Letztes Update: 7. Dezember 2023, 20:48
Versam Dorf, Ausgangspunkt für die Reise ins Safiental, am 3.6.2011. Direkt vor der Post wird der Cacciamali TCI972 - das letzte vor der Auflösung des Herstellers noch an PostAuto gelieferte solche Fahrzeug - von PU Buchli beritgestellt für die Fahrt ins urtümliche Safiental. Nur fünf bis sechs Kurse pro Tag nehmen den langen Weg Richtung Süden unter die Räder, transportiert werden nebst den wenigen Einheimischen bei schönem Wetter viele Wanderer. Die Linien ins Safiental wurden seit 1963 durch den in Versam ansässigen PU Buchli bedient, seit Dezember 2022 ist die Regie Ilanz für die Linien zuständig.
Für die meisten von ihnen beginnt die PostAuto-Fahrt bereits einige hundert höhenmeter tiefer, am Bahnhof Versam-Safien in der Rheinschlucht. Der einst bediente Bahnhof ist heute automatisiert und im Winter wirkt die Szenerie ziemlich verlassen - im Sommer sorgt dagegen die in den letzten Jahren entstandene Kanu-Schule inklusive Unterkunft für etwas Leben. Am 2.8.2013 erreicht ein Neoplan 312K vom Dorf her kommend den Bahnhof, danach wird er, wesentlich besser ausgelastet, die Fahrt ins genau eine Stunde entfernte Thalkirch in Angriff nehmen.
Wie alle Erschliessungssträsschen für die RhB-Bahnhöfe in der Rheinschlucht ist auch die über 100-jährige Anlage in Versam schmal, steil und exponiert. Noch vor der 2010-12 erfolgten Sanierung ist am 20.3.2010 ein inzwischen ausrangierter Neoplan 312K unterwegs bergwärts ins Dorf; Die sechs Kurspaare vom Safiental werden jeweils mit einer kurzen Fahrt ins Dorf zu- bzw. weggeführt vom Bahnhof, was auf diesem untersten Abschnitt einen relativ dichten Takt ergibt.
Während der Sanierung der Bahnhofs-Zufahrt in Versam fuhren die Postautos im Sommer 2011 ab Versam über Bonaduz zum Bahnhof Reichenau-Tamins, um Anschluss an die Bahn herzustellen. Dabei gelangten Safiental-Reisende ausnahmsweise zu einem atemberaubenden Tiefblick in die Rheinschlucht, so am 3.6.2011.
Tatsächlich ist ein Abschnitt vom Versamer Tobel bis vor Bonaduz mehr oder weniger aus dem Fels gehauen, wie das Bild vom 24.3.2011 von Tibert Keller eindrücklich zeigt. Kein Wunder, ist die bereits 1880 erbaute Strasse heute ein historischer Verkehrsweg von nationaler Bedeutung - und schade, dauerten die Planmässigen PostAuto-Einsätze hier nur vier Monate...
Die Kurse von Versam Dorf ins Safiental beginnen ihre Fahrt zuerst über eine gut ausgebaute, breite Strasse. Nach Acla wird ein längeres Tunnel durchfahren, danach wird die Strasse schmaler – zwar ist seit etwa 2020 durchgehend Hartbelag verbaut – doch die Strasse bleibt über weite Strecken schmal und instabil. Schon nach kurzer Fahrt muss sich der Fahrgast nun entscheiden: Weiter ins Tal hinein, oder doch lieber ins auf einer Sonnenterrasse gelegene Tenna? Anschluss bieten alle Kurse, auch dieser Mittagskurs am 2.8.2013.
Nur die Kirche sieht man an dieser Stelle von Tenna, dem einwohnermässig grössten Ort im Safiental. Der Kleinbus hat im Dorf gewendet und macht sich nun wieder auf den Weg talwärts, wo der nächste Anschluss auf dem Plan steht. Zwar bietet der Kleinbus nur 15 Passagieren Platz, dafür fährt er deutlich häufiger als das PostAuto im Tal, muss er doch auf alle Kurse, egal ob talein- oder talauswärts, Anschluss bieten und gelangt nachmittags einmal bis Versam-Safien. Das Strässchen ist so gut ausgebaut, dass im Ausnahmefall auch ein Neoplan 312K das Dorf erreicht.
Nach der Abzweigung folgen einige kleinere Weiler, beispielsweise die Siedlung Egschi, wo diese Aufnahme eines Volvo 8900LE entstand; das grösste bisher planmässig im Tal eingesetzte Fahrzeug wurde 2018 an PU Buchli geliefert, ist heute aber als Ilanzer Regiefahrzeug nicht mehr regelmässig im Tal anzutreffen.
Fast zeitgleich begann auch der mittägliche Einsatz eines Sprinters der Regie Ilanz im Tal; während der Versamer Sprinter planmässig stets nur bis Tenna fährt, gelangt dieser Wagen im Durchlauf mit der Linie 403 Ilanz – Versam werktags nun bis Thalkirch, womit das Tal am Mittag besser angebunden ist. Da die grossen Wanderer-Ströme zu dieser Zeit zu Fuss unterwegs sind, reicht das kleine Fahrzeug üblicherweise problemlos. Im Bild ist einer der mehr als 10 4x4-Sprinter des Standortes Ilanz unterwegs taleinwärts bei Carfil.
Safien Platz, im eigentlichen Talboden der grösste Ort, weist eine enge Ortsdurchfahrt zwischen stattlichen Massivbauten auf. Hier befindet sich abseits des Dorfes nicht nur die grösste Kirche im Tal, sondern auch das einzige ganzjährig geöffnete Restaurant und ein kleines Lädchen für einheimische Spezialitäten. Ausserdem war die Strasse hier schon länger über mehrere Kilometer asphaltiert - weiter bergwärts gab’s bis in die 2010er-Jahre noch mehrheitlich Naturbelag.
Im Winter fahren vor allem Ski- und Schneeschuhtourengänger ins Tal - Skilifte gibt es, ausser dem Solarskilift in Tenna, keine. Auch sonst wartet eine unberührte Landschaft, zumal der ganze Westhang Wildruhezone und so auch für den sanften Wintertourismus tabu ist. Zwischen Bäch und Camana ist am 12.1.2014 der Cacciamali unterwegs zurück in Richtung Versam, im Hintergrund das 3056 Meter hohe Bruschghorn.
Endstation Thalkirch: Beim Weiler mit der kleinen Kirche (welche vor einigen Jahren einmal fast samt Berghang ins Tal gerutscht wäre) endete über Jahrzehnte die planmässige Buslinie, weiter gings nur noch im Sommer oder auf Bestellung über eine Kiespiste. Busse und Chauffeure waren sich die Naturstrasse - im Gegensatz zu den ungeübten unterländer Autofahrern, welche im Sommer den Fahrplan regelmässig durcheinanderbrachten - absolut gewohnt. Inzwischen wird ganzjährig bis Turahus gefahren – auch die Alpstrasse im hinteren Teil des Tals ist heute geteert.
Ausser der Kirche gibts in Thalkirch keine öffentliche Institution mehr - das einzige Restaurant ist das Turahus, zwei Kilometer weiter taleinwärts gelegen. So war die planmässige Weiterführung der Kurse auch im Winter nur eine Frage der Zeit, zumal auch für den Chauffeur das Abwarten der Pausenzeiten in der warmen Gaststube angenehmer ist als auf der Bank vor der Kirche oder im Bus… Im Hintergrund des Bilds ist noch die Kirche von Thalkirch zu erkennen; der Bus erreicht in wenigen Metern seine Endhaltestelle beim Restaurant.