Letztes Update: 17. August 2024, 17:45
Die Postautolinie von Bergün nach Latsch und Stugl/Stuls wurde bis Ende 2012 durch den örtlichen Postauto-Unternehmer Hans Conard, Stugl/Stuls betrieben; zum Einsatz kam für die Linie stets ein Kleinbus. Nachdem PostAuto für die Linie keinen Nachfolger fand und der Kanton die Linie nicht mehr weiter bestellen wollte, übernahm danach die Gemeinde Bergün die Linie und vergab den nunmehr kantonal konzessionierten Betrieb an die lokale Mountain Tour GmbH. Seit Ende 2018 ist die Linie wiederum eine offizielle Postautolinie – gelbe Fahrzeuge kehrten aber nie nach Bergün zurück: Die Firma Mountain Tours betreibt die Linie als Transportbeauftragter und setzt dafür ihre eigenen Fahrzeuge ein, welche auch auf der Linie ins Val Tuors zum Einsatz kommen. Hier wartet ein Kleinbus am Bahnhof Bergün auf die Abfahrt.
Offizielle Start- und Endstation der Linie ist hingegen bei der Post Bergün an einer Seitenstrasse der historischen Albula-Passstrasse – wobei die Haltestelle heute mit dem Verlust der örtlichen Poststrasse etwas von der Hauptstrasse weggerückt und in «Dorf» umbenannt wurde.
Obschon heute auch eine Fahrstrasse vom Bahnhof Bergün direkt nach Latsch existiert, nimmt die für Busse befahrbare Strecke den weniger steilen Weg durch das Val Tuors. Zu sehen ist auf der durchaus eindrücklichen Strecke im Tal ein MAN-TGA-Kleinbus; während der auf dem VW-Bus basierende Minibus bei PostAuto bisher nicht aufgetaucht ist, setzen vermehrt private Busbetreiber auf das handliche Fahrzeug.
Das Dorf Latsch wird schliesslich gemächlich ansteigend über Bergweiden erreicht. Fast im Nebel verschwunden ist das kleine Dorf, in dem heute deutlich mehr Ferien- als Erstwohnungen existieren, als der MAN auf Talfahrt am unteren Ausgang des engen Dörfchens «ausgespuckt» wurde und nun durch die mystische Stimmung hinunter ins Tal fährt.
Der Endpunkt der Linie in Stugl/Stuls wird dann über ein schmales Strässchen erreicht, hier noch zu gelben Zeiten beim Hof Buorchas. Damals wie heute wird ein Teil der Kurse nur auf Voranmeldung gefahren – so war es für den damals noch jugendlichen Fotografen nicht nur Glück, dass ein Fotosujet auftauchte, sondern auch, dass der Weg nach Bergün damit auf ein paar Fahrminuten verkürzt wurde.
Am Endpunkt in Stugl/Stuls entstand dieses Foto. Das Dorf verfügte über lange Jahre über einen eigenen Bahnhof an der RhB-Albulalinie, der aber nie von allen Zügen bedient wurde – und vor allem deutlich dreihundert Höhenmeter tiefer gelegen und nur mit einer ungeteerten Strasse mit dem Dorf verbunden. Mit der Einführung stündlicher Interregio-Züge im Rahmen des Taktfahrplans verschwand der Bahnhalt in Stugl/Stuls definitiv, und die Postautolinie wurde nach Bergün umgelegt. Für das knappe Dutzend noch in Stugl wohnhaften Personen müssen heute 5-6 Kurspaare an Werktagen und drei am Samstag genügen – genauso wie für das wesentlich grössere Latsch mit seinen rund 60 Einwohnern.
Bereits Ende 2011 wurde der «Bus Alpin» von Bergün ins Val Tuors durch die Gemeinde an Mountain Tours anstatt Postauto vergeben, und im Gegensatz zum Bus nach Stugl/Stuls blieb die Linie («dank» fehlender Subventionen und der Organisation Bus Alpin im Hintergrund wesentlich einfacher zu «managen») seither kantonal konzessioniert. Im Gegensatz zur gut ausgebauten Strasse nach Latsch ist die Strecke ins Val Tuors abschnittsweise nur eine Schotterpiste – auf dieser Strecke ereignete sich 2011 ein Unfall, als ein älterer Aushilfsfahrer von der Strasse abkam und mit dem Kleinbus ins Tal stürzte. Während der einzige Fahrgast nur leicht verletzt wurde, verstarb der Fahrer mutmasslich während der Fahrt, was auch zum Unfall führte. Für das letzte gelbe Betriebsjahr musste dann ein Fahrzeug aus Thusis aushelfen – der Wegfall eines der wenigen Postautofahrer führte dann wohl mit zum raschen Ende der Linie.
Endhaltestelle der Linie war und ist beim Chants, wo die Wanderwege zur Keschhütte und über den Sertigpass sowie zahlreiche Bergtouren starten. Eher Alphäuser als Alphütten prägen den Weiler, der bereits in der Dufourkarte von 1859 in ähnlicher Form verzeichnet ist – wieviele der Gebäude seither unverändert stehen, ist unklar.