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30.323/611-614: Region Gurnigel / Schwarzenburg

Letztes Update: 31. Oktober 2023, 10:53

Die Post Riggisberg ist Ausgangspunkt eines grossen Postauto-Liniennetzes, das bis auf eine Linie vom lokalen Reiseunternehmen Engeloch betrieben wird. Die Linie 611 führt als eine der Stammlinien von hier nach Schwarzenburg und wird heute weitgehend Stündlich, mit Verdichtungen zum Halbstundentakt in den Hauptverkehrszeiten, betrieben. In Riggisberg bestehen Anschlüsse (bzw. häufig auch Direktverbindungen) von und nach Köniz, während von/nach Toffen bzw. Thurnen längere Wartezeiten resultieren. Das Bild von 2008 zeigt zudem den Kleinbus von PU Lüthi, Hinterfultigen, welcher die Linie ebendorthin bedienen wird. Alle drei Fahrzeuge wurden inzwischen ersetzt.

In Schwarzenburg, am anderen Ende der Linie 611, sind die Engeloch-Postautos ebenfalls nicht ganz unter sich – hier fahren auch die Busse der Freiburger Verkehrsbetriebe (TPF), ein klarer Hinweis auf die sehr nahe Kantonsgrenze. Die Netzstruktur führt dazu, dass die Chauffeure samt Postauto in Schwarzenburg gelegentlich eine halbstündige Pause absolvieren – früher befand sich hier auch eine Regiegarage, deren Umläufe inzwischen ebenfalls von PU Engeloch übernommen wurden.

Der direkte Weg von Schwarzenburg nach Riggisberg würde nur wenige Minuten dauern – ein Grossteil der Region wäre so aber nicht mit dem ÖV erschlossen. Die Postautos nehmen deshalb den sehenswerten «Umweg» über Rüschegg und Mamishaus, zwei Streusiedlungen im Einzugsgebiet des Schwarzwassers. Vor allem im Schülerverkehr sind hier grosse Frequenzen zu verzeichnen, dann werden auch Dreiachser eingesetzt – hier wartet einer der Wagen in Rüschegg-Gambach auf seinen Gegenkurs (zum Kreuzen ist der Platz auf den Nebenstrassen vielerorts zu knapp).

Nach der Fahrt durch die vielen Weiler von Rüschegg weitet sich die Landschaft bei Mamishaus auf. Auch hier besteht das Dorf aus mehreren Weilern; der Bus ist unterwegs bei Borbezried in Richtung Riggisberg, im Hintergrund ist der Hauptort der Gemeinde zu erkennen.

In Schwarzenburg beginnt und endet die Buslinie 612, einer der wenigen echten Rundkurse im Postautonetz. Die Linie führt einmal rund ums «Guggershörnli», den Hausberg des Dorfes Guggisberg, bekannt aus dem gleichnamigen Lied. Die Linie wird ungefähr stündlich bedient, wobei nicht immer in dieselbe Richtung gefahren wird. Dieser Kurs, mit einem der allgegenwärtigen Citaro LE (zeitweise bis zu 7 Fahrzeuge bei PU Engeloch im Einsatz), ist im Gegenuhrzeigersinn unterwegs und passiert gerade den Dorfplatz von Guggisberg.

Auf dem «westlichen» Ast des Rundkurses wird auch der kleine Weiler Riedstätt bedient – wobei der hier abgebildete Einsatz eines Kleinbusses auf Rundkursen heute praktisch nicht mehr vorkommt. Der Bus hat vor wenigen Minuten Schwarzenburg verlassen und erreicht die Haltestelle Riedstätt Post, wo auch der Fotograf steht. Die namensgebende Poststelle ist schon länger geschlossen…

Am östlichen Teil des Rundkurses durchqueren die Busse das auf einem Hügelzug gelegene «Dorf» Milken, auch dieses ist jedoch mehr Streusiedlung als Dorf. Der Citaro LE ist unterwegs beim Weiler Kriesbaumen und erreicht in Kürze die Neuenmatt, mit 1117 Metern über Meer den höchsten Punkt des Rundkurses.

Kurz darauf wird der Bus das Dorf Riffenmatt erreichen, bis 2010 Sitz des Klein-PU Heiniger, welcher mit einem Kleinbus einige Schülerkurse fuhr. An der Haltestelle Kreuzung wartet dieser Citaro LE an einem sonnigen Wintersamstag auf seine Weiterfahrt, tagsüber eine ruhige Angelegenheit – vor- und nachmittags sorgt der Nahe Kinderskilift für einige Frequenzen.

Die Heiniger-Postautos fuhren ab Riffenmatt nebst einzelnen Kursen von/und nach Schwarzenburg vor allem die Schulbuslinie 614 Riffenmatt – Guggisberg – Riedacker. Heute gehört der eingesetzte Kleinbus ebenfalls PU Engeloch, geblieben ist der sehr ländliche Charakter der Linie, die über eine schmale (aber immerhin asphaltierte) Feldstrasse zum Schulhaus Riedacker führt. Dort wendet der Kleinbus, hier im Sommer 2010, direkt auf dem Pausenplatz – der schon länger nicht mehr zu einer klassischen Dorfschule gehört: Heute werden im Gebäude Sonderschüler beherbergt.

Etwas unterhalb von Riedacker führt die Strasse von Guggisberg in den Kanton Fribourg nach Plaffeien durch. Sie wird von der Linie 323 befahren, der längsten Postautolinie in den Berner Voralpen: Sie führt genauso wie die Linie 611 von Schwarzenburg nach Riggisberg, überquert dabei auf ihrer fast zweistündigen Fahrt jedoch die Passhöhe des Gurnigels im Naturpark Gantrisch. Der einst nur saisonnale Betrieb wird seit längerem wieder ganzjährig geführt, mit zwei täglichen Kurspaaren sowie saisonnalen Verstärkungskursen. Einer davon hat an diesem Wintersonntag soeben das Berghaus Gurnigel passiert, er fährt nun auf der Höhe weiter zur Stierenhütte auf 1610 Metern über Meer, dem höchsten Punkt der Linie. Im Hintergrund rechts ist das Nebelmeer zu erahnen, welches häufig gerade soweit unterhalb der Passhöhe liegt, dass hier ganztags die Sonne genossen werden kann.

Einige Höhenmeter weiter unten liegt das Gurnigelbad, einst eines der grössten Badekurhotels der Schweiz. Die über 400 Gäste beherbergenden Bauten wurden im zweiten Weltkrieg aus wirtschaftlichen Gründen stillgelegt, später durch die Armee genutzt und bis 1955 weitgehend abgerissen (bzw., wie damals durchaus noch üblich, gesprengt). Nur ein kleiner Teil des Komplexes wird als Hotel noch genutzt – die meisten Gäste kommen heute wegen dem danebenliegenden Skilift. Wenig oberhalb, bei der Abzweigung Stockhütte, ist ein Citaro LE unterwegs bergwärts auf der schmalen Strasse, welche hier ab Rüti in wenigen Kilometern 800 Höhenmeter überwindet. Foto: Sarah Keller

Auf der anderen Seite des Passes ist die Steigung deutlich milder; die Strecke führt auch durch das Dorf Plaffeien, eine der deutschfreiburger Gemeinden im oberen Einzugsgebiet der Sense. Hier bestehen Anschlüsse an verschiedene TPF-Linien, welche teilweise auch ab der dortigen Aussengarage des Grossbetriebes bedient werden. Auf der abendlichen Rückfahrt sind allerdings keine Leute aus Fribourg mehr zugestiegen – hingegen wird der jetzt noch leere Bus ab der Passhöhe grosse Mengen an Langläufern und Schneeschuhgängern zurück in die Agglomeration Bern bringen.

Zuerst aber führt ihn die Fahrt weiter über Zollhaus bis Sangernboden, wo der eigentliche Anstieg der Strecke bedient. Die alte Steibachbrücke von 1892 wurde 1981 ausser Betrieb genommen und wird seit 1987 von einer Stiftung unterhalten; die Busse rollen heute über die unscheinbare Betonbrücke talwärts gegen Plaffeien.

Weiter oben wird die Strasse schmaler und die Hess-Dreiachser, die hier an Spitzentagen eingesetzt werden, müssen bisweilen gut manövrieren, um die Kurven ohne Schäden zu passieren (da ein Aufsetzen bei Vollbeladung nicht auszuschliessen ist, sind zusätzliche Stahlkufen montiert, um bei einem Aufsetzen die Carosserie zu schützen!). Soeben hat der Bus zwei der engsten Kehren gemeistert und fährt nun durch den lichter werdenden Wald gegen das Schwefelbergbad. Das alt-ehrwürdige Hotel samt Skiliften ist allerdings bereits seit 2012 geschlossen – wann die wunderschöne Anlage wieder eröffnet wird, konnte leider nicht in Erfahrung gebracht werden, da eine entsprechende Baubewilligung ungenutzt verfallen ist.

Kurz vor der Passhöhe wird dann die Gantrischhütte passiert, eine alte Militärunterkunft, die heute gastronomisch genutzt wird. Als guter Ausgangspunkt für Wanderungen ist hier auch Endstation für die Zusatzkurse aus Riggisberg, sowie für die Beiwagen, welche oftmals die Stammkurse verstärken. Auch an diesem Sommertag hat ein Citaro LE den Stammkurs verstärkt. Der Bus hat nun gewendet und fährt zurück gegen Riggisberg, wobei er vor der langen Talfahrt noch einige Meter zurück zur Passhöhe zu bewältigen hat.

Im Winter sind es vor allem die zahlreichen Langlaufloipen, die für ein hohes Verkehrsaufkommen sorgen. Das Ziel des Naturparks, mehr Leute auf den ÖV zu bringen, wird nun mit Parkgebühren verstärkt forciert – und es ist zu hoffen, dass mit steigenden Frequenzen auch zusätzliche Kurse geführt werden können. Noch konzentriert sich das Verkehrsaufkommen im Winter auf nur zwei, in der Hauptsaison am Wochenende drei Kurspaare, die dafür gelegentlich genauso wie im Sommer verstärkt werden. Der Citaro LE hat auf der Wasserscheide die Langläufer ausgeladen und rollt nun leer talwärts nach Riggisberg; beim oberen Gurnigel haben sich in den Tagen davor grosse Schneemengen angesammelt, die mangels Sonne auch liegengeblieben sind und die für eine märchenhafte Waldstimmung sorgen.

Im Sommer kommen zu den zwei Stammkursen vier weitere Kurse dazu: Zwei ab Riggisberg bis Gantrischhütte, zwei weitere ab Schwarzenburg über Schwarzenbühl. Der morgendliche Schwarzenburger Kurs hat soeben die Wasserscheide erreicht und fährt nun die wenigen Meter weiter bis zum Berghaus Gurnigel.

Die Strasse, welche die Kurse ab Schwarzenbüel benützen, ist im Winter für Strassenfahrzeuge nicht befahrbar – wohl aber für die Langläufer, welche auf der Fahrt vom Schwarzenbühl zum Gurnigel dieselbe schöne Aussicht in weiss geniessen dürfen. In der ersten Saison der von der früheren Endstation Ottenleuenbad bis Gurnigel verlängerten Sommerkurse (welche auch gleich mit Standardbus anstelle des früheren Kleinbusses bedient werden mussten) ist dieser MAN NÜ313 unterwegs bergwärts.

Während die Kurse ab Bern Teil des regulären Grundangebotes sind und seit Abschaffung des so genannten Alpine Tickets auch mit GA und Tageskarten gratis zu benutzen sind, sind die Kurse via Schwarzenbühl vom Naturpark bestellt und nicht im GA-Bereich. Im Winter wird bis zum Kurhaus Schwarzenbühl gefahren, womit nebst den Loipen auch die Skilifte Selital an den ÖV angebunden sind; der Fahrzeugpark hat sich seit dieser Aufnahme aus 2010 gewandelt. Der klassische O405 mit R+J-Aufbau ist modernen Niederflurbussen gewichen.

Die Strasse zum Schwarzenbühl ist ebenso sehenswert wie jene über den Gurnigel – wenn auch deutlich kürzer, dauert die Fahrt ab Schwarzenburg doch nur knapp 30 Minuten und die ab der Hauptstadt ins Skigebiet nur knapp mehr als eine Stunde… Der Citaro, ein Fahrzeug ex Regie Aeschi, ist beim Lauetli unterwegs bergwärts, im Hintergrund ist das Dorf Riffenmatt und das Guggershörndli zu erkennen. Ebenso erkennen geübte Augen hinter dem ausgedehnten Nebelmeer den schneeweissen Bergrücken des Chasseral.

Weiter oben wird die Strasse nochmals steiler, und das (im Winter meist im Schatten gelegene) Schwarzenbühl wird mit zwei letzten Kehren erreicht. Dort entstand diese Aufnahme eines Citaro LE; Während wenige Meter weiter oben bei der Süftenenkreuzung die Sonne scheint, liegt die Strasse im Nebel. Solange die Skilifte in Betrieb sind, wird die Linie aber stets bedient. Foto: Sarah Keller.

Nur wenige Kurse pro Tag verkehrten auf der kurzen Buslinie von Schwarzenburg nach Albligen. Das Dorf, das auch über Flamatt mit der Welt verbunden ist (und dies deutlich häufiger), fusionierte 2014 mit Schwarzenburg und hing deshalb, im Gegensatz zum Kanton als Besteller, an der kurzen Verbindung – am Ende wurde die Linie Ende 2017 jedoch trotzdem eingestellt, waren doch in den Bussen im Schnitt nur gerade zwei Personen unterwegs. Der Citaro LE überquert bei der Ruchmühle die Sense…

…und wendet kurz darauf im Dorf Albligen. Heute fahren die Postautos des Regiestandortes in Laupen mehr oder weniger stündlich (am Wochenende seltener) über Ueberstorf nach Flamatt und bieten Dort Anschluss nach Bern und Fribourg an. Das Gemeindezentrum in Schwarzenburg ist hingegen nur noch mit dem Schulbus oder mit dem Privatauto erreichbar.