Letztes Update: 31. Oktober 2023, 10:49
Der Frienisberg ist eigentlich nicht mehr als ein langgezogener Hügelzug. Allerdings für PostAuto-Fans ein durchaus interessanter: Nicht nur fuhr an seinem Rand das erste PostAuto der Schweiz, nein, es ist auch das grösste PostAuto-Netz im Umland der Bundesstadt Bern. Für diese Website beginnt die Reise daselbst: In der PostAuto-Station über dem Hauptbahnhof, wo 8 Postautolinien beginnen und enden. Am 16.1.2014 warten hier zwei Citaro-C2-Gelenkwagen der Regie auf ihre Abfahrt Richtung Westen.
Direkt nach der Ausfahrt verzweigen sich zwei Haupt-Liniengruppen: Die Linien 100, 101 und 107 queren die Aare bei Kappelen, die übrigen bei Herrenschwanden. Wir folgen zuerst der Linie 100 Richtung Kappelen, welche direkt nach der Ausfahrt aus dem komplexen Wirrwarr der Bahnhofszufahrt die SBB-Gleise überquert, im Hintergrund das Berner Obergericht.
Zuerst ist das Postauto auch ein Stadtbus: Während die Linien 100 und 107 den direkten Weg über die Autobahn nehmen, fährt die 101 im 10-Minuten-Takt über Weyermannshaus und Bethlehem aus der Stadt hinaus. Beim Weyermannshaus zeigte sich am 18.8.2012 Steiner-Wagen 11, ein MAN-Dreiachser, auf dem Weg zum Bahnhof. Sowohl die Regie als auch PU Steiner haben recht komplexe Umläufe, bei denen Fahrzeuge aller Typen auf alle Linien gelangen - so fährt auch auf dem 101 ein Mix aus Standard-, Maxi- und Gelenkbussen.
1920 wurde die Aare bei Wohlen zum Wohlensee aufgestaut; Als Ersatz für die in der Aare versunkene alte Holzbrücke wurde die Kappelenbrücke erstellt, über welche die Linien 100, 101 und 107 das Dorf Hinterkappelen erriechen. Ab 1970 entstand hier die Siedlung Kappelenring, eine der grössten zusammenhängend geplantet Siedlungen der Schweiz. Jeder zweite Kurs der Linie 101 wendet um die Siedlung und bedient drei Haltestellen am Rande davon, während die Linien 100 und 107 nur die Haltestelle Hinterkappelen Dorf bedienen. Im Bild ein Kurs der linie 107 am 18.8.2012.
Diejenigen Kurse der Linie 101, welche nicht beim Kappelenring wenden, fahren stattdessen aareaufwärts bis zur Schlossmatte. Wie die unterwegs bediente Aumatt (im Bild am 18.8.2012) ist auch dies eine moderne "Satellitensiedlung", Aumatt und Schlossmatt wurden aber erst ab den 80er-Jahren nach neuen Erkenntnissen erbaut, im Gegensatz zum monströsen Kappelenring betten sie sich ökologisch in die Uferlandschaft ein.
Für die Linien 101 und 107 geht die Fahrt indessen weiter nach Wohlen, dem Hauptort der Grossgemeinde, in der auch Hinterkappelen, Uettligen und Säriswil liegen. Dank der beiden Linien hat das Dorf immerhin noch halbstündliche Verbindungen nach Bern, die vor dem kürzlich neu gebauten Gemeindehaus abfahren - im Bild vom 11.8.2012 ein Dreiachs-Citaro des PU Autoverkehr Aarberg, welcher einen Umlauf der Linie 100 fährt, unterwegs von Aarberg in Richtung Bern.
Über Innerberg und Frieswil erreichen die Postautos der Linie 100 das kleine Dorf Detligen hoch über der Aare, wo 1906 ab Bern kommend die erste PostAuto-Linie der Schweiz endete. Den grossen Aufschwung hat das PostAuto dem Weiler, im Gegensatz zu Wohlen und Kappelen, definitiv nicht gebracht - so ist Detligen heute nur ein unbedeutender Zwischenhalt an der Fahrt von Bern nach Aarberg. Am 18.12.2009 erreicht ein Setra 319NF vom Autoverkehr Aarberg die Haltestelle Post, wofür der Bus die Strasse queren muss.
Endstation für die Linie 100 ist an der direkt via-à-vis des Bahnhofs gelegenen Haltestelle Post in Aarberg. Die Kurse von der Regie oder von PU Steiner haben hier eine halbe Stunde Wendezeit, da keine andere Regie-Linie von hier wegführt; Die Kurse des Autoverkehrs Aarberg verkehren teils direkt weiter nach Biel, Lyss oder Seedorf, wie dieser Setra 319NF am 3.12.2009.
Zurück nach Wohlen, und weiter entlang der Linie 107: Sie bedient die grosse Südhang-Siedlung in Wohlen und erreicht kurz darauf die Endstation in Uettligen. Werktags fahren von hier einige Kurse weiter bis Zollikofen, wobei sie nach kurzer Zeit die Linie 106 mit demselben Fahrtziel erreichen. Meist aber wenden die Busse durch den engen Dorfkern und warten zwischen historischen Gebäuden die kurze Wendezeit bis zur Rückfahrt ab; So auch dieser Regie-Citaro am frühen Samstagmorgen des 18.8.2012.
Genau wie Wohlen hat auch Uettligen zwei stündliche Verbindungen nach Bern; Die zweite Linie ist die 102, welcher über die Halenbrücke und Uettligen nach Säriswil fährt. Als eine der wenigen Linien, die noch mehreitlich mit Standardbussen bedient wird, sieht auch die 102 gelegentlich 3-Achs-Fahrzeuge, so am 18.8.2012 den MAN-3-Achser Nr. 11 von PU SteinerBus, Ortschwaben. Der Bus hat vor kurzem in Säriswil gewendet und erreicht auf seiner Rückfahrt nach Bern gerade den Dorfeingang. Bis vor etwa 10 Jahren fuhren einige Kurse ab Säriswil weiter nach Innerberg, wo sie auf die Linie 100 Richtung Aarberg gelangten.
Nun zur zweiten Liniengruppe: Die Linien 102, 103, 104, 105 und 106 velassen Bern nämlich über das Länggass-Quartier, ein durch die Universität und verschiedene Industrien geprägtes Quartier oberhalb des Bahnhofs. Unweit der Haltestelle Unitobler ist am 18.8.2012 ein Kurs der Linie 103 unterwegs Richtung Bahnhof Bern; Die Linie 103 ergänzt zwischen der grossen Park-and-Ride-Anlage Neufeld bei der Autobahnausfahrt und dem Bahnhof die Überland-Linien am Samstag und Sonntag zum Viertelstundentakt. Montags bis Freitags wird dieser durch die Überlandlinien in Kombination sichergestellt.
Bis zu dessen Endstation Länggasse teilen sich die Postautos die Strasse mit der Trolleybuslinie 12 der Städtischen Verkehrsbetriebe. Danach übernimmt das PostAuto eine innerstädtische Erschliessungsfunktion, mit der wichtigsten Haltestelle beim Spital Lindenhof. Am 18.8.2012 ist dort ein MAN A20 von PU Steiner unterwegs stadteinwärts; der Bus ist unterwegs auf der Linie 102 und kommt aus Säriswil.
Diese zweite Liniengruppe überquert die Aare auf der 1913 eröffneten Halenbrücke. Die damals auf grüner Wiese eröffnete Stahlbetonbrücke liegt heute am Rande des stark gewachsenen "Weilers" Herrenschwanden, der heute praktisch den ganzen Südhang an der Aare bedeckt. Am 11.8.2012 überquert ein Regie-Gelenkwagen, unterwegs auf der Linie 106 aus Zollikofen, die imposante Brücke in Richtung Bern. Er hat einen grossen Umweg um den Bremgartenwald vor sich, da mit der neuen Autobahnausfahrt Neufeld nicht nur der Privatverkehr, sondern auch die PostAutos von der direkten Strasse durch den Wald verbannt wurden.
Die erwähnte Umwegfahrt führte dazu, dass das Fahrplankonzept für die Linien 102-106 angepasst werden musste. Um Zeit zu gewinnen, halten seither nicht mehr alle Linien an allen Haltestellen in Herrenschwanden. So fährt die 105 an der Haltestelle Dorf ohne Halt vorbei, und die Linie 104 ist alleine für die Verbindung Herrenschwanden Dorf - Ortschwaben verantwortlich. Am 18.8.2012 ist ein Standard-Citaro unterwegs auf der Linie und erreicht in Kürze die eben erwähnte Haltestelle.
Dafür wird die abgelegene Haltestelle Ausserortschwaben weiterhin von beiden Linien bedient. Auch auf der 104 kommen immer häufiger Gelenkbusse zum Einsatz, beispielsweise am Nachmittag des 3.12.2009 ein MAN A23 der Regie Bern, unterwegs von Wahlendorf zu seinem Heimatort.
Bei Ausserortschwaben zweigt die Linie 106 ab und fährt über Kirchlindach und Oberlindach nach Zollikofen. Noch bevor in Kirchlindach wieder die Linie 107 zur Route stösst, führt die Linie über ein relativ schmales Strässchen mit schönem Alpenpanorama bergwärts. Am 18.8.2012 war auf der Linie nebst anderen ein inzwischen ausrangierter MAN A23 von PU SteinerBus unterwegs, im Hintergrund sind ganz am Rand Eiger, Mönch und Jungfrau zu erahnen.
Weiter geht die Fahrt über den Garagenort Ortschwaben, der hauptsächlich aus in den 70er- und 80er-Jahren auf grüner Wiese erstellten Einfamilienhäusern besteht. Während die Linie 104 erneut einen Umweg über das Grächwil fährt, führt die 105 an Ortschwaben und Grächwil vorbei direkt nach Meikirch. Am 18.8.2012 war nachmittags ein MAN-3-Achser unterwegs nach Lyss, als diese Aufnahme unterhalb des Dorfes entstand.
In einer Mulde am Nordhang des Frienisbergs liegt das kleine Wahlendorf, Endstation der Linie 104. Die ohnehin schon kurze Wendezeit musste mit der Sperrung der Bremgartenwaldstrasse auf nur noch 3 Minuten gekürzt werden, die Pausen-Idylle am 18.8.2012 täuscht also...
Die Linie 105 quert dagegen nach Meikirch den eigentlichen Frienisberg und erreicht über das Dorf Frienisberg und Baggwil Seedorf. Hier besteht heute meist Anschluss nach Aarberg, wobei die früher regelmässige Durchbindung Bern - Aarberg heute nur noch sonntags vorkommt. Die Stichlinie Aarberg - Seedorf wird meist von PU Autoverkehr Aarberg gefahren, ein Citaro L des Betriebs erreicht am 11.8.2012 über die kurze, aber sehr heftige Steigung vom Schulhaus kommend den Dorfkern.
Auch die Kurse nach Lyss haben die Steigung regelmässig zu bewältigen. Bevor er den Dorfkern "erklimmt", wird aber der MAN A20 unterwegs von Lyss nach Bern noch eine Stichfahrt nach Lobsigen unter die Räder nehen; das Dorf liegt abseits der Hauptachsen zwischen Seedorf und Detligen.