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90.913/923/925 Scuol – Sent / S-Charl

Letztes Update: 24. Dezember 2023, 7:55

Nebst der in einer eigenen Galerie abgehandelten Hauptlinie 921 von F’tan nach Samnaun beginnen und enden weitere Postauto-Regionallinien in Scuol. Die Linie 923 verbindet, ebenfalls als Durchmesserlinie, Tarasp über Scuol mit Sent und Sur En; die Linie wird nicht nur mit LE-Fahrzeugen bedient, sondern vor allem ausserhalb der Skibus-Saison auch mit vollniederflurigen Citaro-Autobussen. Im bereits etwas älteren Bild (2015) warten für die Linie 923 in beide Richtungen Citaro LE am Bushof Scuol auf die Abfahrt, während die Linie 921 noch mit Hochflurfahrzeugen bestückt ist.

Der eine Ast der Linie 923 führt über Vulpera nach Tarasp mit seinem bekannten Schloss; die einstige Gemeinde ist auch im Bahnhofsnamen Scuol-Tarasp verewigt. Während in der Zwischensaison in Tarasp eine halbe Stunde Wendezeit besteht, wird diese in der Hauptsaison für einen Zusatzkurs nach Scuol genutzt, wodurch ein Halbstundentakt besteht (der von der RhB allerdings nicht abgenommen wird). So hat auch der Citaro LE im Bild hier kurzgewendet und fährt nun bereits wieder aus dem Wendeplatz hinaus in Richtung Scuol.

Seit dem 1.1.2015 gehört die Gemeinde Tarasp zur Grossgemeinde Scuol – und damit auch der Weiler Vulpera mit seinen eindrücklichen Hotelbauten. 1845 entstand hier das erste Hotel, gefolgt von Hotels und Trinkhallen bei den Heilquellen direkt am Inn und weiteren Hotelbauten um 1900. Während das «Waldhaus» 1989 abgebrannt ist, steht das Hotel Schweizerhof von 1900 weiterhin hier – lange Jahre durch die Kette Robinson Club genutzt, steht es aktuell leer und zum Verkauf. Weiterhin wird der Weiler, der auch weitere Hotels und Ferienwohnungen umfasst, mit einer kleinen Stichfahrt bedient. Der vollniederflurige Citaro Ü hat diese absolviert und nimmt nun die Steigung hinauf nach Tarasp in Angriff.

Der Weg von Scuol nach Tarasp führt seit Oktober 2010 über die eindrückliche Innbrücke, die den Einsatz der Niederflurfahrzeuge überhaupt erst ermöglicht – das rund 50 Meter hohe Bauwerk ersetzt die baufällige alte Strasse durch den Talgrund, welche auch bei der durch Steinschlag teilweise zerstörten historischen Trinkhalle vorbeiführte und die nur mit den knapp 10 Meter langen Neoplan-Midibussen bedient werden konnte. Der Bus im Bild ist unterwegs zurück Richtung Scuol, im Hintergrund sind noch einmal die Hotelbauten von Vulpera zu erkennen.

In die andere Richtung führen die Busse vom Bahnhof Scuol zuerst einmal über die Promenade von Scuol – die Lage des Dorfes ist auch der Grund für die Durchmesserlinien, ermöglichen doch diese so direkte Verbindungen ins Dorfzentrum auch für die Linien ab Westen. Der Bus der Linie 923 passiert gerade das heutige Badezentrum – der einst am schattigen Inn beherbergte Kurbetrieb lebt seit 1993 im Bogn Engiadina unterhalb der Hauptstrasse weiter.

Kaum erreichen die Busse am östlichen Ortsausgang die Umfahrungsstrasse, verlassen sie diese auch gleich wieder – das Dorf Sent liegt nämlich wiederum abseits der Hauptachse auf einer sonnigen Terrasse auf rund 1400 Höhenmetern. Der Halbstundentakt wird auch hier saisonnal angeboten – im Winter zusätzlich verstärkt durch Kurse, welche die Skifahrer von der hier endenden «Traumpiste» mit ihrer wunderschönen Aussicht zurück zum Ausgangspunkt des Skigebietes in Scuol zurückbringen sollen (sofern die Piste im ohnehin schneearmen und in den letzten Jahren durch zunehmende Niederschlagsarmut immer trockeneren Engadin überhaupt geöffnet werden kann). Im Bild ist ein Citaro-Standardbus unterwegs von Sent mit seiner im Hintergrund sichtbaren markanten Kirche (der neugotische Turm wurde 1900 zur 400 Jahre älteren Kirche hinzugefügt) hinunter nach Scuol.

Im Dorf Sent mit seiner sehr engen Durchfahrt begegnen sich beim Halbstundentakt die Busse; im Bild wartet ein Crossway LE auf die Fahrt ins Val Sinestra, während der Citaro in Richtung Scuol unterwegs ist.

Wir folgen zuerst der Linie 923; die Busse nehmen ab Sent gleich wieder einen steilen Abstieg unter die Räder, die sie zum 200 Höhenmeter tiefer gelegenen Weiler Crusch führen; dort wird die Hauptstrase gekreuzt (und somit auch die Buslinie 921 nach Martina und Samnaun)…

…und nochmals 100 Höhenmeter weiter unten ist der Weiler Sur En erreicht, Ausgangspunkt der Wanderung ins Val d’Uina und über den Schlinigpass ins Südtirol wie auch Standort eines beliebten Campingplatzes. Die 1868 erbaute Holzbrücke, mit 60 Metern Länge eine der längsten noch existierenden im Kanton, wird auch durch die inzwischen fast stündlich fahrenden Niederflurbusse überquert; die Endstation liegt etwas versteckt am Eingang des Val d’Uina.

Im Sommer wird viermal täglich das Val Sinestra mit dem Bus angebunden; dieser bringt einerseits Wanderer ins urtümliche Tal, andererseits aber auch die Gäste des Kurhauses Val Sinestra für Ausflüge hinaus ins Haupttal. Das 1912 erbaute Gebäude (bereits das zweite an der Stelle) dient seit den 1970er-Jahren als Hotel und ist im Besitz einer niederländischen Familie; im Winter bietet deren Personal mit alten Bergbussen einen eigenen Shuttledienst ins Haupttal an und ist auch für die Räumung der schmalen Strasse zuständig. Im Sommer wird für Wanderer im Hotel ein kleiner Kiosk angeboten.

Eine Reise wert ist das Tal aber auch schon aufgrund der Strasse; die Naturstrasse führt durch einen stark abschüssigen und rutschigen Hang und überquert ein Seitentobel mittels einer waghalsigen Brückenkonstruktion aus Stahl und Holz. Für die hier eingesetzten Iveco-Midibusse bleibt nur gerade der Platz, der zwingend notwendig ist – die versierten Chauffeure wissen ganz genau, wie weit sie ausholen müssen, damit anschliessend auch die Hinterachse die kleine Brücke erwischt.

Eine saisonnale Linie mit Nummer 913 verbindet im Sommer Scuol mit S-Charl. Die Linie wird in der Vor- und Nachsaison zweistündlich, mit zeitweiser Verdichtung zum Stundentakt im Sommer, bedient. Die Linie überquert nach dem Dorfkern von Scuol den Inn und nimmt die Steigung beim Sportzentrum Gurlaina in Angriff…

…welche die Busse hinauf ins Tal führt. Ab Plan da la Graida führt eine Naturstrasse (die im Sommer nach starken Regenfällen auch gerne mal gesperrt werden muss) taleinwärts in die eindrückliche Landschaft am Rande des Nationalparks. Das Tal hat eine reiche Geschichte: Nicht nur wurde hier über lange Jahre Erz abgebaut, sondern auch der letzte Bär der Schweiz erlegt. Weiter hinten im Tal liegt zudem der Tamangur-Wald, der höchstgelegene Arvenwald Europas. Die meisten Fahrgäste im Bus dürften aber schlicht und einfach Wanderer sein, welche die ursprüngliche Landschaft im Tal und die guten Restaurants im Dorf schätzen. Foto: Silvan Pleisch.

Das Dorf selbst ist heute in erster Linie noch ein Ausflugsziel – die Statistik meldet weniger als 10 Einwohner, und die um 1825 bestehende Schule ist seit Jahrzehnten geschlossen. Der Neoplan N312Ü erreicht gerade den Dorfplatz mit dem schmucken hölzernen Dorfbrunnen.