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90.701/702 Tirano – Poschiavo – Percosta – Bernina – Samedan

Letztes Update: 17. August 2024, 17:58

Das Valposchiavo (oder, auf Deutsch, Puschlav) mit Hauptort Poschiavo wird durch die Rhätische Bahn über den Bernina an den Rest der Schweiz angebunden; auch die grösseren Ortschaften im Tal werden durch die Bahn bedient. Dazu kommt aber ein in den letzten Jahren gewachsenes Busnetz, welches durch den PostAuto-Unternehmer Balzarolo bedient wird und das teilweise auf die Bahn abgestimmt ist; hier begegnet ein Neoplan 312Ü im Talhauptort Poschiavo einem RhB-Regionalzug.

Die Tallinie 701 verbindet ganzjährig Campocologno an der Schweizer Grenze mit Percosta (bzw. im Sommer La Rösa) am Fusse des Berninapasses – wobei das mit «ganzjährig» erst seit Ende 2023 wirklich stimmt – zuvor ruhte der Betrieb der Linie in den Schulferien und am Wochenende. Seither fährt der Bus dann immerhin zweistündlich, wobei ein Kleinbus (noch?) ausreicht für das Angebot. Im Bild hat einer der drei (Stand 2024) grösseren Sprinter des Betriebes gerade am Grenzbahnhof Campocologno gewendet und nimmt nun die Fahrt bergwärts unter die Räder. Links im Bild versteckt sich hinter dem Fluss der Güterumschlag der RhB, wo vor allem Öl und Holz von und auf Lastwagen umgeladen wird – die Anlage ist aus Platzgründen vom zweispurigen Personenbahnhof getrennt.

Frühmorgens und spätabends fährt die RhB am Bernina nicht mehr – dann stellen Postautos die Erschliessung des Valposchiavo allleine sicher, wobei sich dieses Angebot mehrheitlich auf den Lokalverkehr Poschiavo – Tirano und zurück beschränkt. Die Kleinbusse werden in der Sommersaison durch Midibusse abgelöst, hier bei der bekannten Kirche Madonna di Tirano, die oft als Fotosujet für die hier ebenfalls auf der Strasse verkehrenden Berninabahn-Züge dient.

Zurück ins Puschlav: Standardbusse fahren vor allem an Schultagen auf der Linie 701, um die dann grösseren Schülermengen in die wenigen verbliebenen Talschulen zu bringen. In Brusio – den Bahnreisenden vor allem als Standort des berühmten Kreisviaduktes bekannt, und ausserdem nebst Poschiavo die einzige andere Gemeinde im Tal und somit in der kleinsten Bündner Region Bernina - gibt es auch Umsteiger von den Kleinbuslinien von Viano und Selvaplana – wobei alle heute natürlich in den Genuss von klimatisierten Fahrzeugen kommen. Der letzte Mercedes-Benz O303 wurde in den frühen 2010er-Jahren ausrangiert.

In Miralago erreichen die Busse den See und bedienen den dortigen Bahnhof; die Situation auf dem Bahnhofplatz ist ziemlich eng und verlangt vor allem bei den in der Saison regelmässigen Zugskreuzungen etwas Vorsicht. Ist kein Zug im Bahnhof, ist die Bahn für die Busse – hier ein inzwischen ausrangierter Volvo 8700 – frei…

…und die Fahrt geht anschliessend dem See entlang weiter ins berühmte Le Prese. Die kleine RhB-Haltestelle im Strassenbahnabschnitt wird der Bedeutung nicht gerecht: Nicht zuletzt wegen dem bereits 1855 erbauten Kurhaus/Badehotel am See ist der Halt auch für den Bernina-Express (mit einer betrieblich bedingten Ausnahme) fix gebucht, eine Ehre, die sonst nur dem Hauptort Poschiavo und dem Aussichtshalt Alp Grüm zuteil wird. Am Bahnhof Le Prese starten auch die Kurse der mehrheitlich saisonnalen Linie 702 über den Berninapass…

…welche zum Teil den direkten Weg entlang der Hauptstrasse und dem Flüsschen Poschiavina zum Talhauptort nehmen. Grund für die Verlängerung sind ebenfalls die Hotels am See, welche einiges an Fahrgastaufkommen generieren.

Andere Kurse – und natürlich auch die ganze Linie 701 bis auf einige Kurse in Randstunden – nehmen den Weg durch die «Contrada», die Weiler auf der anderen Talseite, welche über schmale Strässchen untereinander verbunden sind. Zwischen Pagnoncini und Cantone ist dieser Volvo 8700 unterwegs…

…während dieser Sprinter zwischen Prada und Annunziata abgelichtet wurde, mit dem 2861 Meter hohen Sassalb im Hintergrund.

Am Fusse des Bergs liegt auch der Ortsteil Cologna von Poschiavo, der allerdings nicht mit dem Linienbus angebunden ist – hierfür wird ein spezieller Schulbus angeboten, der auch einige Kindergartenkinder der anderen Weiler mit abdeckt.

Nach den Weilern erreicht der Bus Poschiavo: Im Hauptort des Tals wurde vor einigen Jahren eine Umfahrungsstrasse erbaut, der historische, sehr sehenswerte Dorfkern ist heute autofrei. Die Postautos gegen Norden, in die obersten Ortschaften des Tals, fahren wie der gesamte motorisierte Verkehr am Ortszentrum vorbei entlang dem Talfluss „Poschiavina“, welcher aufgrund diverser zerstörerischer Hochwasser heute in einem tiefen Graben verläuft.

Am Fusse des Berninapasses, kaum 2 Kilometer oberhalb Poschiavo, liegt das Dorf San Carlo. Bekannt als Standort einer weiteren Kraftwerkszentrale (in der Kette zwischen Berninapass und Brusio gibt es deren vier), bietet es auch eine weitherum sichtbare Kirche. An der komfortabel ausgebauten Bushaltestelle wartet hier ein Neoplan N312Ü die Abfahrtszeit nach Campocologno ab, in Kürze sollte noch der Anschlusskurs vom Berninapass folgen.

Auf dem untersten Abschnitt führen zwei Wege zum Berninapass: Die direkte Kantonsstrasse, welche von den Postautos mit Ziel Bernina/Pontresina überwiegend benutzt wird, oder die alte Passtrasse, welche auch die Weiler Ravisce, Angeli Custodi, Percosta und Permunt bedient; hier ein Bus im Aufstieg von Permunt nach Percosta, wo die Linie 701 aus Campocologno kommend üblicherweise endet. Ausserhalb der Sommersaison könnten die Busse bestellt werden für eine Weiterfahrt nach Sfazù und La Rösa, die während der Sommersaison von der Linie 702 bedient werden.

Diese führt nicht über Percosta und Permunt, sondern direkt auf der Kantonsstrasse bergwärts und erreicht so rasch den ersten wichtigen Zwischenhalt Sfazù. Im kleinen Weiler mit 5 ganzjährigen Einwohnern stehen zwei Restaurants und zweigt die Nebenlinie ins Val da Camp ab. Diese führt über ein Kiessträsschen in ein beliebtes, aber inzwischen etwas überlaufenes Ausflugsgebiet…

…während die Hauptlinie auf der Passstrasse bleibt und dort auf 1872 Metern über Meer die Siedlung La Rösa erreicht. Einzelne Saisonkurse ab Poschiavo enden an diesem Geschichtsträchtigen Ort, wo bereits seit dem 17. Jahrhundert Pferde gewechselt wurden und die Säumer eine Übernachtungsmöglichkeit fanden (die heute wieder besteht). Es ist der letzte Talboden vor dem strengen Anstieg zu Passhöhe auf 2327 Metern über Meer…

…welche nur gut 3 Kilometer Luftlinie von hier entfernt ist. So windet sich die Strasse von hier vorbei an der Zollstation La Motta, wo die Strasse nach Livigno abzweigt (Busse fahren sowohl ab Poschiavo als auch ab dem Enagdin dorthin, wobei die lokale Silvestri in der Schweiz unter Postauto-Konzession gährt)…

…bis in die oberste Vegetationszone, wo ausser etwas Gras nicht mehr viel die Felsen zusammenhält. Die Aussicht ist recht spektakulär, die Strasse hingegen breit und langweilig angelegt, erschliesst sie doch im Gegensatz zu den hauptsächlich für den Ausflugsverkehr erbauten Zentralalpenpässen eine ganze Region und muss dafür möglichst ganzjährig befahrbar sein (was vor allem bei viel Schnee oder starken Gewittern eher der Theorie als der Praxis entspricht).

Das Hospiz auf dem Pass liegt einige Höhenmeter nach dem Scheitelpunkt, die Bushaltestelle liegt auf demselben Kiesplatz wie die hier angeordneten Autoparkplätze. Bis 2008 zwiegen die Busse hier ab zur etwas tiefer am Ufer des Lago Bianco gelegenen RhB-Station, wo sie in einem schwierigen Manöver wendeten. Seither führt die Fahrt weiter ins Engadin, und nur einzelne Kurse enden hier, während der Livigneser Betrieb Silvestri die Reisenden weiter nach Pontresina nimmt.

Die Weiterfahrt nach Pontresina ist in erster Linie der Tatsache geschuldet, dass die RhB auf der Berninalinie ein Kapazitätsproblem hatte – um die durch die Expresszüge entstandenen Taktlücken zu schliessen und die überlasteten Züge zu „verdoppeln“, wurden die Busse 2009 entlang der Bahnlinie bis Pontresina verlängert. Die Busse haben auf dieser Strecke weiterhin Bestand, obschon die Kapazitätsprobleme mit den neuen Allegra-Triebzügen entspannt werden konnten – hier auf Talfahrt unterhalb Bernina Suot.

In Pontresina fahren die Postautos heute durch das Dorf anstatt zum Bahnhof – seit Einführung rascher RegioExpress-Züge durch die Vereinalinie ins Unterland fahren sie weiter nach Samedan, um dort diese Züge zu erreichen. Gerade aufgrund der oft grossen Verspätungen der RhB-Berninalinie wird die Linie auch im Regionalverkehr zur Diavolezzabahn gut genutzt, wobei in Pontresina die Leute auf die Busse von EngadinBus umsteigen.

Eine Spezialität stellen die Randstundenkurse dar, welche lange Zeit nur am Wochenende angeboten wurden, heute aber ganzjährig fahren: die Busse fahren bereits seit langem bis und ab Samedan und werden vor allem in der Zwischensaison und werktags mit Kleinbussen geführt, sie ersetzen damit die in Randstunden zu schlecht ausgelasteten RhB-Züge über den Berninapass. Im Bild der frühere Freitagabendkurs am Bahnhof Samedan.