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In der Sommersaison fahren auf dem Gebiet der Gemeinde Poschiavo zwei Saisonnale Kleinbuslinien. Am Bahnhof Poschiavo startet seit der Saison 2024 die Rufbus-Linie 708, die zweimal pro Tag die Alpsiedlung Selva auf 1457 Metern über Meer anbindet. Eingesetzt wird je nach Reservationsstand ein 14- oder 18-plätziger Sprinter, wobei nur gefahren wird, wenn Anmeldungen vorliegen.

Die eigentliche Bergfahrt startet in Li Curt, dem Nachbardorf und nächsten RhB-Halt. Von dort schlängelt sich die Strasse über Weiden und durch Wälder bergwärts, mit schönen Tiefblicken auf die Dörfer und Weiler im Tal (am gegenüberliegenden Hang unten Prada und oben Cologna)…

…und einigen steileren Abschnitten ohne Aussicht. Nach kurzer Bergfahrt wird zuerst das Restaurant Madareda (2024 mehrheitlich geschlossen)…

…und dann die Alp Selva mit ihrer bereits 1589 erbauten Kapelle und dem hübschen Berghotel erreicht. Im Hintergrund der bereits im Mittelalter landwirtschaftlich genutzten Alp verbirgt sich der Doppelgipfel von Corno delle Ruzze und Corno Campascio im Hintergrund, links davon führt eine schöne Rundwanderung über Pass d’ur und Pass da Cancan zurück nach Selva (oder dahinter ins italienische Valmalenco). Bedeutend ist die Buslinie aber vor allem für die Erschliessung des Höhenwegs, der von hier entweder nach Cavaglia an der Berninabahn oder nach Cavaione oberhalb von Brusio, ebenfalls per Postauto erreichbar, führt.

Bisher sind die Frequenzen der neuen Linie überschaubar – ganz im Gegensatz zur zweiten, älteren Saisonlinie, welche schon seit längerem von Sfazù an der Berninapassstrasse ins Val da Camp führt. Die schöne Natur rund um den Saoseo- und Violasee führt heute dazu, dass das Tal stark frequentiert bzw. an Spitzentagen eher überlaufen ist. Die Reservationspflicht ist dann hier auch weniger deshalb notwendig, weil der Bus sonst im Depot bleibt – sondern um eine Überfüllung des Kleinbusses zu vermeiden. Hier wartet er einen nachmittäglichen Kurs aus Poschiavo ab…

…bevor er seine Fahrt über die ungeteerte Bergstrasse beginnt. Nach einer ersten Kehre im Wald erreicht er beim Ristoro Buril die offene Landschaft, wobei die Strasse noch bis Salva weiter ansteigt. Hier ein Bus auf Talfahrt bei Buril…

…und dasselbe Fahrzeug auf Bergfahrt entlang dem Talflüsschen bei Lungaqua (Foto: Tis Meyer). Unweit der Haltestelle Lungaqua liegt auch das Rifugio Saoseo als eine der ganz seltenen SAC-Hütten mit ÖV-Anschluss.

Die Endhaltestelle liegt schliesslich auf der Alp Camp, auf 2064 Metern über Meer und in Gehdistanz zum malerischen Saoseo-See. Der Sprinter hat hier gerade gewendet und macht sich nun wieder auf die Rückfahrt – je nach Andrang ist der Fahrplan auf der Linie relativ knapp bemessen, um rechtzeitig zurückfahren zu können und Zeit für Kreuzungen mit Velos und Wanderern zu haben – in Sfazù werden die Anschlüsse dann dank Absprachen aber praktisch immer erreicht.