Letztes Update: 12. Oktober 2023, 21:21
Rund um die Gemeinde Luzein, 2016 aus der Fusion vom früheren Luzein mit St. Antönien entstanden, erstreckt sich heute ein Postautonetz, das auch verschiedene «Ortsbus-Funktionen» übernimmt. Hauptachse ist die Buslinie 222, welche stündlich Küblis mit St. Antönien verbindet und zeitweise zu einem Halbstundentakt verdichtet wird. Die Kurse beginnen und enden ausserhalb des RhB-Perrondachs, um die Fahrstrecke Richtung Luzein zu verkürzen – beim Wenden begegnet ein Volvo 8900LE einem der Standardbusse der Linie 231 nach Klosters, welche im Gegensatz dazu direkt unter dem Perrondach abfährt.
Schon kurz nach dem Bahnhof unterqueren die Busse die RhB-Linie nach Landquart und nehmen die Steigung hinauf Richtung Luzein in Angriff. Heute sind auf der Linie fast durchwegs Standardbusse im Einsatz; noch bis Ende 2020 waren auch verschiedene Kurse im Durchlauf nach Conters oder Schiers unterwegs und wurden mit Midi- oder gar Kleinbussen bedient – so auch diese mittägliche Bergfahrt, welche in Kürze die alte Post von Luzein erreicht. Am Baustil erkennt man den Einfluss der Walser – und auch an den lokalen Flurnamen. Der Bus stammt noch von PU Hartmann, Küblis, welcher bis Ende 2013 die Linie bediente; heute werden alle Linien um Küblis durch die Regie ab Schiers oder Serneus befahren.
Bekanntester Teil der «alten» Gemeinde Luzein ist Pany, das sich ab Mitte des 20. Jahrhunderts mit Skiliften und Feriendorf als Wintersportort einen Namen machte. Die Post ist heute Umsteigeknoten zur Buslinie 218, welche den heutigen Zentrumsort der Gemeinde Luzein auch an Schiers anbindet, wo sich unter anderem ein Gymnasium befindet – das Skigebiet hat sich seit den 1970er-Jahren nicht wesentlich verändert, das Reka-Dorf ist heute ausser Betrieb, als Wohnort abseits der grossen Verkehrsströme erfreut sich das Dorf aber durchaus einer gewissen Beliebtheit, was auch für Auslastung auf den Pendler- und Schülerkursen führt. Im Bild erreicht ein Volvo aus Küblis kommend die Haltestelle, der Kleinbus der Linie 218 wird kurz darauf nach Schiers fahren – der silberne Kleinbus rechts im Bild gehört der Firma Gotschna Taxi aus Klosters und bedient den ersten morgendlichen Frühkurs von St. Antönien hinunter nach Küblis.
Die Linie 218 wurde einst mit deutlich grösseren Fahrzeugen bedient – auch Neoplan N312K waren auf der schmalen Strasse früher zu beobachten. Später waren dann zwei Vario mit Kusters-Ausbau oft auf der Linie zu sehen – auch hier wartet eines dieser Fahrzeuge in Schiers auf die Abfahrt.
Ein neues Angebotskonzept brachte die Kurse auf die Linie und im Durchlauf auch nach St. Antönien, Conters – und nach Furna auf der gegenüberliegenden Talseite, die Strasse ins Dorf ist links im Bild zu erkennen. Der Bus hat Lunden, das noch zu Schiers gehört, durchfahren und ist nun bei Buchen im Prättigau unterwegs auf Boden der Gemeinde Luzein. Die Varios wurden 2018 ersetzt, seither ist die Linie 218 mehrheitlich Sprinter-Linie, wobei im Winter ein Morgenkurs auslastungsbedingt mit Solaris Alpino gefahren wird.
Mit drei neuen Kutsenits-Midibussen auf Iveco-Basis wurde 2022 erneut ein «grösserer Kleinbus» getestet – zum ersten Mal beschaffte Postauto einen 4x4-Bus mit Heckniederflur, als Basis dient ein Militärtransporter. Die Fahrzeuge sind verglichen mit einem Sprinter geräumig und durchaus komfortabel, weisen aber nicht mehr Sitzplätze auf – was mit einer späteren Modellversion nach Möglichkeit geändert werden soll. Bisher glänzen die K-Busse allerdings eher mit häufigen Defekten, weshalb die Aussicht auf weitere Fahrzeuge nicht durchwegs auf Begeisterung stösst… Der Bus ist hier auf der Ende 2020 eingeführten oberen Hälfte der Linie 218 zu sehen – sie führt über den Skilift Pany bergwärts bis zur Siedlung Börtji, dem obersten mit einem Bus erreichbaren Ende des Dorfs. Im Hintergrund reicht der Blick bis nach Klosters und Richtung Silvretta.
Zurück zur Linie 222 – diese führt ab Pany taleinwärts Richtung St. Antönien und erreicht nach einer eindrücklichen Fahrt an der Flanke der Schlucht die Streusiedlung Ascharina. Die Hauptstrasse verläuft hier im Talgrund und erreicht so nur einen Teil der Einzelhöfe – hier ein Volvo 8900LE auf Talfahrt bei der Haltestelle «alte Post».
Beim Dorf St. Antönien – seit 2021 eines der ersten «Bergsteigerdörfer» der Schweiz, welche sich einem nachhaltigen und sanften Tourismus widmen – ist Endstation für den stündlichen Grundtakt der Linie 222. Ein neuer Wendeplatz auf der gegenüberliegenden Talseite wurde 2023 fertiggestellt und ermöglicht nun gesetzeskonforme Wendemanöver, während auf der Dorfseite eine behindertengerechte Haltekante erstellt werden konnte. In der Sommersaison fahren die Busse tagsüber weiter und begegnen sich an der Haltestelle.
Zu Schulzeiten fahren die Busse der Linie 222 mehrmals täglich auch ab Pany durch die oberen Höfe von Ascharina, wofür aufgrund der Strasse Kleinbusse eingesetzt werden müssen. Der Wagen im Bild hat vor Kurzem die Post St. Antönien verlassen und wird nun einen Lawinenzug queren – anschliessend wird die Pension Bellawiese, einst Gemeindekanzlei der bis 2007 selbständigen Gemeinde Ascharina, passieren. Links hinten ist der Dorfkern von St. Antönien mit der markanten Kirche zu erkennen – das Gebiet gleich dahinter liegt ebenfalls unter einem Lawinenzug, der erst durch lange Jahre der Aufforstung gebremst werden konnte – noch heute sind die Gebäude dort mit massiven Schutzwällen gesichert.
Recht spektakulär zeigt sich die Kleinbuslinie über Ascharina im untersten Teil – um direkt zur Hauptstrasse zu gelangen, nutzen die Busse eine Alpstrasse mit ungeteertem Mittelstreifen – im Bereich Tola ist dieser morgendliche Kleinbuskurs unterwegs bergwärts. Grundsätzlich werden morgens und mittags je ein Kurspaar, nachmittags zum Schulschluss deren zwei angeboten – in den Sommerferien fährt nur das morgendliche Kurspaar.
Im Winter gelangen die grossen Busse nur noch am Wochenende viermal täglich über das Dorf St. Antönien hinaus bis Rüti – vor 2020 wurde diese Verlängerung ganzjährig mit den meisten (allerdings damals noch nicht stündlich verkehrenden) Kurse angeboten. Die Verkürzung ermöglichte es, mit nur einem Bus den Stundentakt anzubinden – Skitourenfahrer müssen den runden Kilometer ab dem Dorf jetzt aber öfter unter die Felle nehmen. Das Bild aus 2008 zeigt einen längst ausrangierten Mercedes-Benz O404 an der damaligen Endstation.
Im Sommer werden die Busse der Hauptlinie hingegen systematisch zur Haltestelle Sagaris verlängert, in Spitzenzeiten sogar halbstündlich – es ist die hinterste Stelle im Tal, welche noch mit einem Standardbus erreichbar ist. Hier besteht dreimal täglich Anschluss auf einen Kleinbus…
…welcher die Reisenden weiterbringt bis zur Alpsiedlung Partnun auf 1775 Metern über Meer. Dort locken zwei schöne Berghäuser und zahlreiche Wanderungen im Rätikon und bis ins österreichische Montafon. Der Kleinbus hat seine erste Ladung Fahrgäste abgeliefert und fährt nun talwärts, die Siedlung Partnun thront auf ihrer Terrasse vor der 2626 Meter hohen Schijenfluh. Im Winter ist die Strasse ab Rüti zu – und die Fahrt von Partnun hinunter ein beliebter Schlittelweg.
Im Winter fahren nur die vier Kleinbus-Schülerkurse über Rüti hinaus – und bedienen dabei jeweils zwei Äste – einerseits geht die Fahrt hinauf zum Bord auf 1500 Metern über Meer, ungefähr auf halber Höhe des einzigen Skiliftes im Dorf…
…und andererseits hinein ins Gafiental bis Stapfenschermen, nur gut einen Kilometer nach Rüti gelegen. Beide Kurse werden nicht nur von den Schülern genutzt – auch andere Bewohner der entlegenen Ortsteile ersparen sich so gelegentlich einen Fussmarsch. Der Kleinbus hat gerade an der zweitletzten Haltestelle Gafierstrasse einen Fahrgast mitgenommen, welcher nach dem Wenden beim Stapfenschermen oben im Bild weiter nach Küblis mitfahren wird.
Noch weiter geht die Fahrt im Sommer mittags, dann fährt der Bus einmal täglich tatsächlich hinein ins Gafiental. Die Naturstrasse ist schmal und steil, Parkieren in den hinteren Parkplätzen nur mit Bewilligung möglich – die Bus-Fahrtzeit ist optimal auf ein Mittagessen beim urigen Gasthaus Edelweiss ausgerichtet. Zuerst passiert der Bus aber das Gafierdörfji…
…bevor er über eine 20%-Steigung sein Ziel auf 1747 Metern über Meer erreicht. Weiter geht es nur noch zu Fuss – übers Rätschajoch ins Madrisagebiet oder über das Gafierjoch nach Gargellen, wiederum im Montafon. Auch ein sehr kleines Alpmuseum ist Teil des Ensembles bei der Endstation – der Bus wird es in Kürze passieren, bevor er den Hauptabstieg ins Gafierdörfji wieder unter die Räder nimmt.
Die Linien nach Partnun und Gafia sind Teil des Netzwerks von Bus Alpin, welches schweizweit die Erschliessung von alpinen Ausflugszielen mit dem ÖV koordiniert und fördert. Die Linien wurden durch Gemeinde und Tourismusverband bestellt und ursprünglich durch Gotschna Taxi bedient - seit 2021 sind sie Teil des Postauto-Netzes, da sie sich mit den damals neu eingeführten Schulbuslinien optimal ergänzen. Eine dritte Linie führt ab St. Antönien über das Bord auf spektakulären Alpsträsschen bergwärts…
…bis zur Siedlung Bergli auf 2134 Metern über Meer, dem höchsten Punkt des Prättigauer Postautonetzes. Die Barackensiedlung ist ebenfalls Wanderausgangspunkt – etwa über den Carschinasee wiederum nach Partnun geht ein beliebter Höhenweg, oder über die Carschinafurgge nach Schuders. Die Strasse – deren Hartbelag über weite Strecken im Lauf der Jahre eher den Charakter eines Kieswegs angenommen hat – erfordert vom Chauffeur höchste Konzentration und durchaus auch Kondition: Über den ganzen Diensttag wird er je rund 4'200 Höhenmeter berg- und talwärts absolviert haben!