in knapp einem Jahr erbaute Stahlbetonbrücke geniesst Weltruhm und ist das einzige Schweizer Bauwerk, das von der ASCE zum «International Historic Civil Engineering Landmark» ernannt wurde. Über eine Aufnahme in das Unesco-Welterbe wird aktuell diskutiert. Die volle Schönheit das auf rutschigen Boden stehenden Bauwerks erschliesst sich dem Bus-Fahrgast natürlich nicht – die Sicht in die 90 Meter tiefe Schlucht ist nichtsdestotrotz spektakulär.
Auf die Brücke folgt ein steiler Anstieg, welcher den Bus durch einen instabilen Hang bergwärts führt. Nicht weniger als 19 Kehren sind zu bewältigen, um die 400 Höhenmeter zu überwinden von der Salginatobelbrücke…
…bis nach Schuders auf 1270 Metern über Meer. Dem Dorf drohte in den 1950er- und 1960er-Jahren ein ähnliches Schiksal wie dem bekannteren Brienz/Brinzauls GR, als es immer schneller zu rutschen begann – allerdings hat sich die Rutschung seither verlangsamt, und das Dorf mit seinen alten Holzhäusern steht nach wie vor. Nur noch gut zwei Dutzend Einwohner sind ganzjährig hier zuhause – entsprechend reicht im ÖV ein Grundangebot mit 5 Kurspaaren an Werktagen und deren drei am Wochenende gut aus.
Die einstige «Heimstrecke» von PU Wilhelm führt von Schiers bergwärts nach Stels. Die Linie wurde bis vor wenigen Jahren noch von etwas grösseren Iveco-Kleinbussen mit über 20 Sitzplätzen bedient, die sinkenden Einwohnerzahlen können heute aber auch mit einem Sprinter bewältigt werden. In Fajauna ist hier ein Iveco noch zu PU-Zeiten unterwegs bergwärts – inzwischen wurde die Strasse ab Schiers bis oberhalb Fajauna deutlich ausgebaut auf durchgehend 4.5 Meter Breite.
Bis die sich jährlich den Berg hinaufbewegende Baustelle allerdings das Dorf Stels auf seinen 1290 Metern über Meer erreicht, dürfte es allerdings noch einige Jahre dauern – und so bleibt das Dorf bis auf Weiteres nur für Kleinbusse erreichbar, ist die Strasse doch stellenweise nur knapp 2.50 Meter breit. Den anspruchsvollsten Teil hat dieser Sprinter der neusten Generation allerdings bereits hinter sich, als er bei der Haltestelle Prodavos die untersten Häuser der Walsersiedlung Stels erreicht.
Typisch für solche Walsergebiete, ist auch der Stelserberg eine Streusiedlung mit zahlreichen Einzelhöfen. Bis Mottis hinauf fährt auch der Bus, was ab dem «Dorf» nochmals gut 200 Höhenmeter ausmacht – die Aufnahme entstand auf Talfahrt bei Crals wenig unterhalb Mottis. Im Gegensatz zu Schuders reicht hier die Einwohnerzahl für einen ungefähren Zweistundentakt – im Mittelland dürfte eine Siedlung mit deutlich unter 100 Einwohnern wohl kaum eine ÖV-Erschliessung erhalten.